Burgheim
Die Übergabe muss gut vorbereitet sein

Gremium der Industrie- und Handelskammer besucht Milkivit und gibt Tipps zur Erbschaftssteuer

19.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:10 Uhr

Bei der Gremiumssitzung in den Milkivit-Werken: Rundgang unter Führung des Gremiumsvorsitzenden Hartmut Beutler (rechts) und Milkivit-Betriebsleiter Hans Stadler (zweiter von rechts) - Foto: IHK München

Burgheim (DK) „Gut Ding will Weile haben“: Die alte Weisheit trifft auch zu, wenn Unternehmer einen Nachfolger für ihr Lebenswerk suchen.

Egal, ob der Kandidat in der Familie oder außerhalb gesucht wird, drei bis fünf Jahre vor dem gewünschten Ausscheiden muss ein Unternehmer mit den Übergabevorbereitungen beginnen, empfahl IHK-Betriebsberater Georg Schulte-Holtey bei der jüngsten Sitzung des Gremiums der Industrie- und Handelskammer Neuburg-Schrobenhausen in Burgheim. In ganz Bayern stehen pro Jahr knapp 5000 Unternehmen mit 70 000 Mitarbeitern zur Übergabe an, schätzt die IHK.

„Von der betriebswirtschaftlichen Seite bis zu den emotionalen Folgen muss alles vorab besprochen werden“, stellte Schulte-Holtey den Prozess des Abnabelns von der eigenen Firma dar. Grundsätzlich sei auch zu klären, ob die Firma übergabefähig ist. Laut einer DIHK-Studie sind bis zu 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland, darunter viele Kleinunternehmen, nicht übergabewürdig. Oft seien die Preiserwartungen der Unternehmer für ihr Lebenswerk zu hoch. „Da muss man realistisch bleiben“, gab Schulte-Holtey den Unternehmern mit. IHK-Steuerexperte Jörg Rummel beleuchtete die geplanten Änderungen bei der Erbschaftsteuer, die vielen Unternehmern ein Dorn im Auge sind. Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts muss der Gesetzgeber die 2009 eingeführten Verschonungsregeln für Betriebsvermögen straffer gestalten. Auch wenn die neuen Regeln noch in der Schwebe sind, befürchten viele Unternehmen, dass in Zukunft Mehrbelastungen auf sie zukommen. Viele sehen dies als ungerechte Schwächung der Unternehmenssubstanz von Familienunternehmen, denn die Erbschaftsteuer würde den Betrieben gerade in der heiklen Phase des Übergangs Liquidität entziehen und die Kreditwürdigkeit verschlechtern. So sollen die Verschonungsregeln nach dem vorliegenden Gesetzesentwurf künftig grundsätzlich nur bis zu einem Unternehmenswert von 20 Millionen Euro je Erwerber gelten. Diese Schwelle bewertet die IHK München als viel zu niedrig und mittelstandsfeindlich, so der IHK-Steuerexperte.

Franz Schabmüller, Unternehmer aus Ingolstadt, berichtete von den Erfahrungen mit der Firmenübergabe in der eigenen Familie. Schabmüller empfahl, das Projekt der Übergabe langfristig anzugehen. „Dazu gehören Testament, Ehevertrag, Pflichtteilsverzichte, Vorsorgevollmachten“, zählte der Unternehmer auf. Die Familie habe sich eine eigene Familienverfassung gegeben, um Punkte der Unternehmensführung zu klären. So wurde zum Beispiel festgeschrieben, dass nur leibliche Nachkommen zur Nachfolge infrage kommen. Den Zeitaufwand dafür, diese Regelungen und die Übertragungen von Grundstücken und Eigentum unter Dach und Fach zu bekommen, dürfe man nicht unterschätzen. „Bei den Grundbuchämtern und Finanzämtern kann es Monate dauern, bis man einen Termin bekommt“, so Schabmüller.

Michael Böhm (CSU), Bürgermeister des Markts Burgheim, begrüßte die Gäste vom IHK-Gremium, das über 6000 Unternehmer und Kleingewerbetreibende im Landkreis vertritt. „Ingolstadt boomt, aber wir müssen den Motor am westlichen Rand der Region 10 am Laufen halten“, sagte er.

Zuvor hatten die IHK-Gremiumsmitglieder das ortsansässige Unternehmen Trouw Nutrition Deutschland GmbH, bekannt als Milkivit-Werke, besichtigt. Betriebsleiter Hans Stadler berichtete von der breiten Produktpalette des Tierfutterherstellers mit ungefähr 100 Mitarbeitern am Standort.