Die Welt der Wissenschaft für Forscher von morgen

09.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Wenn Kinder dozieren: Eine Grundschülerin erklärte Erwachsenen, auf welchem Weg die Murmel am längsten unterwegs ist. - Foto: Liebhard

Kösching (DK) Das Grundschulbildungsprojekt "Miniphänomenta in Bayern" macht zwei Wochen lang Station in Kösching. In der Montessori-Grundschule hatten Eltern, Lehrer und Kinder jetzt die Gelegenheit, an interaktiven Lernstationen naturwissenschaftliche und technische Phänomene zu beobachten.

Der Titel der Bildungsinitiative klingt etwas seltsam, aber die Eingeweihten erklärten allen gerne, worum es geht. "Miniphänomenta heißt einfach, dass es sich um ein Angebot für Kinder, genauer gesagt für Grundschüler, handelt, die dabei in die Welt der Technik eintauchen können": So fasste Anne Rossbach das Ziel zusammen. Sie ist die Projektleiterin beim Träger dieser Veranstaltung: dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft.

Zwei Wochen lang stehen den Schülern der Köschinger Montessori-Schule 52 Lernstationen zur freien Verfügung. Zum Auftakt durften auch die Eltern zuschauen. Die Universität Flensburg habe die interaktiven Stationen unter dem Motto "Staunen, Forschen und Begreifen" entwickelt, erklärte Rossbach. Die Rektorin Ute Hesse-Hedayati und die Lehrerin Anke Dokis hatten das Projekt auf einer Fortbildung kennengelernt und sich dafür eingesetzt, dass es auch an ihre Schule kommt.

Doch was genau verbirgt sich hinter dem ungewöhnlichen Namen Miniphänomenta? Die Stationen aus Holz, Schnüren, Plastikrohren, Schrauben, Lampen, Glas, Stoff und anderen Materialien sind alle selbstgebaut und unterschiedlich groß. Jede der Stationen behandelt ein technisches Phänomen, das die kleinen und großen Forscher ganz auf ihre Weise erkunden sollen. Experimentiert werden kann zum Beispiel mit Wasser, Licht, optischen Phänomenen, Geräuschen, Luft, Wärme oder Elektrizität.

In einer Ecke steht etwa ein schwarzer, mannshoher Holzkasten, der mit schwarzem Stoff umgeben ist. Betritt man den Kasten durch den Vorhang, findet man sich in einem kleinen Raum wieder, der nur mit einer UV-Lampe beleuchtet ist. An einer Wand ist ein Spiegel angebracht, so dass jeder seine Zähne oder seine Kleidung in strahlendem Weiß leuchten sehen kann. Diese Station gefällt dem Grundschüler Johann besonders gut. Er weiß auch ganz genau, warum bei diesem Licht alles in weißer Farbe hervorsticht: "Das Licht reagiert auf Weiß!" So einfach ist das.

Am faszinierendsten findet der Drittklässler Jan einen Versuch mit einem Plastikrohr, in das waagerecht ein paar kleine Löcher gestanzt worden sind. Beeindruckt schilderte der Bub: "Füllt man darin Wasser ein, dann kommt es an den seitlichen Löchern langsamer heraus als in der Mitte."

Wichtig bei dem Projekt sei, dass jeder die technischen und naturwissenschaftlichen Phänomene auf seine Weise entdecken könne, sagte Anke Dokis. "Die Kinder sollen unbeeinflusst an die Stationen herangehen, ohne zu wissen, wie ein Versuchsaufbau funktioniert oder was er bezweckt." Denn so wecke man den Forscherdrang der Schüler, die auf diese Weise eigene und manchmal ganz neue Erkenntnisse gewinnen. "Lehrstationen wurden in der Vergangenheit sogar schon weiterentwickelt und verändert, weil die Ideen der Kinder viel besser waren als die ursprünglichen der Erwachsenen", erklärte die Pädagogin den Gästen.

Das ist zum Beispiel bei einer Station mit Holzklötzen und einer Murmel der Fall. Eine Holzplatte ist schräg aufgestellt, so dass die Murmel nach unten rollen kann. Eigentlich sollten Kinder mit diesen Klötzen den längsten Weg für die Murmel bauen. Stattdessen haben sie mit einer Uhr versucht herauszufinden, wann die Murmel am längsten unterwegs ist. Die Station ist jetzt also zusätzlich mit einer Stoppuhr ausgerüstet. So etwas nennt man Erfindergeist.