Ludwigsmoos
Die Vorfreude überwiegt

Pfarrerin Cornelia Dölfel wurde feierlich in den Ruhestand verabschiedet

17.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:44 Uhr
Ein Abschiedsgeschenk: Erwin Kleber und Jutta Schmaus vom Kirchenvorstand überreichten Cornelia Dölfel ein Bild, das die in der Gemeinde lebende Künstlerin Karin Huber eigens für diesen Anlass gemalt hat. −Foto: Budke

Ludwigsmoos - Nach 23 Jahren Dienstzeit, davon sechs Jahre in der evangelischen Gemeinde Ludwigsmoos-Pöttmes, wurde Pfarrerin Cornelia Dölfel am Samstagabend durch Dekan Thomas Schwarz von ihren Aufgaben entpflichtet und damit offiziell in den Ruhestand verabschiedet.

Natürlich gab es Wehmut, aber die Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt überwog.

Schließlich vertraut Cornelia Dölfel weiterhin darauf, dass Gott ihr den richtigen Weg zeigt - dies hat sie auf dem Jakobsweg gelernt, wie sie später im Gottesdienst in ihrer Predigt erzählte. Zuerst jedoch begrüßte Dölfel die Gäste zu ihrem "letzten Gottesdienst - ich freue mich, dass ich Sie noch einmal alle sehe. " Tatsächlich waren Vertreter von Kirchenvorstand, Singkreis, Frauenkreis, Sängerinnen des inzwischen aufgelösten Gospelchores, Pfarrer und Bürgermeister der zugehörigen und benachbarten Gemeinden gekommen, um "Auf Wiedersehen" zu sagen.

Auf dem großen Kirchhof vor der schönen Ludwigsmooser Kirche und gleich neben dem Gemeindehaus, das auch Wohnhaus der Pfarrerin war, gab es genügend Platz für alle Gäste und zum Glück- bis auf ein paar wenige Tropfen - angenehme Abendsonne. "Corona sorgt dafür, dass wir uns etwas einfallen lassen müssen, um mit Abstand zu feiern", sagte Dölfel und es klang weniger vorwurfsvoll als vielmehr zuversichtlich.

Woher das rührt, wurde in ihrer Predigt deutlich: Als spätberufene Pfarrerin gelingt es ihr, im Vertrauen auf Gott ihr Leben zu gestalten. Bewusst sei ihr geworden, was dies bedeutet, als sie vor 20 Jahren gut 400 Kilometer auf dem Jakobsweg zurücklegte: "Ich habe Erfahrungen gemacht, die meinen Glauben geprägt haben. " Sie erzählt einige Beispiele: Als sie einmal verpasste, sich rechtzeitig mit Proviant zu versorgen, betete sie zu Gott. Als kurze Zeit später ein Radfahrer auftauchte, ein Stück mit ihr zu Fuß ging und sie zu seinem Frühstück einlud, fragte sie sich: "War das ein Engel, den Gott mir geschickt hatte? " Ihr wurde klar: Gott sorgt für sie: "Du bekommst alles zur rechten Zeit. "

Ähnlich habe sie Vertrauen gehabt, den richtigen Weg zu finden - auch wenn sie manchmal ein Stück zurück gehen musste, weil sie einen der gelben Pfeile oder ein Muschelsymbol verpasst hatte. Sie bezieht das auf die kommende Zeit: "Auch jetzt, wo ein neuer Abschnitt beginnt, wird Gott mir den Weg zeigen. " Die vielen Gespräche, die sie auf dem Jakobsweg täglich über Gott und über Lebenserfahrungen führte, veranschaulichten ihr: "Das ist gemeint mit "Die gute Nachricht weitertragen": Wir sind ein Leben lang auf dem Camino - wir teilen ein Stück des Weges und dann gehen wir wieder auseinander. "

So sei es nun mit ihrem Weggang aus Ludwigsmoos, mit ihrer Entpflichtung und dem damit verbundenen Beginn des Ruhestandes: "Ich habe hier gute Begegnungen mit Menschen gehabt und ich bin beeindruckt von dem einfachen, bodenständigen Glauben, der hier geübt wird. Der Glaube trägt sie im täglichen Leben. " Diese Gedanken griff Dekan Thomas Schwarz in seiner Ansprache zur Entpflichtung auf: "Sie haben in den langen Jahren für die Menschen gearbeitet und ihnen nahe gebracht, dass man auf Gott vertrauen kann. " Vom heutigen Tag an gebe es keine dienstliche Verantwortung mehr für Dölfel, sondern "Sie sind frei und entlastet von allem und haben den Vorteil: Sie können alle kirchlichen Herausforderungen von außen betrachten. "

Seelsorge sei Pfarrerin Dölfel immer wichtig gewesen und so hinterlässt sie dem Landkreis ein gutes Erbe: "Die Notfall-Seelsorge ist wichtig für die Region, weil dadurch ein Gefühl von Menschlichkeit und Zusammenhalt entsteht. Das hat etwas mit Lebensqualität und mit Heimat zu tun", betonte Schwarz. Auch der Pöttmeser Bürgermeister Mirko Ketz unterstrich diesen Eindruck in seinem Grußwort: "Ich habe Sie nur kurz kennen gelernt, aber Sie haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wie Sie sich für das gesamte Blaulicht-Gewerbe eingesetzt haben. " Heinrich Seißler, Bürgermeister von Königsmoos, hatte da deutlich mehr Berührungspunkte mit Dölfel und zählte einige Einweihungsfeiern auf: "Alles fand in ökumenischer Eintracht statt, wie es bei uns im Donaumoos üblich ist. Auch die weltlichen Treffen waren eine Bereicherung für mich. " Er wandte sich mit einer Anfrage an den Dekan: "Sie wissen, wir sind jetzt im Donaumoos ohne evangelischen Pfarrer - trotz guter Ökumene brauchen wir aber wieder einen. "

Mit dem Abschied von Dölfel sind nun die Pfarreien Ludwigsmoos-Pöttmes ebenso wie Untermaxfeld vakant. Thomas Schwarz reagierte ohne Zögern: "Am 9. November ist die Ausschreibungssitzung. " Das griff wiederum Seißler in der locker-fröhlichen Stimmung auf, die den gesamten Gottesdienst begleitet hatte: "Na, wenigstens gibt es schon mal einen Termin. "

Ein wenig rührend wurde es auf dem Kirchhof nur kurz bei der offiziellen Entpflichtung, als Cornelia Dölfel die Ergriffenheit für einen Moment anzusehen war und etwas später, als Posaunenchorleiter Benedikt Schäfer unter Keyboardbegleitung von Eva Biolek "Imagine" von John Lennon sang. Dölfel hatte sich das Lied gewünscht. "Das ist ein Stell-Dir-Vor-und-Träumen - das darf man nie vergessen, von einer besseren Welt zu träumen", meinte sie. Das sei die Stärke der Gemeinde, aus der immer neue Ideen kamen: "Auch wenn ich mich so manchmal als Bremserin empfunden habe, das waren manchmal etwas zu viele Ideen - das tut mir leid", fand sie zum Schluss sehr ehrliche und persönliche Worte.

Die Gemeinde sah ihr das offensichtlich nach, bedankte sich mit Liedern, einem eigens für die ehemalige Pfarrerin gemalten Bild und herzlichen Worten aus dem Kirchenvorstand, vorgebracht durch Erwin Kleber: "Danke, dass du da warst, uns unterstützt hast und für manches Pflänzchen, dass wir mit Dir gepflanzt haben. "

SZ