Die "Spielverderber" werben für den Boykott

21.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:19 Uhr

"Golfsport ist Motorsport." Dieses Zitat ziert eine der Protestkarten, die die BI, hier Roland Keller, gegen den Ryder Cup verteilt. Es stammt vom renommierten Filmemacher Dieter Wieland, der in den 70er Jahren in seiner Reihe "Topographie" prägnant gegen Heimatzerstörung und Dörfer im Baumarkt-Einheitsbrei zu Felde zog. - Foto: Frank

Neuburg-Bruck (DK) Weshalb macht der Bund Naturschutz über eine Bürgerinitiative erst jetzt gegen den Ryder Cup mobil? Diese Frage musste sich Günter Krell, Kreisvorsitzender des BN und in Personalunion Sprecher der Initiative gegen den Ryder Cup, am Montagabend in Bruck anhören.

"Nachdem sowohl im Kreistag als auch im Stadtrat alles einstimmig durchgegangen ist, haben wir keinen Rückhalt gespürt. Der Bund Naturschutz ist nur als Spielverderber hingestellt worden", erklärte Krell. Ganz allein steht der BN inzwischen nicht mehr. Im Gasthaus Hauber waren etwa 50 Besucher des Informationsabends versammelt, und es gab kritische Stimmen von Seiten der Brucker.
 
Die richteten sich unter anderem gegen die Neuburger Stadträte, die das Mega-Golfereignis mit Sachleistungen in Höhe von maximal einer Million Euro unterstützen wollen. "Das ist doch bekannt, dass die nix wissen, aber abstimmen", monierte einer der Zuhörer. Von anderer Seite wurde kritisiert, dass eine Erschließungsstraße für den Cup geplant sei, die Landwirte aber überhaupt noch nicht gefragt worden seien, ob sie Grund und Boden dafür verkaufen würden. "Aber nicht für drei Euro", warf ein Landwirt ein. Von mehreren Seiten wurde eine finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand an der Finanzierung des Cups abgelehnt.

Bevor sich einzelne Bürger zu Wort meldeten, erklärte Günter Krell die Planung des künftigen 165 Hektar großen Golfplatzes. Krell verwies dabei auf die unmittelbare Nachbarschaft zu den Donauauen, die nach der Vogelschutzrichtlinie und als Flora-Fauna-Habitat geschützt seien. Durch die Entnahme von täglich zwei Millionen Litern Wasser in Trockenzeiten zur Beregnung des Golfplatzes sieht der Kreisvorsitzende Gefahr für den Auwald. Nachdem das Gelände für die Golfsportler stark modelliert und mit Aufschüttungen und Eintiefungen versehen werden soll, warnte Krell: "Im Moment ist es noch eine Erholungslandschaft – und die wird sich ganz gewaltig verändern."

"Wenn Urwälder abgeholzt werden, weinen wir Krokodilstränen, aber hier sollen viele Hektar landwirtschaftlicher Fläche aus der Nutzung genommen werden", assistierte Vallabh Patel, Mitglied der Initiative und Neuburger SPD-Stadtrat. Audi werde sich auch ohne den Ryder Cup in Neuburg ansiedeln. "Alles andere ist ein unehrliches Argument", versicherte Patel, dass die Ansiedlung der Autobauer an der Bergheimer Spange und das Golfturnier mit Hotelbau und Golfleistungszentrum in keinem direkten Zusammenhang stünden.

Nachdem Krell die Planung erläutert und darauf verwiesen hatte, dass die Konzeption des Wittelsbacher Ausgleichsfonds als Bewerber um den Cup nur noch zwei öffentliche Wege durch das Golfgelände vorsehe, regten sich bei einer jungen Frau Bedenken: "In den Wald kommen wir dann gar nicht mehr", befürchtete sie und dachte dabei an Spaziergänger, Hundehalter und Mütter mit Kindern.

"Was sehen Sie für Vorteile im Ryder Cup", fragte Vallabh Patel in die Runde. "Gar keine. Ich bin dagegen", antwortete einer der Zuhörer.

Wie ist der Cup andernorts gelaufen? Günter Krell hat die ausländische Presse ausgeschlachtet und präsentierte seine Ergebnisse. Demnach hat das Golfevent heuer in Wales keine neuen Investitionen für die Region dort gebracht und die Sportstätten seien nicht ausgelastet. Die Erwartung, dass Golfplatzbau und Ausrichtung des Megaturniers zwischen den besten Golfern Europas und der USA einen Geldregen für die heimische Wirtschaft bedeuten, werde laut Patel nicht in Erfüllung gehen. Bei den Olympischen Winterspielen im kanadischen Calgary habe Mc Donalds den Zuschlag für das Catering bekommen und bei der Fußfall-WM in Südafrika seien die Aufträge auch alle an ausländische Firmen gegangen.

Abschließend warb Neuburgs BN-Vorsitzender Roland Keller dafür, sich in der BI zu engagieren. Sie sei überparteilich "und jeder kann mitmachen". BI-Sprecher Günter Krell würzte den Widerstand gegen den Cup mit Optimismus: "Es ist noch nicht aller Tage Abend. Noch ist es nicht zu spät."