Zuzenhausen
Die Tücken des Erfolgs

09.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr
Dietmar Hopp, Gesellschafter des Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim (l), und der neue Geschäftsführer Hansi Flick stehen am 28.06.2017 in Zuzenhausen (Baden-Württemberg) auf einem Trainingplatz zusammen. Foto: Daniel Maurer/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit −Foto: Daniel Maurer (dpa)

Zuzenhausen (DK) Vom Abstiegsrang in die Champions-League-Qualifikation: Noch nie war die TSG Hoffenheim so gut wie in der vergangenen Saison unter Trainer Julian Nagelsmann.

Auf dem Weg in die Gruppenphase der Champions League muss 1899 Hoffenheim aber eine hohe Hürde aus dem Weg räumen. Mit dem 18-maligen englischen Meister FC Liverpool erwischte der Dorfklub bei seiner Premiere auf der internationalen Fußball-Bühne das befürchtete Hammerlos. Dennoch ist die Vorfreude auf das Play-off-Duell mit den Engländern riesig.

 


Hält der Nagelsmann-Effekt auch in der neuen Saison an?

Viel weiter raufgehen kann es ja gar nicht mehr für die Kraichgauer. Eine Stabilisierung auf Vorjahresniveau oder knapp darunter wäre schon eine große Leistung. Nagelsmann ist ein genauso fordernder wie fördernder Trainer. Spannend wird sein, wie er mit Misserfolgsserien umgehen wird. So etwas hat der „Trainer des Jahres 2017“ bislang weder als Jugend- noch als Proficoach erlebt.

 

Wer soll die Abgänge von Süle und Rudy kompensieren?

In den vergangenen drei Jahren hat kein Verein einen so großen Transferüberschuss erwirtschaftet wie die TSG. Die prominentesten Abgänge sind diesmal Niklas Süle und Sebastian Rudy, die beide zum FC Bayern gewechselt sind. Mit Havard Nordtveit hat der Klub bereits einen Süle-Nachfolger für die rechte Position in der Abwehr gefunden. Gesucht wird noch ein Sechser von internationalem Format. Der Fluch des Hoffenheimer Erfolgs besteht nun darin, bezahlbare Spieler zu finden, die das hohe Niveau noch heben. „Wir müssen jemanden finden, der die Qualität hat, um uns auf der Sechserposition sofort zu helfen“, sagt Nagelsmann.

 

Was soll Hansi Flick in Hoffenheim genau machen?

Hoffenheims prominentester Neuzugang heißt Hansi Flick. Der Verein will vor allem vom vorzüglichen Netzwerk des ehemaligen DFB-Sportdirektors profitieren. Im Trainingslager sprach Flick neulich davon, Wenn-Dann-Strategien zu entwickeln, „weil im Fußball immer gewisse Dinge passieren können“. Trainer Nagelsmann wird den Klub eines Tages verlassen, sein Kontrakt läuft noch bis 2021. Die branchenübliche Ausstiegsklausel dürfte wohl inkludiert sein. Flick ist deshalb als Headhunter gefordert, der den passenden Nachfolger am Tag X parat hat. Eines ist jetzt schon klar: Flick wird sich nicht noch einmal auf die Hoffenheimer Trainerbank setzen, so wie er das schon in den Jahren 2000 bis 2005 getan hat.

 

Wie will die TSG die doppelte Belastung bewältigen?

Erstmals hat sich die TSG für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert und muss nun neben der Bundesliga bestmöglich auch die Herausforderung in der Champions League bewältigen – sofern die Qualifikation in den Play-offs gegen den FC Liverpool gelingt. Andernfalls wartet die Europa League. Die Wörter Doppelbelastung und Gefahr stehen bei der TSG vor dem Saisonstart aber auf dem Index. Gebetsmühlenartig spricht Sportdirektor Alexander Rosen davon, „die Gefahr nicht über die Freude zu stellen“. Der Kader ist mit rund 30 Spielern so groß wie seit Trainingsgruppe-2-Zeiten nicht mehr. Nagelsmann will mehr rotieren lassen, um die Spiele in der Hinrunde mit Tempofußball meistern zu können.

 

Gelingt die Qualifikation für die Champions League?

Dann wäre Hoffenheim der Verein aus dem kleinsten deutschen Ort, der je in einer Champions-League-Gruppenphase stand. Dafür muss die TSG aber die Hürde FC Liverpool nehmen. Allerdings könnte den Hoffenheimern die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp ganz gut liegen. „Gegen Neapel hätte ich noch weniger gern gespielt“, sagt Nagelsmann. Denn gegen spielstarke Teams wie Bayern München oder Borussia Dortmund sah Hoffenheim zuletzt immer gut aus.

 

Zugänge: Havard Nordtveit (West Ham United, 7 Millionen Euro), Nico Schulz (Borussia Mönchengladbach, 3,5 Millionen), Justin Hoogma (Heracles Almelo, 2 Millionen), Serge Gnabry (FC Bayern, Leihe), Florian Grillitsch (Werder Bremen, ablösefrei), Robert Zulj (Greuther Fürth, ablösefrei).

 

Abgänge: Niklas Süle (FC Bayern, 20 Millionen), Fabian Schär (Deportivo La Coruña, 2 Millionen), Antonio Colak (FC Ingolstadt, Leihe), Sebastian Rudy (FC Bayern, ablösefrei), Pirmin Schwegler (Hannover 96, ablösefrei), Danilo Soares (VfL Bochum, ablösefrei), Baris Atik (1. FC Kaiserslautern, Leihe), Nicolai Rapp (Erzgebirge Aue, Leihe), Benedikt Gimber (Jahn Regensburg, Leihe).

 

 

In der nächsten Folge unserer Bundesliga-Serie nehmen wir Borussia Dortmund unter die Lupe.