Eichstätt
"Die Schule ist das Wichtigste"

Eichstätter Felix Neumeyer trainiert beim FC Augsburg in der U14 potenzielle Nachwuchsprofis

27.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:30 Uhr
Full-Time-Job Trainer: Felix Neumeyer ist auf und neben dem Platz immer für "seine Jungs" beim FC Augsburg da. −Foto: Dengler

Eichstätt/Augsburg (EK) Felix Neumeyer macht das, wovon jedes Kind träumt. Er hat bei seiner täglichen Arbeit mit dem runden Leder zu tun. Nein, er ist kein Profifußballer. Der 32-jährige gebürtige "Blumenberger" trainiert die U14-Nachwuchsmannschaft des FC Augsburg, ist im dortigen Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) in der pädagogischen Leitung tätig und zudem verantwortlich für die drei DFB-Eliteschulen des Fußballs in Kooperation mit dem FCA und zwei weiteren FCA-Partnerschulen. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt der DFB-A-Lizenzinhaber.

Geplant war das so freilich nicht. Das Schicksal führte ihn nach dem Abitur am Willibald-Gymnasium in Eichstätt nach Augsburg zum Lehramtsstudium für Englisch und Sport am Gymnasium. Zu dieser Zeit war der talentierte Fußballer parallel auch noch für den VfB Eichstätt in der damaligen Landesliga Süd am Ball, davor kickte er bei seinem Heimatverein SV Marienstein sowie dem TSV Schwabmünchen. Als sich das Studium dem Ende entgegen neigte und er nicht wusste, wo es ihn beruflich bayernweit hin verschlagen würde, schrieb er einfach eine Bewerbung auf eine vakante Trainerstelle an die Adresse des FC Augsburg - und erhielt eine Zusage. Auf die Frage, ob Zufall oder Glück, meint Neumeyer, der auch ein IST-Diplom in Fußballmanagement absolviert hat: "Ich würde sagen, dass ich einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort war."

Seit der Saison 2011/12 ist also der FC Augsburg sein Arbeitgeber. Im Sommer 2011 schafften die Fuggerstädter erstmals in der Vereinsgeschichte unter Trainer Jos Luhukay den Aufstieg in die Erste Fußball-Bundesliga. Seitdem wird dem Nachwuchsleistungszentrum auch innerhalb des Vereins eine noch größere Bedeutung beigemessen. "Die Entwicklung bei unserer Lizenzmannschaft und vor allem im Nachwuchs in den vergangenen Jahren war enorm", blickt Neumeyer zurück. Als Co-Trainer während des Studiums eingestiegen, ging es auch bei ihm persönlich schnell bergauf. Noch vor dem erfolgreichen Staatsexamensabschluss wurde er damals Teil der pädagogischen Leitung, steht seit einigen Jahren dem FCA-Schulprojekt mit mittlerweile über 200 Spielern als Verantwortlicher vor und ist als Cheftrainer für die U14 zuständig.

In einer NLZ-Förderliga duellieren sich Neumeyers Schützlinge mit gleichaltrigen und ebenfalls bestens ausgebildeten Kontrahenten vom FC Bayern München, 1. FC Nürnberg, FC Ingolstadt 04 oder der SpVgg Greuther Fürth. Nach einem souveränen 5:1-Sieg über den SSV Jahn Regensburg verabschiedete sich der FCA-Nachwuchs auf dem dritten Rang in die Winterpause. Der Tabellenplatz ist bei den Junioren meistens nur zweitrangig, oberste Priorität hat die fußballerische Entwicklung jedes einzelnen Akteurs, der zudem durch individuelles Training Rechnung getragen werden soll. Dabei zählen auch Spiele gegen weitere nationale und vor allem internationale Topadressen wie Ajax Amsterdam, FC Liverpool, Juventus Turin, Olympique Lyon oder Paris Saint-Germain. Der schulischen Bildung wird aber eine mindestens genauso hohe Bedeutung beigemessen. Denn die allerwenigsten schaffen es zum Profi. Deshalb sagt Neumeyer, der beim FCA nicht nur als Trainer auf dem Platz steht, sondern auch im pädagogischen Bereich tätig ist: "Eine gute schulische Ausbildung ist das Wichtigste. Das gilt für jeden Kicker beim FCA-Nachwuchs." Auf dem Weg in den Profifußball will Neumeyer seine Schützlinge natürlich bedingungslos unterstützen. Was dann als Endprodukt irgendwann einmal herauskommt, lasse sich nur schwer voraussagen. So konnte Neumeyer aber bereits einige FCA-Profis wie Kevin Danso, Marco Richter oder Simon Asta, die allesamt aus dem eigenen FCA-Nachwuchs stammen, auf und neben dem Platz trainieren und entwickeln.

Zu seinen weiteren Aufgaben gehört neben der Persönlichkeitsentwicklung der Spieler auch die Sichtung potentieller Neuzugänge und die Beurteilung der Kaderspieler. Vor kurzem führte er sowohl mit seinen Akteuren der U14 als auch mit deren Eltern Halbjahresgespräche. "Jeder Fußballer bekommt eine Art Zeugnis. Darin stehen keine Noten, sondern es handelt sich um ein gesamtheitliches Feedback", sagt der 32-Jährige und erklärt: "Zum Beispiel wird aufgeführt, dass das Passspiel mit links unter Gegnerdruck entwicklungsfähig ist und welche Maßnahmen zur Verbesserung umgesetzt werden sollten oder dass der Spieler über ein vorbildliches und diszipliniertes Verhalten verfügt."

Ein normaler Arbeitstag beginnt für Neumeyer - wenn er nicht als "Frühstücksmacher" für die Internatsspieler eingeteilt ist - gegen 8.30 Uhr. Mit seinen Kollegen bespricht er in der Früh das Eliteschultraining, trifft die letzten Vorbereitungen für den Tag und muss den einen oder anderen Termin wahrnehmen. Schließlich gilt es auch, unter anderem die Zusammenarbeit mit den FCA-Partnerschulen zu koordinieren. An den drei Eliteschulen, die vor Kurzem erfolgreich vom DFB evaluiert wurden, erhalten die Fußball-Stars von morgen ab der fünften Jahrgangsstufe wöchentlich zwei zusätzliche Trainingseinheiten. "Das sind im Jahr rund 80 Einheiten. Und wenn man das auf eine Schullaufbahn hochrechnet, dann haben diese Jungs mehrere Jahre an Mehr-Training gegenüber Spielern ohne dieses Schultraining", rechnet Neumeyer vor und betont überzeugt: "Dieser Mehrwert ist unabdingbar, wenn man ganz oben ankommen will". Nachmittags beginnt die Feinabstimmung auf das viermal wöchentlich stattfindende Mannschaftstraining inklusive Videoanalysen, um seine Spieler hinsichtlich eigener Stärken und Schwächen zu analysieren sowie auf den kommenden Gegner einzustellen. Danach steht zum Abschluss regelmäßig abends noch eine Visite bei den Internatsspielern an. "Man sieht, dass das ein Full-Time Job ist", sagt Neumeyer. Aber auch wenn er oft rund um die Uhr gefordert ist, würde er sich heute auf jeden Fall wieder für den Fußball entscheiden und sein Hobby zum Beruf machen.

Norbert Dengler