Böhmfeld
Die Schäden sind schwerer als gedacht

Kirchenrenovierung in Böhmfeld zieht sich hin Hochzeitspaare sollen sich anderes Gotteshaus suchen

03.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:12 Uhr

Foto: Rudolf Nieberle

Böhmfeld (nie) Ein knappes halbes Jahr ist es her, seit in der Pfarrkirche St. Bonifatius in Böhmfeld die lang ersehnte Renovierung des Innenraumes begann. Eigentlich sollte am 30. April alles beendet sein, aber bis die Katholiken hier wieder Gottesdienst feiern können, wird es wohl noch einige Zeit dauern.

Im Anschluss an die Gottesdienste am Wochenende gab es eine aktuelle Bestandsaufnahme der Arbeiten. Wenn man derzeit den Innenraum der Kirche betritt, ist von einem Gotteshaus nichts zu erkennen: Die Altäre, die Kanzel, die Orgel und die Bänke sind weiterhin mit dicken Plastikfolien bedeckt und Gerüste stehen an allen Seiten und unter der Decke.

Wolfgang Koston hatte in den vergangenen Wochen für die Pfarrei das Baugeschehen in der Kirche dokumentiert und stellte dies den interessierten Böhmfeldern jetzt vor. Er ging, wie er meinte, wie viele Kirchgänger davon aus, dass seit der letzten Renovierung 1973 vor allem die weiße Farbe eine Auffrischung benötigt und Schäden rund um den Altar oder an der Orgelempore behoben werden müssen. Die Decke in acht Metern Höhe schien für den Betrachter eher unbeschädigt. Doch nach der Aufstellung der Gerüste kamen im Deckenbereich erhebliche Schäden zum Vorschein.

Zahlreiche Risse zogen sich durch die Decke, auch durch die Bilder. Pfarrer Franz Federl, der 1955 sowohl eine Außen- als auch Innenrenovierung veranlasst hatte, wollte den Innenraum "ordentlich schön machen", wie er in seinen Aufzeichnungen "Im Steinacker Gottes" schreibt. Er hatte deshalb den Ingolstädter Kirchenmaler Georg Löhnert bestellt, den er als "einfallsreichen und wagemutigen Kopf" bezeichnete und der die Anbringung eines "leichten, stilgemäßen Stucks zur Belebung der Kirche" vorschlug. Dies hatte Pfarrer Federl gefallen und er legte seinen Wunsch dem Kirchenverwalter Johann Bauer und seinen Kollegen vor, die das mit Hinweis auf die Kosten ablehnten. Nach einem, wie er schreibt, "peinlichen Schweigen" hatte Federl den Aufzeichnungen zufolge gesagt: "Den Stuck zahl' ich." Die Kirchenverwaltung muss daraufhin lautlos die Empore verlassen haben. In den darauffolgenden Tagen wurde eine große Menge Nägel in die Bretter der Decke eingeschlagen, damit der Stuck halten konnte. Die Kosten hatten damals 3800 D-Mark betragen - in der Nachkriegszeit eine erkleckliche Summe. Wahrscheinlich war die rasche und kostengünstige Ausführung nicht für lange Haltbarkeit ausgelegt, wie sich nun herausstellte. Ein großer Teil des Stucks war schadhaft, wurde nur noch von der Farbe gehalten oder löste sich bei der leichtesten Berührung. Hinzu kamen Schäden rund um die Orgel und vor allem über den Fenstern, sodass die Restauratoren im Decken- und Seitenbereich einiges zu tun hatten.

Rund um den Hauptaltar stellte man fest, dass bei einer Renovierung eine Lage Dachpappe zum Schutz vor Feuchtigkeit eingebaut worden war, die auf Weisung der Denkmalpflege entfernt werden musste. So galt es, den Verputz bis in drei Meter Höhe abzuschlagen und neu anzulegen. Dabei wurde neben dem Hochaltar ein Türsturz in der Wand gefunden, für den es zunächst keine Erklärung gab.

Als Rudolf Nieberle, der sich schon seit Jahren mit der Böhmfelder Geschichte befasst, dies hörte, sah er in seinen Unterlagen nach, in denen sich auch ein "Grundriss der alten, sehr ruinosen Pfarrkirche zu Pemfeld vor der Renovierung und Erweiterung durch Domenico de la Salle, 1792" befindet. In diesem Plan war der Eingang der Kirche an der Stelle eingezeichnet, an der man den Sturz gefunden hatte. Damals befanden sich die Altäre der Böhmfelder Kirche eher ungewöhnlich an der Westseite. Dies wurde 1792 bei der Umgestaltung und Erweiterung aber geändert. Dabei passte der alte Eingang nicht mehr. Er wurde zugemauert und an die Westseite verlegt. Gefunden wurde auch nahe der Türe eine Nische, für die es aber nach wie vor keine Erklärung gibt.

Die Orgelempore, an der die Farbe abblätterte, bot eine Überraschung. Der Restaurator fand dort hinter dem Weiß farbige, aufgemalte Bilder. Da die Denkmalpflege die Bilder als nicht zum Stil der Kirche passend ansah, wurden sie aber wieder weiß übertüncht.

Eine enorme zeitliche Verzögerung ergab sich durch das Fehlen einer Elektrofirma, die an mehreren Bereichen die Kabel austauschen und weitere verlegen musste. Das warf alles Wochen nach hinten, weil die Verputzer nicht weiterarbeiten konnten.

Momentan werden die Risse und die Schäden an der Decke beseitigt und die Weißmaler haben bereits die ersten beiden Anstriche aufgebracht, wobei aber noch vier weitere folgen. Pfarrer Anton Schatz meinte, dass er derzeit keine Prognose über das Ende der Arbeiten abgeben möchte. Er empfahl den drei jungen Paaren, die auf die Fertigstellung der Kirche warten, ihre Heirat in ein anderes Gotteshaus umliegender Orte zu verlegen. Zu den Kosten sagte Schatz, dass schon über 100 000 Euro Spenden der Pfarrangehörigen eingegangen seien und auch von verschiedenen Institutionen Zuschüsse zugesagt wurden. Die Kirchenverwaltung plane derzeit mit der Aufnahme eines Darlehens von 200 000 Euro. Ob der vorgesehene Kostenrahmen von 500 000 Euro eingehalten werden könne, sei angesichts der nicht erwarteten Schäden derzeit kaum abzuschätzen.