"Die Völker wachsen momentan sehr gut"

29.03.2007 | Stand 03.12.2020, 6:54 Uhr

Schrobenhausen (tsj) Rudi Pöckl steckt mitten in den Vorbereitungen für die Honigsaison. Heuer sind die Bienen gute 14 Tage früher dran als sonst. Regelmäßig inspiziert der passionierte Imker sein Bienenhaus – idyllisch im Hagenauer Forst gelegen.

Die Vorbereitungen auf die bevorstehende Imkersaison laufen auf Hochtouren: Rähmchen werden geputzt und neu eingedrahtet, alte Waben herausgeschmolzen, Mittelwände aus Bienenwachs eingelötet. Der klassische Starttermin fürs Imkerjahr fällt heuer etwa s anders: Zwei Wochen früher als es der Imkerkalender vorsieht wurden die Bienen aktiv.

"Draußen liegt noch Schnee und drinnen warten’s schon", bemerkt Pöckl beim Blick auf die Ausflugscharten, an de nen sich betriebsames Bienengewusel bemerkbar macht . Wenn die Sonne am Nachmittag rauskommt, würden die Insekten sicherlich ausfliegen, um auf Nahrungssuche zu gehen. In den warmen Tagen des milden Winters hätten die Tiere bereits die Reinigungsflüge begonnen, die jedes Jahr vor dem Eintrag anstünden. Ab einer Außentemperatur von zwölf Grad flögen die Bienen bereits aus, berichtet der agile 76-Jährige.

"Die Völker wachsen momentan sehr gut", blickt Pöckl zuversichtlich auf die beginnende Saison. Seine rund 15 Völker hätten den Winter vortrefflich überstanden – fast ohne Verluste. Rückblickend auf das vergangene Jahr sah die Bilanz verheerend aus, denn er hatte 50 Prozent Ausfälle zu verbuchen.

Vor zwei Wochen als die Frühlingssonne die ersten Blüten wie Schneeglöckchen, Krokus und Haselnuss hervorlockte, waren die Bienen auch schon emsig unterwegs, um Pollen für die Aufzucht und Nektar für die Honigproduktion zu sammeln. Die Weidenblüte, die das reichhaltigste Futterangebot für die Immen darstelle, hatte ebenfalls bereits eingesetzt. Ein Kilogramm haben die fleißigen Insekten in der elften Kalenderwoche bereits eingetragen, wie in den Aufzeichnungen auf dem Wandkalender in Pöckls wildromantischem Bienenhäusl dokumentiert ist. Der Waagstock mit der Nummer 43, eine Referenzgröße, steht auf einer Waage, auf der mindestens zweimal pro Woche der Ertrag abgelesen und akribisch genau festgehalten wird.

Der Kälteeinbruch veranlasste die Tiere aber wieder die Hälfte ihrer Beute zu verzehren. Über die Wintermonate wurde mit klebrig süßem Futtersirup zugefüttert. Noch vor einigen Jahren stellte Pöckl das Winterfutter selbst aus Zucker her. Dazu lagerte im heimischen Keller als Depot eine ganze Palette raffinierten Zuckers in haushaltsüblichen Verpackungen.

"Als Imker muss man in Kauf nehmen, dass man schon mal gestochen wird", erzählt Pöckl gelassen. Dank der weit verbreiteten Züchtung der zahmen Immensorte Carnica komme das nur noch selten vor. Pöckl erinnert sich an ihre angriffslustige Vorgängerin Nigra, die geradezu militant den Bienenstock verteidigte: "Man konnte sich keine zehn Meter nähern, da wurde man schon gestochen."

Rudi Pöckl hat die Liebe zur Imkerei von seinem Vater geerbt und lernte bei der gemeinsamen Bienenpflege die Grundlagen. Das Heim seiner Bienenvölker kann schon fast als historisch bezeichnet werden: Es hat mittlerweile mehr als 50 Jahre auf dem Buckel.

Vorausschauend freut sich das Imkerherz schon auf den leckeren ersten Honig im Jahr – den Blütenhonig. Bei dem zeitigen Saisonstart kann man voraussichtlich bereits Ende April ans Schleudern des süßen Bienenproduktes denken.