Nürnberg (mes
Die Tagesform entscheidet

Norisring: Superschwer und faszinierend – Einziger Stadtkurs im Rennkalender der DTM

29.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:20 Uhr

Für die Fans ist der Norisring ein absolutes Muss: Nirgendwo ist man so hautnah am DTM-Geschehen wie in Nürnberg. - Foto: Ebener

Nürnberg (mes/HK) Seit gestern dröhnen wieder die Motoren am Dutzendteich: Der Rennzirkus macht Station in Nürnberg. Nach Tests und ersten Qualifyings starten heute die Rennen, der Höhepunkt ist allerdings erst morgen: Das Rennen der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft (DTM).

Für die Fans ist der Norisring das absolute Muss im DTM-Kalender. Auf jeder Tribüne ist man hautnah am Geschehen. Dazu kommt man nirgendwo so bequem an die Rennstrecke wie in Nürnberg, nämlich ganz einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wie S-Bahn und Bus. Auch in diesem Jahr werden weit über 100 000 Zuschauer am Nürnberger Dutzendteich erwartet.

Die Fans schätzen die einzigartige Atmosphäre und die packenden Zweikämpfe auf dem engen Kurs. Die Piloten der Rahmenserien kennen die besonderen Herausforderungen des legendären Stadtkurses und begegnen dem Lauf mit dem nötigen Respekt. Ob Formel-3- Euro-Serie, Porsche-Carrera-Cup Deutschland oder Scirocco-R-Cup – auch die Partnerserien werden die Steintribüne zum Beben bringen. Obendrein sorgt ein offenes Fahrerlager für einen spektakulären Blick hinter die Kulissen.

Die lange Geschichte des Norisrings begann 1947. Damals drehten Motorräder ihre ersten Runden um die Steintribüne. Bis 1976 standen die zweirädrigen Renner im Mittelpunkt, dann haben die Autos die Oberhand gewonnen. Der mit 2,3 Kilometern sehr kurze Kurs bietet atemberaubende Rennaction. In der S-Kurve rasen die DTM-Renner bis auf Millimeter an die Steinbegrenzung heran, die Dutzendteichkehre eignet sich für spektakuläre Überholmanöver.

Der Kampf der drei Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes-Benz, der die Fans schon bei den ersten vier Rennen des Jahres begeisterte, wird am Norisring einen neuen Höhepunkt finden. Dass hier ein BMW gewonnen hat, ist schon 20 Jahre her, allerdings sind die Münchner auch lange nicht dabei gewesen. Bei Audi liegt der Fall etwas anders, trotz zahlreicher Siege und Gesamtsiege warten die Ingolstädter seit zehn Jahren auf einen Erfolg am Norisring. Mattias Ekström kommt als Tabellenzweiter nach Nürnberg, wo er bisher immer zu den Hauptdarstellern zählte. Timo Scheider verpasste den ersehnten Sieg 2010 nur ganz knapp. Spielberg-Sieger Edoardo Mortara hat auf dem Norisring in der Formel 3 gewonnen, Mike Rockenfeller im Porsche-Carrera-Cup. Und auch alle anderen Audi-Piloten schwärmen von der Strecke, die laut Rahel Frey „supereinfach aussieht, aber supersuperschwierig“ ist.

Und es ist eine Reise ins Ungewisse. Er verändert sich jedes Jahr: hier eine neue Bodenwelle, dort ein neues Stück Asphalt. Testen kann man vorab nicht, so dass sich die Auswirkungen immer erst beim ersten freien Training während der Veranstaltung zeigen. Und üblicherweise geht es auf dem Norisring um Tausendstelsekunden. Somit entscheidet auch die Tagesform der Fahrer.

Für das große, traditionelle Rennevent auf dem Stadtkurs sind laut dem neuen MCN-Chef Wolfgang Schlosser etwa 650 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Hinzu kommen 600 Mitarbeiter von BRK, THW, Polizei und Feuerwehr. Schlosser ist im Übrigen der Nachfolger des legendären Gernot Leistner, der 35 Jahre den Verein führte und kürzlich in einem Interview angab, immer „drei bis vier Kilo Gewicht an den drei Renntagen“ verloren zu haben.

Etwas Besonderes erwartet die Zuschauer beim sechsten Saisonrennen des Volkswagen Scirocco R-Cup. In der Legendenwertung trifft nämlich Weltmeister Karlheinz Riedle auf die ehemaligen Formel-1 und DTM-Piloten Christian Danner, Pedro Lamy und Nicola Larini. Eigentlich hätte auch Lothar Matthäus dabei sein sollen. Aber Lothar Matthäus ist nicht nur ehemaliger Weltfußballer und Rekordnationalspieler, sondern trägt seit 2001 auch den Titel des Ehrenspielführers der deutschen Nationalmannschaft – und eben in dieser Funktion soll er nun im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft tätig sein. Nach Anfragen von UEFA und DFB entschied sich Matthäus dafür, bei der EM „repräsentative Tätigkeiten“ auszuüben, statt am Nürnberger Norisring die Reifen qualmen zu lassen.