Wie
Die Sorgen und Wünsche der Jugend

Andrea Schenker ist der Kopf hinter der Onlinebefragung aller Elf- bis 17-Jährigen im Landkreis – und erklärt das Konzept

13.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:33 Uhr

Ihr Smartphone haben viele Jugendlichen stets griffbereit. Online erfolgt daher auch die geplante Befragung aller Elf- bis 17-Jährigen aus dem Landkreis im Rahmen des Projekts „Ich bin Jugend“ - Foto: Ermert

Wie ist die Idee zu der Befragung aller Jugendlichen im Landkreis entstanden

Andrea Schenker: Ich bin im Rahmen meiner ganz normalen Arbeit draufgekommen. Die Anfänge liegen ein Jahr zurück, in den Gesprächen mit den Jugendbeauftragten der Gemeinden. Sie wollten wissen, was die Jugendlichen bewegt und umtreibt, damit sie auch wirklich für sie da sein können. Und weil der Aufwand für jede einzelne Gemeinde nicht lohnt, haben wir das gleich landkreisweit angestoßen.

 

Das wird nicht die erste Befragung dieser Art sein. Gibt es Vorbilder?

Schenker: Natürlich. Etliche Landkreise haben so etwas schon vor uns gemacht. Online hat sich bewährt, das ist bei den Jugendlichen der beste Weg, da machen sie am Handy, am Tablet oder am PC am eifrigsten mit. Allerdings haben die meisten Landkreise die Befragung durch ein professionelles Institut vornehmen lassen. Damit liegen die Kosten bei 15 000 bis 20 000 Euro. Da wir die Befragung in Eigenregie schultern, kommen wir mit etwa einem Drittel dieses Budgets aus.

 

Weil Sie die Befragung auch gleichzeitig als Ihre Masterarbeit verwenden?

Schenker: Ganz genau. Das Vorgehen ist mit der Uni abgeklärt. Wir sparen uns dadurch schon einmal die ganze Software. Das ist eine glückliche Fügung, weil die sündhaft teuer ist. Wir haben den Fragenkatalog selbst zusammengestellt. Jetzt steht die eigentliche Aktion an. Und danach werte ich die Antworten selbst aus. Das ist in dieser Form noch nicht versucht worden und in der Tat bisher einmalig.

 

Stehen denn schon alle Fragen fest?

Schenker: Zu 80 Prozent. Kleinigkeiten können sich noch ändern oder einzelne Fragen hinzukommen. Den Feinschliff bekommt der Katalog bei der abschließenden Besprechung mit den Jugendreferenten.

 

Was wird denn alles so abgefragt?

Schenker: Es geht um alles, was die Jugendlichen außerhalb der Schule betrifft: Familienverhältnisse, Freundeskreis, Freizeitverhalten. Wo und mit wem sie wann und wie lange sind. Was es in ihrer Gemeinde oder ihrem Dorf gibt – und was sie sich wünschen. Es geht also um den Istzustand und ihren Bedarf.

 

Und an wen wendet sich die Umfrage ganz genau?

Schenker: An alle Jugendlichen, die den Hauptteil ihrer Freizeit noch in ihrem Dorf oder ihrer Kleinstadt verbringen. Also alle, die noch keine 18 Jahre sind und damit noch nicht selbst Auto fahren dürfen. Dann zieht es die meisten eher in die Städte wie Ingolstadt oder München – und damit sind die Angebote im Dorf nicht mehr so wichtig.

 

Geht es letztlich nur um professionelle Jugendtreffs?

Schenker: Die gehören natürlich dazu. Aber viele Gemeinden haben so etwas gar nicht. Dafür gibt es viele Vereine, die Jugendarbeit betreiben. Oder auch viele freie Treffs ohne feste Struktur. So etwas wie Bauwagen oder Container. Ein Beispiel ist auch der Marienbrunnen im Zentrum von Pfaffenhofen. Das ist definitiv ein Jugendtreff, den sich die Mädels und Buben über Generationen hinweg selbst gesucht haben.

 

Wie viele Jugendliche gibt es im Landkreis? Und wie viele müssen mitmachen, damit es aussagekräftig ist?

Schenker: Es gibt etwa 5000 bis 7000 Jugendliche in dieser Altersspanne im Landkreis. Damit eine Umfrage repräsentativ ist, braucht es einen Rücklauf von 20 Prozent. Das wären mindestens 1000 Jugendliche.

 

Und das ist auch realistisch, diese Zahl zu erreichen?

Schenker: Auf alle Fälle. Wir werden kräftig die Werbetrommel rühren. Zum einen über die Zeitung, um über die Eltern und Großeltern an die Kinder ranzukommen. Aber natürlich auch online, über die sozialen Netzwerke, die Homepages der Gemeinden.

 

Ist auch ein besonderes Zuckerl für die Jugendlichen geplant, wenn sie mitmachen?

Schenker: Wir wollen an den Schulen Handydisplaycleaner als besondere Giveaways verteilen. Überhaupt sind die Schulen unser wichtigster Multiplikator. Dort kommen alle Jugendlichen zusammen. Wenn wir hier gut zusammenarbeiten, erreichen wir schon sehr viele, auch aus allen Schichten. Komplizierter wird es bei den Jugendlichen, die außerhalb des Landkreises zur Schule gehen. Da braucht es halt auch Mundpropaganda und etwas Glück.

 

Einen Namen hat das Ich-bin-Jugend-Projekt also schon. Und der Plan dahinter steht auch. Wann soll es denn losgehen?

Schenker: Die eigentliche Befragung soll im Januar starten und acht Wochen lang laufen. Mit der Auswertung beginne ich somit im März. Sie wird weitere drei Monate in Anspruch nehmen.

 

Wie geht es denn danach in die konkrete Umsetzung?

Schenker: Das ist eigentlich das Allerwichtigste. Uns kommt es bei Ich bin Jugend hauptsächlich darauf an, den Jugendlichen zu zeigen, dass wir sie und ihre Sorgen und Wünsche ernst nehmen. Es ist also ganz wichtig, dass aus den Erkenntnissen ganz konkrete Maßnahmen entstehen. Das wird in Zusammenarbeit mit den Gemeinden geschehen.

 

Haben die Jugendreferenten denn hierzu ihre Bereitschaft schon signalisiert?

Schenker: Allerdings. Viele haben schon angekündigt, dazu eigene Jungbürgerversammlungen einzuberufen.

 

Bei der Umsetzung wird sich zeigen, ob die Jugendlichen auch bereit sind anzupacken.

Schenker: Sie sollen selbst mithelfen, ihre Ideen umzusetzen. Spätestens dann regelt sich auch das Problem, falls Einzelne die Befragung mehrere Male ausfüllen. Taucht ein Wunsch bei der Befragung beispielsweise 50 Mal auf und bei der Umsetzung kommen dann nur zwei Hansel, wurde wohl geschummelt – und dann wird die Idee wohl auch nicht umgesetzt.

 

Die Fragen stellte

Patrick Ermert.