Riedenburg
"Die Tourist-Info stirbt nicht aus"

Onlineangebote und persönliche Beratung gehen im Riedenburger Haus des Gastes Hand in Hand

06.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:53 Uhr
Prospekte, Tresen, ein Lächeln zur Begrüßung: Eine freundliche Beratung ist für das Team der Riedenburger Tourist-Info oberstes Gebot. −Foto: Schmied

Riedenburg (DK) 13253 Besucher und 3021 Anrufe: Auf diese Zahlen schaut das Team der Riedenburger Tourist-Info am Ende der diesjährigen Saison. Trotz Internet ist der persönliche Kontakt vielen Gästen wichtig, wie Leiterin Tanja Roithmeier betont.

"Der Gast kommt, weil er von dir das Zuckerl braucht", sagt Tanja Roithmeier. Einen persönlichen Tipp, zu welcher Tageszeit ein bestimmter Wanderweg besonders schön ist, zum Beispiel. Eine Auskunft, die man online nicht bekommt. "Viele Besucher sind meistens schon vorinformiert, wenn sie zu uns kommen. Sie holen sich gerne eine Empfehlung, die über das hinausgeht, was sie online recherchiert haben. Unsere Aufgabe ist es also, mehr zu wissen, als das Internet preisgibt", meint die Leiterin der Riedenburger Tourist-Info. Zu welcher Tageszeit man unter Berücksichtigung des Sonnenstandes den besten Blick auf die Dreiburgenstadt hat, weiß das Team um Roithmeier aus dem Stegreif.

Den klassischen Gast, der sich vor seinem Aufenthalt vollumfänglich in der Tourist-Info informiert, gibt es zwar trotzdem noch. Dennoch hat sich die Arbeit verändert, weiß Roithmeier. Bei einem Seminar, das sie schon vor einigen Jahren besucht hat, war die Zukunft der Tourist-Informationen Thema. Die Grundaussage: "Die Tourist-Info stirbt nicht aus, weil die Menschen den persönlichen Kontakt suchen. Wenn man aber nicht mit der Zeit geht, geht man unter", erklärt sie. Das Internet setzt sich durch - und darauf müsse man reagieren, Abläufe anpassen, die Möglichkeiten nutzen. Die Zimmersuche etwa laufe mittlerweile über ein Onlineprogramm, der Veranstaltungskalender wird regelmäßig aktualisiert, die Wanderwege sind digital erfasst.

Eine große Rolle spielt mittlerweile auch Facebook, wie Roithmeier erklärt. Auch zu diesem Thema habe sie kürzlich ein Seminar besucht. 2013 wurde die Riedenburger Tourist-Info umstrukturiert, seitdem ist Roithmeier deren Leiterin, seitdem gibt es auch den Facebook-Auftritt. "Bei der Schulung haben wir viele praktische Tipps bekommen, wie wir ihn in unseren Alltag einbinden können", beschreibt sie. Hier ein Foto, da ein kurzes Video - und schon zeigt man mit minimalen Mitteln mehr Präsenz. "Den Effekt merkt man schnell. Es läuft jetzt viel besser", so Roithmeier.

Natürlich bringe es auch einen gewissen Aufwand mit sich, etwa die Daten der Zimmersuche-Plattform aktuell zu halten. "Da sind auch die Vermieter gefragt", betont Roithmeier. Insgesamt profitieren davon aber alle Seiten - gerade auch deshalb, weil die meisten Gäste gerne sehen, auf was sie sich einlassen. Roithmeier kann ihnen auf einem extra Bildschirm am Tresen Bilder von den Unterkünften zeigen, weiß sofort, ob etwas frei ist, kann reservieren. Die Arbeit habe sich verlagert, gehe aber Hand in Hand. "Die Tourist-Info ist ein guter Knotenpunkt", ist sie überzeugt.

Der Renner sei übrigens der Montagvormittag. "Vor allem im Sommer kommen da die meisten Gäste." Von 15. April bis 15. Oktober waren es in diesem Jahr 13253, die meisten Besucher in der Tourist-Info gab es im August, 3014 an der Zahl. Den Sommer über ist das Büro im Haus des Gastes sieben Tage die Woche besetzt, der Bedarf sei da. Schließlich wollen auch die telefonischen Anfragen bearbeitet werden. Insgesamt gibt es jährlich mehr als 100000 Übernachtungen in Riedenburg, nicht alle Gäste kommen in die Tourist-Info. "Draußen steht ein Touch-Terminal, über das man sich informieren kann, und es gibt einige Prospektfenster." Leute, die nur einen Flyer ohne klassische Beratung wollen, werden bei der Besucherzählung also gar nicht erfasst.

Für alle, die den Weg in die Räume im Haus des Gastes finden, gibt es in der Tourist-Info einiges zu entdecken. Erlebnisflächen lautet die Devise. "Wir haben zum Beispiel eine Kinderecke. Und eine Deutschlandkarte, auf der die Gäste mit einem Pin ihren Heimatort markieren können", erkärt Roithmeier. Gerade Letzteres sei der Renner, die Karte wird jährlich ausgewertet. Aus ganz Deutschland reisen die Menschen in die Dreiburgenstadt. "Bayern ist in den vergangenen Jahren als Urlaubsziel beliebter geworden, das merken alle Regionen, nicht nur wir." Und so sei es auch wichtig, sich touristisch überregional zu vernetzen, gegenseitig auf attraktive Orte in der weiteren Nachbarschaft hinzuweisen. "Wir Touristiker verstehen uns untereinander sehr gut, wir fahren auch gemeinsam auf Messen", sagt Roithmeier. Die Stadt Riedenburg präsentiert sich bis zum Start der Saison 2019 auf sieben Messen.

Nicht nur die Art, wie sich Touristen vorab informieren, habe sich verändert, sondern auch das Reiseverhalten. "Die Leute sind spontaner. Wenn das Wetter schön ist, fahren sie los", beschreibt Roithmeier. Kurzfristige Zimmeranfragen sind keine Seltenheit. "Die Menschen machen kürzere Urlaube, dafür mehrere im Jahr", so die Tourist-Info-Leiterin. Auch Gruppenreisen werden beliebter. In Riedenburg legen oft Reisebusse einen Halt ein, damit die Mitfahrer den Ort erkunden können. In der zurückliegenden Saison legte sogar zweimal ein Hotelschiff über Nacht an. Da tummeln sich dann englischsprachige Gäste in der Dreiburgenstadt, wie Roithmeier verrät.

Die Arbeit in der Tourist-Info mit allen ihren Facetten mache ihr nach wie vor Spaß - gerade auch wegen ihres Teams. "Man braucht Leute, die Lust darauf haben, und einen Chef, der einen machen lässt", betont sie. Zum Referat Tourismus und Stadtmarketing gehören neben Roithmeier auch Ramona Thumann, Barbara Bauer, Sabrina Schefthaler, Julia Wiese und seit Kurzem die Auszubildende Jessica Janevski.

Kathrin Schmied