Greding
Die Unterröcke halten warm

Trachtler trotzen beim Rumlumpen der Kälte – "Rehragout" wird gegoogelt

07.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:50 Uhr

Wenn Musiker aus der Oberpfalz auf Trachtler aus Hessen treffen, geht der Punk beim Rumlumpen in Greding ab - Foto: Karch

Greding (HK) Die Gredinger und ihre Gäste lassen sich das Rumlumpen nicht vermiesen – und schon gar nicht von ein bisschen Wind, Nieselregen oder niedrigen Temperaturen. Gegen die Kälte am Samstagabend hat es ja ein probates Mittel gegeben: einfach enger zusammenrücken.

Wer gedacht hat, dass die Kälte am Samstagabend den Marktplatz in Greding leerfegt, erlebt eine angenehme Überraschung. Schon von Weitem künden die Klänge der Tann-grindler Musikanten an, dass auf dem Marktplatz das pralle Leben herrscht – wie immer beim Rumlumpen. Genauso wie im vergangenen Jahr sitzen die Besucher dicht gedrängt auf Stühlen und Bierbänken. Das hat heuer einen angenehmen Nebeneffekt: Man friert nicht so leicht. Manche Trachtenträgerin ist an diesem Abend dankbar für die vielen Unterröcke, die sie schön warmhalten.

Aber auch in den Wirtschaften am Marktplatz ist kein Stuhl mehr frei. Einheimische schunkeln hier genauso wie Aussteller oder Trachtengruppen. Und die können an diesem Abend viel voneinander lernen. Überhaupt von den Tanngrindler Musikanten, die sich sehr um die Völkerverständigung zwischen Bayern und Hessen verdient machen. Dank der Toleranz der Hessen funktioniert das auch problemlos. Denn die lachen beim Trinkspruch von Frieder Rosskopf, dem Chef der Musikantentruppe, kräftig mit, auch wenn er auf ihre Kosten geht. „Der Bayer mag sogar die Hessen, so lang Sie’s Heimfahrn nicht vergessen.“ Dafür dürfen die hessischen Trachtler auch Musikwünsche äußern. Bei der „Vogelwiese“ geht dann der Punk ab, die Trachtler amüsieren sich prächtig. Aber auch der Wunsch nach dem „Böhmischen Traum“ wird erfüllt. Die Hessen kontern mit „Einer geht no nei“, eine gesungene Aufforderung, die dieses Mal aber nicht einem Schnaps gilt, sondern vielmehr einem weiteren Musikstück. Beim Titel „Rehragout“ blickt Frieder Rosskopf nur in ratlose Gesichter. „Di kenna des nit“, wundert sich auch ein Musiker ob dieser Ratlosigkeit. Und sein Erstaunen wächst noch mehr. „Der googelt des“, ruft er mit Blick auf einen hessischen Trachtler, der eifrig auf seinem Smartphone wischt. „Wos gibt’s denn heit af’d Nacht, heit gibt’s a Rehragout, a Rehragout af’d Nacht“ ist ein so eingängiger Text, dass auch die Trachtler aus Hessen – und die Gäste aus den anderen Regionen Deutschlands – schnell mitsingen können. Ganz leicht tun sich die Gäste bei einem kurzen Text: „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ wird überall sofort verstanden.

Auch bei der Dudelsackkapelle aus Ledce in Tschechien sind Verständigungsprobleme ein Fremdwort. Sie erzählen so treuherzig und charmant vom Mädel mit den blauen Augen, das spazieren gehen will, dass die Zuhörer gar nicht anders können als mitzusingen und mitzuklatschen.

Die Musikanten stecken sich aber auch gegenseitig an: Wenn die Tanngrindler Musikanten auf die Rotbach-Musi aus Oberbayern treffen, wird schnell ein Stück gemeinsam angestimmt. Und bei so viel Musik ist es kein Wunder, wenn es die Besucher in den Füßen juckt und sie zu tanzen beginnen. Das ist bei der Musik von L-Eglantino do Lemouzi aus dem Limousin gar nicht so einfach und ähnelt mehr einem Hüpfen, Spaß macht es trotzdem. So viel Spaß, dass die Gäste die Kälte vergessen und den Samstag flugs in den Sonntag übergehen lassen – auch wenn das Aufstehen am Sonntagfrüh schwerfällt. Aber es bleiben die Erinnerungen an einen kurzweiligen, langen Abend beim Rumlumpen.