Eichstätt
Die weißen Hemden werden schwarz

Bericht aus Australien: Wolfgang Wollny aus Eichstätt erlebt die Auswirkungen der verheerenden Brände vor Ort mit

15.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:05 Uhr
Der Eichstätter Wolfgang Wollny ist mit seiner Lebensgefährtin Christina Eberle für fünf Wochen in Australien. Er erlebt die verheerenden Buschfeuer mit. Asche und Ruß sind überall in der Luft und auch als Ablagerungen auf Autoscheiben zu sehen (l.). −Foto: Wollny

Eichstätt/Melbourne - Riesige Brandherde, verkohlte Erde, dehydrierte Tiere - das sind die Bilder, die momentan aus Australien um die Welt gehen.

Die Feuersbrunst, die über den Kontinent walzt, hat zerstörerische Ausmaße. Auch die Menschen, die nicht unmittelbar im Brandgebiet leben und von den verheerenden Auswirkungen betroffen sind, spüren die Brände in ihrem Alltag. So auch der Eichstätter Wolfgang Wollny (siehe auch Infokasten zur Person), der im Moment seine Familie in Australien besucht.

In Altona, einem Vorort von Melbourne, ist Wollny etwa 80 Kilometer von den Buschfeuern entfernt. Mit seiner Lebensgefährtin, Chritstina Eberle, verbringt der Eichstätter fünf Wochen in dem von der Feuerkatastrophe geplagten Land, um dort Verwandte zu besuchen. "Wir waren besorgt vor dem, was auf uns zukommt, bevor wir abgeflogen sind", erinnert sich Wollny. Zuerst geht es für das Eichstätter Paar nach Wollongong, 60 Kilometer südlich von Sydney. Dort feiern sie mit Rebecca Bauer aus Kipfenberg, einer Nichte von Eberle, Hochzeit. "An diesem Abend war der Brandgeruch besonders schlimm, so als würden rundum Lagerfeuer geschürt werden", beschreibt der gebürtige Eichstätter den beißenden Gestank. Auf den weißen Hemden der Feiergesellschaft sammelt sich der Ruß. Weil die Tische unter freiem Himmel stehen, muss das Geschirr vor dem Essen noch einmal ausgewechselt werden - die weißen Teller haben sich schwarz gefärbt.

Wollny ist zum vierten Mal in Australien, die schlimme Katastrophe bestürzt den Rentner. Schon auf der Fahrt zur Hochzeit von Rebecca Bauer waren die Auswirkungen der Brände nicht zu übersehen: Auf den Autoscheiben sammelte sich "eine braune Brühe". Auch andere Familien, die zur Hochzeit anreisen, spüren die belastenden Luftverhältnisse. Überall hängt im Himmel Rauch, der Bäume und Häuser wie im Nebel verschwinden lässt. Die Temperaturen um 30 Grad und mehr lassen die bräunlichen Schwaden, die vom Brandgebiet über das Land ziehen, noch drückender wirken, sagt Wollny, "man kann sie von den Wolken gut unterscheiden, wenn man über das Meer schaut".

Die schlechten Luftverhältnisse schlagen sich mittlerweile auch deutlich in Messwerten nieder. Der Luftqualitätsindex, gemessen an Partikeln PM 2,5 (Feinstaub), liegt aktuell bei einem Wert von 571, wie Wollny mitteilt, normal wäre ein Wert unter 50. Vor etwa einer Woche sei in Canberra sogar ein Wert von 970 gemessen worden.

Im Umkehrschluss bedeutet dies für die Anwohner, Fenster und Türen geschlossen zu halten und möglichst wenig ins Freie zu gehen, da "doch eine erhebliche Gesundheitsgefährdung besteht". Im Sport überlegt man bereits, die "Australien Open" zu verschieben, die Tennisspielerin Dalila Jakupovic aus Slowenien brach bereits ein Tunier ab, weil sie einen Hustenanfall erlitt.

Um sich zu schützen, können die Anwohner wenig tun, außer Atemmasken zu tragen, doch diese sind schon seit langem ausverkauft. "Hier in Melbourne ist die Lage noch relativ entspannt, nur wenn der Wind Rauch und Ruß hierher treibt, merkt man, wie viel Staub man eigentlich einatmet", beschreibt Wollny den Alltag. Die Sorge gelte an solchen Tagen vor allem den Kindern, die dann nur bei besserer Luft ins Freie dürfen.

"Zum Glück wirken sich die Brände hier bei uns noch nicht auf das Wasser aus", zeigt sich Wollny erleichtert. Lediglich in den Pools sammelt sich am Boden eine dicke Rußschicht. "Daran sieht man, wie schwer es auch ist, das Wasser wieder zu reinigen. "

Obwohl der Katastrophen-alarm ausgerufen ist und die gesamte südliche Ostküste in Alarmbereitschaft steht, verwundert den Eichstätter Rentner mancherorts das unüberlegte Verhalten einiger Jugendlicher vor Ort. Immer wieder werden Zigarettenkippen trotz der großen Dürre bedenkenlos weggeworfen, obwohl jeder Bürger mittlerweile die Gefahr weiterer Brände fürchten müsste.

DK


 

Anna Hecker