Ingolstadt
"Die Tendenz geht in Richtung Landwald"

Vorstellung und Diskussion des Managementplans für die Donauauen

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Natur pur: Eine Fläche von 3000 Hektar umfassen die Schütten, wie die Donauauen im Volksmund genannt werden, zwischen Ingolstadt und Neuburg. Drei Viertel davon sind Wald. - Foto: Schalles

Ingolstadt / Weichering (DK) Ein Managementplan soll Donauauen und Eichenwald samt seltener Tier- und Pflanzenarten erhalten. Autoren und Behörden haben mit Waldbesitzern diskutiert, die jedoch Ausgleichszahlungen fordern.

Ein Managementplan zur Entwicklung der Natur – das hört sich etwas paradox an. Verbindet man doch gerade mit Flora und Fauna ungestörtes Wachstum ohne menschliche Eingriffe. Doch die Donauauen zwischen Lechmündung und Ingolstadt mit dem Gerolfinger Eichenwald bilden ein ganz spezielles Ökosystem, das teils erst vom Menschen geschaffen (Hutelandschaft Eichenwald) oder durch die Begradigung der Donau und die Staustufen vom natürlichen Rhythmus der Überschwemmungen abgeschnitten worden ist.

2012 wurden die fünfjährigen Forschungen für den Managementplan abgeschlossen, der in das europäische Biotopverbundnetz Natura 2000 einfließt und die FFH- (Flora-Fauna-Habitat) sowie die Vogelschutzrichtlinie als Grundlage hat. Das 200 Seiten starke Werk wird jetzt mehrmals vorgestellt, erstmals im Gerolfinger Eichenwald und zuletzt den Waldbesitzern in Weichering.

Der Managementplan selbst ist übrigens tatsächlich als Plan zu verstehen, der mit Förstern, Landwirten, Waldbesitzern, Fischern und anderen Beteiligten diskutiert wird, um eine möglichst große Übereinstimmung zu erzielen. An den runden Tischen ist eine Vielzahl von Behördenvertretern beteiligt. Ziel ist es, die Auen und den Eichenwald mit all den seltenen Tieren und Pflanzen zu erhalten oder wiederherzustellen.

An der Kartierung mit beteiligt war Kirsten Joas vom Amt für Landwirtschaft Ebersberg. Im Zentrum ihrer Überlegungen steht das Donau-Alteichenkonzept, das den Erhalt der stark gefährdeten alten Eichen vor allem im Bereich Gerolfing, im Zucheringer Wörth, an den Donaumoosbächen und im Brucker Forst vorsieht. Der Bestand nehme immer mehr ab, während Bäume unter 100 Jahren nach ihren Erkenntnissen fast völlig fehlen. Als Minimum bezeichnete sie sechs alte Eichen pro Hektar. Wie Joas betonte, seien seltene Tierarten wie etwa der Hirschkäfer extrem an alte Eichen gebunden. Generell sei zu beobachten, dass nach dem Ulmensterben und dem seit einigen Jahren beobachteten Eschentriebsterben sich der Ahorn immer mehr ausbreite.

Brigitte Henatsch vom Münchener Planungsbüro PAN erläuterte noch speziell den Vogelschutz im Untersuchungsgebiet. Am Beispiel einiger Arten wie Neuntöter ging sie auf deren unterschiedliche Lebensräume und Voraussetzungen ein.

Harald Textor, Leiter des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, wies auch im Namen der Waldbesitzervereinigung auf die geschichtliche Entwicklung hin und sprach von einem „künstlichen Wald“. Denn wie alte Karten zeigten, habe dieser früher ganz anders ausgesehen. Im 18. Jahrhundert seien Ulmen wegen der Musketenschäfte und Eichen wegen der Wildmast angepflanzt worden. „Die Eiche wird künstlich erhalten“, sagte er, während der Erhalt der Esche wegen des Klimawandels schwierig sei und den Waldbesitzern große Probleme bereite. 15 Prozent der rund 1600 Hektar Auwald des Fonds seien gefährdet. „Die Tendenz geht in Richtung Landwald“, sagte er.

Die zum Teil schon wieder begonnene Dynamisierung der Auen sei eine „Gratwanderung für den Naturschutz“. Er forderte eine Entschädigungsregelung für die Bauern, wenn sie ihre Magerrasenflächen erhalten statt Wald anzupflanzen, und eine ähnliche Regelung für den Erhalt der Eichen.