Ingolstadt
Die SPD diskutiert und über sie wird diskutiert

Beim Neujahrsempfang der hiesigen Genossen geht es um die Koalitionsverhandlungen in Berlin und fehlende Stadträte

22.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Die Redner beim SPD-Neujahrsempfang: Bezirkstagskandidatin Karoline Schwärzli-Bühler, Landtagskandidat Christoph Spaeth, Generalsekretär und Bundestagsabgeordneter Uli Grötsch sowie Kreisvorsitzender Christian De Lapuente (von links). - Foto: Rehberger

Ingolstadt (DK) Es sind auf jeden Fall Zeiten, in denen viel über die SPD geredet wird. In Deutschland wie in Ingolstadt gleichermaßen. Es sind aber auch die Zeiten, in denen die SPD selbst sehr viel spricht und diskutiert.

Ebenso deutschlandweit wie auf der Schanz. Über den Neujahrsempfang der hiesigen Genossen zum Beispiel, der gestern Abend im Spiegelsaal des Kolpinghauses mit gut 120 Gästen ablief. Beleuchtet wurden die, die da waren und von Kreischef Christian De Lapuente ausführlich begrüßt wurden. Aber gerade auch über jene, die eben nicht da waren, wurde gesprochen. Wie Fraktionschef Achim Werner, der mit Verweis auf den Freitod von Ex-Klinikchef Heribert Fastenmeier nun alle Neujahrsempfänge sausen lässt - auch den eigenen. Neben Werner fehlte aus der Stadtratsfraktion auch Anton Böhm. Der Rest der Räte stellte sich aber ein; anders als zuletzt, als der OB und das Klinikum geladen hatten.

Immerhin präsentierte die hiesige SPD gestern einen Hoffnungsträger auf bayerischer Ebene als Hauptredner: Uli Grötsch, seit einem Dreivierteljahr der Generalsekretär, etwas länger schon Bundestagsabgeordneter (seit 2013) und auch im Bundesvorstand - und deshalb entsprechend nah dran an den Sondierungsverhandlungen und der SPD-Entscheidung darüber. "Das war nicht mein Ergebnis", sagte der 42-jährige Oberpfälzer zur Abstimmung am Sonntag in Bonn. Er habe im Vorstand dagegen gestimmt, was ihm den Applaus von etwas weniger als der Hälfte der Zuhörer im Spiegelsaal einbrachte. Ungefähr so waren ja auch letztlich die Machtverhältnisse in Bonn gewesen.

In der guten halben Stunde, die der ehemalige Polizist dann sprach, schlug er den Bogen von den Sondierungsergebnissen, die aus seiner Sicht ("Das kann sich sehen lassen") dann doch schon viele gute SPD-Forderungen umfassten, hin zur Rente, zum bezahlbaren Wohnraum und zu anderem. Grötsch sprach aber auch nur von "einer guten Basis" für die Koalitionsverhandlungen, die er als Demokrat natürlich nach dem Votum der Partei jetzt unterstütze. Er betonte aber deutlich: "Ja, wir wollen regieren. Aber ganz bestimmt nicht um jeden Preis."

Größeren Applaus erhielt der Gast auch für seine Forderung "nach einer Zeitenwende" in der Politik. Er höre die Leute immer wieder sagen: "Die da oben wissen gar nicht mehr, was wir da unten wollen." Er werde ein offenes Ohr haben. Auch im jetzt anlaufenden Landtagswahlkampf, den die Bayern-SPD "in aller Ernsthaftigkeit und Sachlichkeit" und folglich ohne Krawall angehen werde. Das entspricht an sich nicht der Aufgabenbeschreibung für Generalsekretäre: "Ich bin ja eigentlich der Schrille, der Attackierende." Aber "in solchen Zeiten", so Grötsch, brauche es auch mal "die nachdenklicheren Töne".