Eichstätt
Die Stadt vorangebracht

Zum Tode von Bürgermeister a. D. Sebastian Herrmann

09.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:29 Uhr
So kannte man ihn: Sebastian Herrmann als Bürgermeister während einer Rede im Stadtrat 1990. −Foto: Ettle/Archiv

Eichstätt (EK) Sebastian Herrmann hat einiges mit angeschoben, das die Stadt und ihre Bewohner voranbrachte.

Da sind die Stadtkapelle zu nennen, die viel zur Freude der Menschen beiträgt, dann die Stadtbuslinien, die nicht nur älteren Leuten das Leben erleichtern sowie der Marktplatz, der einigermaßen vom Autoverkehr verschont bleibt. Und da ist die große Schar von Schülern des Willibald-Gymnasiums, die er in die Geheimnisse der deutschen und der lateinischen Sprache sowie der Geschichte einführte. Am Donnerstag voriger Woche, dem 5. September, ist der langjährige Bürgermeister a. D. Studiendirektor Sebastian Herrmann im Alter von 95 Jahren gestorben.

Er stammte aus einem Bauernhof in Rauenzell, einem Dorf in der Nähe von Herrieden, und wuchs mit elf Geschwistern auf. Seine Schulen waren die Volksschule, das Reuchlin-Gymnasium in Ingolstadt und das Willibald-Gymnasium Eichstätt. Herrmann musste in den Krieg ziehen und wurde schwer verwundet. Das Studium absolvierte er in Erlangen. Nach einigen Stationen als Lehrer wurde er nach Eichstätt versetzt, wo er Unterricht bis zum Jahr 1984 erteilte.

Den Pädagogen interessierte die Kommunalpolitik. 1966 wurde er erstmals in den Stadtrat gewählt und zwar für die Parteilose Wählerschaft (PW). Nach ein paar Jahren wechselte er zur Christlich Sozialen Union (CSU). Der Stadtrat berief 1972 Sebastian Herrmann zum ehrenamtlichen Bürgermeister, ein Amt, das er mit sichtlicher Freude versah. Er war bemüht, die Wogen nicht zu hoch werden zu lassen und diskutierte ruhig und ausgleichend. Dass er auch hie und da bei der Opposition aneckte, liegt in der Natur der politischen Arbeit.

1996 schied er aus dem Stadtrat aus, da hatte er den Oberbürgermeistern Dr. Hans Hutter, Ludwig Kärtner und Arnulf Neumeyer geholfen, das "Schiff Eichstätt" auf Kurs zu halten. Der Verstorbene erwarb in mehreren Ehrenämtern große Verdienste. Einiges aus der Liste: Gründungssenior der Studentenverbindung Alcimonia, Elternbeirat an verschiedenen Schulen, Vorsitzender beim Beamtenbund und dem St. Michaelsbund. Als die Stadtkapelle im Jahr 1984 gegründet wurde, übernahm er den Vorsitz und sorgte dafür, dass die Musikanten vorankamen und ihren Platz im Leben der Stadt einnehmen konnten.

Mit besonderer Freude pflegte Sebastian Herrmann die Freundschaft zum italienischen Bergdorf Bolca, das durch die Funde von Versteinerungen mit Eichstätt vieles gemeinsam hat. Mit Herzlichkeit wurden er und die Stadträte zum Beispiel 1998 in Bolca begrüßt, und wie aufmerksam sorgte Herrmann bei den Gegenbesuchen in Eichstätt für die italienischen Gäste. Die Partnerschaft mit der Kratzauer Heimatgilde trägt auch seine Handschrift. Beim Thema Verbindung ins Ausland soll ebenso das Jesuiten-Gymnasium Kaunas in Litauen erwähnt werden.

Freude, Kraft und Trost schöpfte der Bürgermeister aus seinem Glauben und, solange es die Gesundheit erlaubte, aus den "Wallfahrten" von der Gundekarstraße zur Gottesmutter Maria auf dem Frauenberg. Zu seinem seelischen Gleichgewicht trug das fröhliche Singen von Volksliedern bei. Nach dem Tod seiner ersten Frau hat Sebastian Herrmann nochmals geheiratet. Er hat eine Tochter, vier Söhne und drei Enkelkinder, die um ihn trauern.

Die Stadt dankte dem Bürgermeister für das mit Leidenschaft und Hilfswillen ausgeübte Ehrenamt 1986 mit der Verleihung der Bürgermedaille. Für die Frauen und Männer, die heute Verantwortung tragen, sollte das Wirken des Pädagogen und Stadtpolitikers Verpflichtung sein, das Beste für das Gemeinwesen zu erreichen.
Heute, Dienstag, wird um 14 Uhr in Sankt Walburg die Seelenmesse für Sebastian Herrmann gefeiert. Anschließend ist Beerdigung im Eichstätter Friedhof.
 

Josef Ettle