Neuburg
Die Weiber sind los!

Im Marstall, am Schrannenplatz und in den zahlreichen Bars feiern die Frauen ausgelassen Fasching

24.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Kurz vor Mitternacht im Marstall: Eng ging es nun zu auf der Tanzfläche, wo die Dirty Tones den Hexen einheizten (oben). Musik lässt sich mit allem machen, fanden derweil die Rocker im Central (Mitte links). Achtung Liebespfeil: Amor verschoss seine Pfeile von der Ofenbank des Neuwirts aus (r.). Hexen-Burger richteten Manfred Enders und Ingrid Jacobsen für die zahlreichen feschen Hexen vor (unten). - Fotos: Hammerl

Neuburg (DK) Der böige Wind setzte dem Feuer gewaltig zu. Vielleicht lag es am kräftigen Funkenflug, der Fanfarenzug und Hexen schon bei der Ankunft auf dem Ottheinrichplatz entgegenwehte, dass der Hexensprung vorm Marstall vergleichsweise etwas mager ausfiel.

Die Feuerspucker von Spectaculum de diabolico aber trotzten tapfer dem Wind und tauchten die Szenerie in orangeroten Feuerschein. Der aus 38 Bläsern und Trommlern bestehende Fanfarenzug zog nach einigen Runden ums Feuer schließlich in den Marstall ein, um dort die Tanzfläche mit dem "Hexenbumbel" und abwechselnden Luftsprüngen gebührend einzuweihen. Dirigiert wurden sie vom furchterregenden Tod (Rainer Bartsch). Fast so makaber war die Crew der Neuburger DPSG (Deutsche Pfadfinder St. Georg) kostümiert. "Die Mädels wollten als Krankenschwestern gehen, da haben wir gesagt, okay, machen wir die Ärzte", erzählt Tommy Jacobsen. Ehrensache, dass er und Max Seitz als Stammesvorsitzende die Chefarztwürde übernahmen und als Dr. med. Brot und Dr. med. Wurst supercool mit Hawaii-Hemden unter den weißen Kitteln unterwegs waren. An die 50 Ehrenamtliche waren im Einsatz, wobei die Neuburger von Pfadfindern aus Donauwörth und Ingolstadt unterstützt wurden. "Wir haben die volle Palette da - bis hin zum Chirurgen", pries Jacobsen das medizinische Personal, das glücklicherweise aber nicht zum Einsatz kam. Allenfalls gegen "schweren Magenbrand", mit "Medikamenten für Realitätsflucht" oder um Hexen-Burger und Hexen-Finger herzurichten. Dazu hatte sich Manfred Enders in einen grünen OP-Kittel geworfen, der mit dem blutbespritzten weißen Kittel seiner OP-Schwester Ingrid (Jacobsen) bestens kontrastierte.

Fantasiekostüme und TV-Figuren liefen heuer den Hexen ein wenig den Rang ab - von Turtles über Hippies, Saw-Puppen, Horror-Clowns und SpongeBob bis hin zu Cheerleadern war so ziemlich alles unterwegs, gelegentlich auch ein paar plüschige Exemplare aus der Tierwelt bis hin zum grünen Drachen. Tabaluga oder Hausdrache? "Manchmal auch Hausdrache", räumt Maria aus Ehekirchen lachend ein. Sie hat es in den Neuwirt hineingeschafft, wo Amor listig seine Pfeile verschoss. Die Hippies mussten draußen bleiben. "Der mag uns nicht", jammerte deren Wortführer und versuchte, sich als Kameraträger zu verdingen, um am Türsteher vorbeizukommen, der wegen Überfüllung niemanden mehr einließ. An der Wichtelhütte zahlte sich der zusätzliche Raum aus - es herrschte deutlich mehr Bewegungsfreiheit als sonst. "Hauptsache peinlich", hatten sich die Wirte Kalle und Junior vorgenommen, als sie sich vor drei Tagen auf Kostümsuche begeben hatten und sich in Babyblau geworfen, glühbirnengroße Schnuller um den Hals. "Die passen rein", versicherte Rüdiger Mahlo, wollte es aber nicht vormachen.

Relativ wenige Hexen zogen durch die Straßen. In den Lokalen herrschte dagegen so viel Andrang, dass zeitweise Einlassstopps verhängt wurden. Dagegen halfen kreative Lösungsansätze wie eine Bar draußen in der Nähe des Donaukais. Der Schrannenplatz war fest in jugendlicher Hand, leider lag hier schon zu früher Stunde allerlei Unrat, vor allem leere Flaschen, am Boden. Insgesamt dürfte überall etwas weniger los gewesen sein als in den Vorjahren. Im Marstall musste nur zweimal, um 0.30 und 2.30 Uhr, für gewisse Zeit ein Einlassstopp wegen Überfüllung verhängt werden. "Unsere neue Partyband Dirty Tones ist sehr gut angekommen", bilanzierte Jacobsen am Freitag. Gespielt hatte sie wie geplant bis 4 Uhr früh, "vor vollem Haus".