Hilpoltstein
"Die VHS ist kein alter Schuppen"

Marianne Kratzer nimmt nach 23 Jahren als Leiterin der Hilpoltsteiner Außenstelle Abschied

25.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr

Nahtloser Übergang: Marianne Kratzer (links) hört nach 23 Jahren als Leiterin der Hilpoltsteiner Volkshochschule auf, ihre Stellvertreterin Karin Köstler übernimmt. - Foto: Kofer

Hilpoltstein (HK) Mit dem neuen Programmheft der Volkshochschule VHS geht Marianne Kratzer in den Ruhestand. Neue Leiterin der Außenstelle Hilpoltstein wird ihre Stellvertreterin Karin Köstler. "Es ist ein anderes Gesicht, aber es läuft alles ganz normal weiter", sagt Bürgermeister Markus Mahl.

Ihr erstes Programmheft hat Marianne Kratzer noch aufgehoben. Es stammt aus dem Jahr 1995, als die VHS noch Volksbildungswerk (VBW) hieß und im Rathaus II untergebracht war. "Damals musste man jede einzelne Anmeldung noch mit der Hand eingeben, viele haben sie noch persönlich abgegeben", erinnert sich Marianne Kratzer. Inzwischen melden sich rund 75 Prozent der Kursteilnehmer über das Internet an. Als Marianne Kratzer anfing, steckte die EDV noch in den Kinderschuhen. Gearbeitet wurde überwiegend mit der Schreibmaschine. Das VBW bot aber schon die ersten Kurse zum Thema Datenverarbeitung und Computer an.

"Die VHS ist kein alter Schuppen", sagt Kratzer. Schon im ersten Programm ihrer Amtszeit finden sich Kurse über Bachblüten und den Bau einer eigenen Solaranlage. Natürlich bot das Programm auch viele Klassiker wie Kochkurse. "Früher hat man gesagt, zur VHS gehen nur Hausfrauen", sagt Kratzer am Donnerstag bei ihrer Verabschiedung. Aber das sei ein Vorurteil: "Wir sind immer am Puls der Zeit." Als sie 2010 erste Kurse zum Thema Burn-out oder ADHS ins Programm genommen habe, hätten viele gefragt: Brauchen wir das überhaupt, erinnert sich Kratzer. "Jetzt sind die Kurse voll."

Man müsse offen sein, viel herumkommen und neue Trends aufspüren, sagt Kratzer. Dazu muss man viele Kontakte zu unterschiedlichen Menschen haben. "Sie hat nicht nur das Programm verantwortet, sondern die Volkshochschule auch gelebt", lobte Bürgermeister Markus Mahl. Geholfen hat ihr dabei ihr Posten im Amt für Kultur und Tourismus, das der damalige Bürgermeister Bernd Beringer ins Leben gerufen hat und das von Willi Stengl geleitet wurde. Ein Viertel ihrer Arbeitszeit verbrachte Marianne Kratzer in diesem Amt. "Ich habe miterlebt, wie Hilpoltstein zum Tourismusort geworden ist", sagt Kratzer heute. Das fränkische Seenland habe sich etabliert.

In Erinnerung sind der rührigen Amtsleiterin auch die Krisen 1999 und 2008, als die Leute in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht mehr so viel Geld für die Bildung übrig hatten. Da habe man versucht, Raummieten zu sparen und die Kursgebühren niedrig zu halten. Das ist jetzt kein Problem mehr. Und schöne Veranstaltungsräume hat man in der Residenz auch. Der Umzug aus dem Haus des Gastes hierher, mitten in die Altstadt, im Jahr 2011 sei ein Meilenstein gewesen, erinnert sich Kratzer. "Mit der Residenz hat die Stadt etwas Tolles geschaffen. Das ist ein Haus, in dem die Kultur zu Hause ist. Da kann Hilpoltstein schon stolz sein", sagt Kratzer. Und da Kulturamt und VHS-Außenstelle im gleichen Büro untergebracht sind, könne man das Publikum umfassend bedienen. Jeder, der sich im Kulturamt erkundigt, bekommt gleich ein VHS-Programmheft in die Hand gedrückt.

Und das ist auch im Internetzeitalter äußerst beliebt. Die große Mehrheit der Kursteilnehmer will das Heft haben. Sie wollen etwas in der Hand haben, blättern, stöbern und ankreuzen. Für Karin Köstler hat das neue VHS-Heft noch eine weitere Bedeutung: Es ist ein Erinnerungsstück an ihr erstes Jahr als Chefin der Außenstelle Hilpoltstein. Aus dem Heft ist inzwischen schon fast ein Buch geworden. Geblieben ist allerdings der Anspruch, immer am Puls der Zeit zu sein. 2018 bietet die VHS viele Schwimmkurse - auch für Erwachsene - und Integrationskurse für Flüchtlinge. Für deren Helfer werden Arabischkurse für Anfänger angeboten.

"Ideen haben wir genug. Das Rad neu erfinden müssen wir aber nicht", sagt Karin Köstler, die am 1. Februar offiziell die Amtsgeschäfte übernimmt. Gefallen findet die 53-jährige Mörlacherin vor allem an der Jungen VHS, dem Angebot für Jugendliche. Da sie selbst eine 18-jährige Tochter und einen 24-jährigen Sohn hat, liegt ihr diese Altersgruppe nahe. Inspirationen will sich Karin Köstler auch bei anderen Bildungseinrichtungen aus der Region holen. Und sie will jeden Kurs in Hilpoltstein einmal persönlich besuchen. Dann hat sie auch Antworten auf die Frage, wie warm das Schwimmbad in der Grundschule ist. "Jetzt geht's richtig schön los. Da freue ich mich", sagt Köstler.