Schrobenhausen
Die Unschuld zum Anschauen

Seit Sonntag gibt es im Pflegschloss eine neue Sonderausstellung zu sehen - Vernissage mit zahlreichen Gästen

11.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:12 Uhr
"Die Unschuld der Dinge" heißt die Gemeinschaftsausstellung von Barbara Höcherl (vl.l.), Christoph Scholter, Rayk Amelang, Stefan Bircheneder und Alexander Rosol. Bürgermeister Karlheinz Stephan eröffnete die Ausstellung im Pflegschloss am Sonntag offiziell. −Foto: Tyroller

Schrobenhausen (SZ) Seerosen objekte, ein gegipster Wasserball und dazu passende Schwimmflügel, eine verlassene Gießerei und jede Menge Comicfiguren - bei der derzeitigen Ausstellung "Die Unschuld der Dinge" gibt es viel zu sehen. Am Sonntag wurde sie im Pflegschloss im Rahmen einer Vernissage eröffnet.

"Die Ausstellungsstücke können am wenigsten dafür, dass sie hier sind", meint Bürgermeister Karlheinz Stephan im Hinblick auf den Titel der Ausstellung. "Sie werden sozusagen schlichtweg benutzt. Die Schuldigen haben sich rechts neben mir aufgestellt", so Stephan weiter und zeigt dabei auf die fünf jungen Künstler. Die müssen aber kein schlechtes Gewissen haben, ganz im Gegenteil: "Wir sind Ihnen sehr, sehr dankbar, dass sie die Schuld auf sich nehmen." Im Sinne von Gerhart Hauptmanns Ausspruch "Kunst ist Sprache: also im höchsten Sinn soziale Funktion" wünscht der Bürgermeister alles Gute für die Ausstellung.

"Wir sollen die Kunst genießen!", lautet der Appell von Bildhauer Richard Gruber. Und wie gehe das am besten? "Man stellt sich vor ein Bild, schaut es an und fragt sich: Was sehe ich? Was gefällt mir? Was für Gefühle löst es in mir aus?" Darum wolle er sich auch mit seinen Worten zurückhalten und nur kurz darauf hinweisen, was man sehen könnte. Und wie gehe das besser als in einem kleinen Rundgang mit musikalischer Unterstützung? Gesagt, getan. Zusammen mit den zahlreich erschienen Besuchern wandern Claus Filser und Richard Gruber durch die Ausstellung.

Zunächst hält Gruber bei Stefan Bircheneders Werken inne und lobt dessen "faszinierende Bildsprache". Dabei zeigen Bircheneders Werke das persönliche Hab und Gut von Fabrikarbeitern innerhalb ihres Arbeitsumfeldes. "Ein intimer Ort, in dem Fachlichkeit, Wissen, Technik, Maschinen, Einrichtungen über Jahrzehnte gebraucht und entwickelt worden sind", beschreibt Gruber eines der Bilder. "Jetzt ist alles verlassen." Und genau diese Verlassenheit in einem Bild festzuhalten, hat sich Bircheneder zur Aufgabe gemacht und ging dabei "aus Respekt vor dem Ort akribisch vor", wie Gruber vermutet.

Alexander Rosols Werke sind die nächsten. Der Künstler ist zugleich Maler und Fotograf und "einer, der es meisterhaft versteht, etwas in Szene zu setzen, was bei manchen Leuten oft nur Unbehagen auslöst: Übergröße, Gigantismus", meint Gruber. Tatsächlich: auf einigen seiner Bilder sind Wolkenkratzer und hohe Gebäude zu sehen, in denen sich fotografische und malerische Akzente überlagern. "Man sieht in diesen Überlagerungen von Bau und technischen Elementen auf einmal eine Poesie aufkommen", erklärt Gruber. Er beschreibt das Ganze als "ein Gefühl von Musik, das aus einer technischen Landschaft eine pflanzliche macht."

Der nächste Halt auf dieser künstlerischen Reise wird bei Rayk Amelangs Arbeiten gemacht. Die Comicfiguren hätten die alten Lesebuchfiguren abgelöst, denn "sie waren einfach schnittiger", meint Gruber. Und genau das habe Amelang - wie auch Christoph Scholter, bei dem die künstlerische Reise enden wird - fasziniert, weshalb er sie in seinen Bildern festhält. "Die Figuren waren ja auch Vorbilder, denen man nacheifern konnte", sagt Gruber und darum gibt es nun in der Ausstellung eine ganze Serie zum Thema Comicvorbilder zu sehen.

Dann wendet sich die Gruppe der Kunst von Barbara Höcherl zu. Zuerst gibt es für die Besucher aber noch die Gelegenheit, einem Amsellied, das Claus Filser und Richard Gruber zum Besten geben, zu lauschen. "Morbid und doch noch schön", beschreibt Gruber ihre konservierten tierischen Objekte, die sie in einen überzeitlichen Kunstkontext transferiert hat. "Das erscheint mir eine ganz besondere Kunst zu sein", meint Gruber über Höcherls Kunst.

Last but not least wird die künstlerische Reise "bei dem Zentralbild des Scholter'schen Schaffens" beendet. Dabei schwelgt der Schrobenhausener in seinen Werken ähnlich wie Rayk Amelang in Jugenderinnerungen. Er zeige anhand einer Art Sammelsurium: "So bin ich, so war's für mich, das ist meine Welt - mag sie euch vielleicht fremd erscheinen, aber ich habe versucht, sie künstlerisch umzusetzen", erklärt Gruber. So können die Besucher einen Eindruck davon gewinnen, mit was sich ein junger Erwachsener umgibt. "Das ist die Scholter'sche Welt", meint Gruber grinsend. Nicht ohne Musik wollen Gruber und Filser die Besucher dann in die Ausstellung entlassen und geben abschließend "The sound of silence" zum Besten.

Diejenigen, die sich die Ausstellung noch ansehen möchten, können das noch bis zum 22. April mittwochs, samstags und sonntags jeweils von 14 bis 16 Uhr im Pflegschloss tun.

Tabea Tyroller