Hilpoltstein
Die Visualisierung der Zeit

Uschi Heubeck stellt als neue Landkreiskünstlerin auf der Burg Abenberg aus

21.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:01 Uhr

Zur Landkreiskünstlerin gekürt: Uschi Heubeck fasziniert auf der Burg Abenberg mit Malerei, Fotografie und Installationen. - Foto: Unterburger

Hilpoltstein/Abenberg (HK) Uschi Heubeck ist die Landkreiskünstlerin des Jahres 2016. Im Rahmen eines Empfangs auf Burg Abenberg stellte Landrat Herbert Eckstein die Kammersteiner Künstlerin vor. Der Kunsthistoriker Harald Tesan interpretierte und würdigte das Werk der vom Landkreis geehrten Malerin.

Ein Riesenandrang herrschte, als Landrat Eckstein die frischgebackene Landkreiskünstlerin und ihre Vorgänger Reinhard Bienert, Maximilian Peschke, Sabine Weigand und Rudolf Stowasser vorstellte. Eckstein erinnerte daran, dass es sich um die 37. Ausstellung auf Burg Abenberg handelte, in der Künstler aus dem Landkreis Roth besonders ausgezeichnet werden. "Die Uschi ist umtriebig bis zum geht nicht mehr - sie kann aber auch nissig sein", so das launige Lob des Landrats.

"Uschi Heubeck hat sich vor der Jahrtausendwende ganz der Kunst verschrieben und hat eine bemerkenswerte Karriere gemacht", sagte Laudator Harald Tesan aus Regensburg. "Es drängt sie immer wieder zur Öffentlichkeit." Tesan wies darauf hin, dass Uschi Heubeck ein schmuckes Atelier in Kammerstein eingerichtet hat, in dem sie Konzerte und Lesungen veranstalten und der bildenden Kunst Raum geben will. Er erinnerte daran, dass Uschi Heubeck letztes Jahr den PEMA-Kunstpreis der Orangerie Bayreuth bekommen hat.

Uschi Heubeck habe eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht, so Tesan weiter. Stichwörter wie "Farbexplosionen" und "Fließbilder" kennzeichneten diese Entwicklung. "Vernetzungen" laute das Motto ihrer neuen Ausstellung auf Burg Abenberg. Dieses Motto sei durchaus eine Anspielung auf das Abenberger Spitzen- und Klöppelmuseum. "Uschi Heubeck ist eine umtriebige Künstlerin, die von Kammerstein ihre Netze in die weite Welt wirft", charakterisierte Tesan die Künstlerin. "Sie hat sich ihre typische Experimentierlust bewahrt und im Gegensatz zu früheren Jahren besticht sie durch ein einheitlicheres Oeuvre, sie hat einen Hang zur Monochromie, zur einfarbigen Malerei."

"Das Thema Unschärfe spielt sie durch; in ihren Acrylbildern und in ihren Fotos stehen die Schärfe und die Unschärfe spannungsvoll nebeneinander", erklärte der Laudator. Durch die aufgetragene Farbe ihrer Acrylgemälde setze sie Impulse und so erhielten die Farbgespinste "eine ganz andere Dimension". Die freie Malerei sei aber nur ein Teil ihres künstlerischen Schaffens. Auch fotografische Arbeiten und Installationen seien ein Bestandteil ihrer Kunst. Es gebe allerdings ein verbindendes Element zwischen Malerei, Fotografie und Installation: die Veranschaulichung des Phänomens Zeit. "Zeit ist das Thema von Uschi Heubeck", so Tesan, "die Zeit setzt uns unumstößliche Grenzen."

"In der meterlangen, großformatigen Komposition von Uschi Heubeck sind mehrere Zahnräder zu sehen", hob Tesan hervor. Diese Zahnräder erinnerten ihn an den Film "Modern Times" von Charly Chaplin. Die Zahnräder seien bei Chaplin das Symbol für den Identitätsverlust der Menschen. "Bei Uschi Heubeck sind die Zahnräder ein Relikt des Industriezeitalters", so Tesan, "Nebelschwaden wabern formlos durch das Bild." Heubeck habe treffend das "momentane Zeitgefühl" eingefangen. "Unsere Zeit ist von einer nervösen Unruhe geprägt", lautete die Einschätzung des Kunsthistorikers.

Uschi Heubecks Werke seien "Seismographien innerer Befindlichkeiten", erklärte Tesan. Sie böten zwei Zeitdialoge: Zum einen seien sie geprägt von einer "immer schneller gestalteten Kommunikationsstruktur" und zum anderen von einer "Auflösung von Farbräumen". Tesan: "Raum und Zeit fließen ineinander." In Heubecks Fotoserie der "Zwischenwelten" werde Zeit erfahrbar gemacht, das statische Bild scheine in Bewegung zu geraten. "Die Künstlerin lässt Raum und Zeit vorüberfließen", so Tesan und interpretierte dies als "die rauschhafte Erfahrung des Verlorenseins."

Uschi Heubeck präsentiert eine "Videoinstallation" der ganz besonderen Art, die sie auch schon in der Galerie des Kunstvereins Spectrum als Einzelausstellung gezeigt hat. Sie verknüpfte Bänder ausgedienter Videokassetten zu einem Kunstwerk. "Die Plastikbänder haben längst ausgedient, doch die lackschwarzen dünnen Bänder wirken ästhetisch." Die Rauminstallation spiele auf die Vergänglichkeit unseres Industriezeitalters an.

Inhaltlich ist die Ausstellung in zwei Säle freier Malereiarbeiten, in einen Saal mit Fotoarbeiten und einen weiteren Raum mit der Installation gegliedert. "Zwischen den Räumen kann man die Vernetzung physisch als fortlaufendes Ornament erleben", erklärte der Kunsthistoriker.

Uschi Heubeck lobte die Laudatio von Harald Tesans als "volle Punktlandung". In einem lockeren Dialog mit Herbert Eckstein verriet sie einiges über sich und ihre künstlerische Arbeit: "Meine Eltern hatten eine Wirtschaft, dort habe ich als Kind schon gern gemalt, habe als Kind auch gern Sachen in den Sand oder mit Stecken in den Waldboden gemalt", erzählte sie. Bei Willi Propst habe sie einen Aquarellkurs in Kammerstein besucht und sich an verschiedenen Akademien fortgebildet. "Über das Erproben mannigfaltiger Maltechniken fand ich im Acryl das Medium, das meine Absichten am besten entspricht", erklärte die Künstlerin.