Ingolstadt
Die Spur von Sars-Cov2

Corona-Virus beschert Testlabors wie den Sprangers in Ingolstadt viel Arbeit - Hunderte Analysen am Tag

09.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:01 Uhr
Mehrere hundert Corona-Tests werden jeden Tag im Labor von Steffen Spranger (unten) vorgenommen. Positive Tests erscheinen rot auf dem Monitor des Analysegeräts. Besonders bei der Öffnung der Proben ist Vorsicht geboten (oben). Eine Glasplatte und ein ständiger Luftstrom verhindern, dass sich die Labormitarbeiter infizieren können. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Noch vor knapp einem halben Jahr konnte sich Steffen Spranger nicht recht vorstellen, wie es mit seinem Betrieb weitergehen könnte.

Normalerweise untersucht er in seinem Labor vor allem Blutproben aus Arztpraxen. Die allerdings waren im Lockdown praktisch geschlossen. "Wir hatten keine Arbeit mehr", erzählt er. Das hat sich mittlerweile deutlich geändert. Nicht nur, dass seine rund 150 Angestellten wieder alle gut zu tun haben, Spranger hat sogar drei neue eingestellt. Seine Frau, die ausgebildete Medizin-technische Assistentin ist und sich zuletzt vor allem um die Veraltung gekümmert hat, ist wieder in die Laborarbeit eingestiegen, um die Menge an Tests zu bewältigen. Das Coronavirus, das dem Labor Spranger zunächst die Arbeit genommen hat, hat sie mit Vehemenz zurückgebracht.

Zu Beginn der Pandemie haben nur staatliche Labore etwa an Universitäten Corona-Tests vorgenommen. Irgendwann allerdings war die Menge dort nicht mehr zu bewältigen und so wurden auch niedergelassene Labore mit der Auswertung der Proben beauftragt. Seit Ende April ist auch Spranger dabei. Im Labor an der Lindberghstraße werten sie Abstriche aus der Region zwischen München und Nürnberg aus, unter anderem die aus den Eichstätter Teststationen. Gearbeitet wird an zwei Analysegeräten parallel, die Auswertungen gehen bis in den späten Abend. Pro Tag werden rund 600 Proben auf das Virus Sars-CoV 2 überprüft. Als zum Ende der Sommerferien besonders viele Reisrückkehrer getestet wurden, waren es sogar 700. In den nächsten Tagen will Spranger ein drittes Testgerät in Betrieb nehmen. Technisch ist er so ausgerüstet, dass er auch deutlich mehr Analysen anstellen könnte. Allein es fehlt an geschultem Personal, Testbehältern und den so genannten Reagenzien. Dabei handelt es sich - vereinfacht gesagt - um eine Flüssigkeit, in der das Genmaterial des Virus vervielfältigt wird, um es in der Testlösung feststellen zu können. Dieses Material ist derzeit weltweit gefragt. "Wir bekommen immer nur bestimmte Kontingente", sagt Spranger. Das habe jeweils auch mit der Entwicklung der Pandemie zu tun. Als im Juni bei einem Schlachtbetrieb in NRW an einem Tag hunderte Corona-Fälle bekannt geworden sind, wurden die Testmittel zunächst alle dorthin geliefert. "Bisher haben wir immer rechtzeitig etwas bekommen, aber es war schon manchmal knapp", berichtet Spranger.

Das Ergebnis eines Tests liegt nach rund vier bis fünf Stunden vor. "Allerdings haben wir so viele Fälle, dass wir nicht alle an einem Tag abarbeiten können", so Spranger. "Wir priorisieren die Proben deswegen. " Zunächst werden Abstriche aus Krankenhäusern und Praxen ausgewertet, bei denen ein Verdacht auf eine Infektion vorliegt. Dann folgen die Reihentests von Menschen in sozialen Berufen, die viele sensible Kontakte haben, außerdem Reiserückkehrer. Erst danach werden die Proben aus dem so genannten Bayerischen Testangebot ausgewertet, bei denen das Ergebnis nicht zwingend binnen eines Tages feststehen muss. "Aber wir hatten auch da schon positive Ergebnisse", so Spranger. Insgesamt wird in rund einer von hundert Proben das Virus gefunden. "Vergangene Woche waren es noch dreimal so viel", berichtet Spranger. "Das waren die Reiserückkehrer. "

 

Die Testergebnisse werden per Fax an die Arztpraxen übermittelt, in der die Probe genommen wurde. "Aus Datenschutzgründen dürfen wir diese Information nicht per Mail verschicken", erklärt Spranger. Kliniken werden nach positiven Tests per Telefon verständigt. Getestete, die ihr Einverständnis gegeben haben, erhalten das Ergebnisse über die Corona-App auf das Smartphone.

Rund ein Testergebnis von 300 ist nicht eindeutig. "Das ärgert uns auch, aber es ist halt so", sagt Spranger. Das Gesundheitsamt oder die betroffene Praxis oder Klinik können dann entscheiden, ob noch einmal eine Probe entnommen werden soll. Entscheidend für die Verlässlichkeit eines Corona-Tests ist die Qualität der entnommenen Probe, erklärt Spranger. Denn: "Wir können nur testen, was im Abstrich ist, nicht das, was im Körper des Patienten ist. "

DK

 

Johannes Hauser