Die Urväter des Folk Rock

29.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:34 Uhr

Fiddler’s Green, die irischen Erlanger, kommen am nächsten Wochenende nach Nennslingen zum Playground Open Air. In diesem Jahr zeigt sich das in der Region sehr beliebte Festival von einer äußerst abwechslungsreichen Seite - Foto: Bunnemann

Nennslingen (HK) Der Vorverkauf für das Nennslinger Playground Open Air hat begonnen. Angesichts der Bands, die vom 5. bis 7. August den Weg auf den Jura finden, ist das eine erfreuliche Angelegenheit. Unter anderen kommt die Band Fiddler’s Green.

Sie holten den Speed-Rock-Folk nach Deutschland: Fiddler’s Green sind inzwischen alte Hasen im Musikgeschäft. Am ersten Augustwochenende spielen die Erlanger sie auf dem Playground Open Air in Nennslingen. Das Programm ist ohnehin breiter aufgestellt als in den Vorjahren, als es doch einen deutlichen Schwerpunkt in Richtung Reggae und Ska gab. Das ist diesmal anders, schon allein wegen „Fiddler’s Green“. Die Erlanger haben den Speed-Folk-Rock für Deutschland erfunden und sind damit berühmt geworden. Mittlerweile haben die Musiker um Frontmann Ralf Albers mehr als 20 Jahre Bühnenerfahrung auf dem Buckel. Aber bei Irish-Folk-Bands ist das wohl wie beim Whiskey von der Grünen Insel: Die Jahre machen die Qualität.

Mit La Vela Puerca kommt eine ehemalige Ska-Formation aus Südamerika. Dort genießt die Gruppe um den charismatischen Sänger Sebastián Teysera Starstatus. 2004 füllten sie zusammen mit den deutschen Punk­Ikonen Die Ärzte in Argentinien ein Stadion mit 60 000 Menschen – Die Ärzte um Farin Urlaub und Bela B. waren dabei die Vorgruppe. Vom turbulenten Latin-Ska früherer Tage haben sich die Puercas weitestgehend verabschiedet. Dafür gibt es jetzt lateinamerikanisch-melancholischen Rock zu hören und das – wie gewohnt – gepaart mit einer überragenden Ausstrahlung auf der Bühne.

Im Gefolge dieser beiden Headliner zeigt sich aber auch die zweite Reihe hervorragend besetzt. Mit Grossstadtgeflüster und den Ohrbooten kommen zwei Bands, die auch beim großen Taubertal-Festival auf der Bühne stehen. Vor allem Grossstadtgeflüster setzt in Nennslingen einen neuen Akzent, denn allzu elektrisch ging es dort bisher nicht zu. Kritiker bezeichnen den Stil als „Elektropoppunkpartydingsbums-Musik“, was Raum für Interpretationen lässt.

Die Ohrbooten ihrerseits gefallen jedem, der auch Seeed gut findet. Dynamischer, melodischer Reggae mit Jazz- und ein wenig Weltmusik-Einflüssen, dazu werden deutsche Texte serviert.

Ein Geheimtipp im Festivalprogramm könnte Martin Jondo sein. Der kleine Deutsche mit südkoreanischen Wurzeln begann an der Seite von Gentleman als strammer Vertreter des Roots-Reggae, mittlerweile hat er sich einen charterprobten Ruf als ruhiger Pop-Liedermacher erarbeitet. Seine Reggae-Ursprünge sind noch zu hören, aber deutlich in den Hintergrund getreten. Von Reggae-Puristen musste er sich dafür viel Kritik gefallen lassen, auf der anderen Seite gewann er neue Fans für sich.

Das umfassende Programm mit insgesamt 17 Bands an drei Tagen lässt in guter Tradition auch wieder einige Lokalmatadore zu Wort kommen. Diesmal sind das der Havanna Pussy Club, wildcamping, die Shaved Shafts, das Rhythm Boom Orchestra und die schon zum zweiten Mal kurzfristig wiedervereinten Crazy Peanuts.