Neuburg
Die Spannung im Kontrast

Marion Eichmann zeigt die unendliche Vielfalt in Zeichnung und Collage

08.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:22 Uhr

Collagen können aus allen möglichen Gegenständen und Materialien entstehen. Das wird auch beim Anblick der vollen Tische im Rathausfletz deutlich, in dem Marion Eichmann (stehend) im Rahmen der Sommerakademie den Kurs Zeichnung-Collage-Kontraste abhält - Foto: Tamm

Neuburg (DK) Weit offen stehen die großen Flügeltüren zu beiden Seiten des Fletz unterhalb des Neuburger Rathauses. Ein frischer Windhauch streift um die alten Säulen. Wer den Raum betritt, steht allerdings nicht auf dem gewohnt historischen Steinfußboden.

Er ist mit braunen Papierbahnen bedeckt. Denn schließlich wird hier derzeit im Rahmen der Neuburger Sommerakademie mit allerhand Farben, Klebern und vielen weiteren Materialien hantiert: Die Künstlerin Marion Eichmann hält im Fletz ihren Kurs Zeichnung-Collage-Kontraste ab.

Die Wahlberlinerin ist seit 2003 als freischaffende Künstlerin unterwegs. Sie unterrichtete bisher in München, Dresden und Bad Reichenhall – und nun erstmals in Neuburg, wo es ihr sehr gut gefällt: „Da es auch jede Menge Musiker bei der Sommerakademie gibt, kann man abends auch noch mal schnell ein Konzert besuchen“, freut sie sich. Dazu komme, dass in Neuburg alles so schon konzentriert sei. Damit meint sie, dass „bei anderen Sommerakademien immer alles so weit über die Stadt verteilt ist.“

Der Tag in Eichmanns Kurs beginnt mit einer Fingerübung – einer kleinen Aufgabe, um die Kreativität ihrer Schützlinge zu wecken, wenn man so will. Die Künstlerin lehnt an einem Tisch mitten im Fletz. Er ist voll mit allerhand bunten und originellen Collagen, die ein Wohnzimmer zeigen. Diese kleinen Kunstwerke haben nur eines gemeinsam: zwei kleine Stoffstücke. Diese hat Eichmann an ihre Schüler verteilt, die um die beiden kleinen Fetzen ein Zimmer designen sollten. „Ich gebe oftmals keine konkrete Arbeitsaufgabe“, sagt sie. Und tatsächlich ist diese Aufgabe sinnbildlich für den Kurs im Rathausfletz: Zu einem Bild werden alle Materialien verarbeitet, die gefallen. Es geht darum, Kontraste und Spannung zu erwecken, wie Eichmann sagt. Jeder kann – in weit gefassten Bahnen – frei arbeiten und sich ausleben.

So wie Sandra Steinwender. Sie sitzt an einem der Tische, die ringsherum an den Wänden stehen. Die 34-jährige Neuburgerin besucht den Kurs, um mehr Zeit für sich selbst zu haben, wie sie sagt. „Ich wollte mich mit etwas auseinandersetzen, was mich interessiert.“ Sonst befasst sie sich mit Malerei und versucht nun, ihr Repertoire zu erweitern. Schreitet man weiter durch die Runde, kommt man an unzähligen Wänden vorbei, an denen die Blüten der vergangenen Tage hängen.

Es finden sich wilde Zeichnungen von Tieren, abstrakte Formgebilde in schrillen Farben, detaillierte Zeichnungen der Altstadt Neuburgs und Collagen aus allen nur denkbaren Gegenständen. Schließlich steht man vor dem Arbeitstisch von Ulrike Kramer. Sie hat wohl – neben Dozentin Eichmann – den weitesten Weg auf sich genommen, um in Neuburg an der Sommerakademie teilzunehmen. Die Hamburgerin macht sonst Theater mit Jugendlichen und bezeichnet sich selbst als „Quereinsteigerin“ wenn es um Zeichen und Collagen geht. Für sie geht es auch darum, für ihre eigene Arbeit den Kopf frei zu bekommen. „Außerdem ist der Ort reizvoll“, sagt sie mit hell leuchtenden Augen. Sie habe sich schon in Industrieanlagen und Salinen künstlerisch betätigt. Nun findet sich auch die Altstadt Neuburgs in ihrer Liste.