Die Rundum-Schutzheilige

Die heilige Barbara von Nikomedien - Darstellung mit Schwert und Kelch als Beistellfigur am Hauptaltar in Göbelsbach

03.12.2020 | Stand 07.12.2020, 3:33 Uhr
Die heilige Barbara als Beistellfigur am Hauptaltar in der Pfarrkirche St. Vitus in Göbelsbach bei Tegernbach −Foto: Hammer

Der 4. Dezember ist der Namens- und Gedenktag der heiligen Barbara.

Sie zählt zu den 14 Nothelfern. Sie ist eine der populärsten Heiligen. Historisch gesehen wissen wir von der heiligen Barbara sehr wenig. Die Forschung hat bisher nicht ergründen können, wann die geheimnisvolle Gestalt der heiligen Barbara auf Erden gelebt und gelitten hat. Was über Barbara bekannt ist, entstammt ausnahmslos der Legende. Aber auch Legenden enthalten "Wahrheiten".
Der Überlieferung nach wurde Barbara Ende des 3. Jahrhunderts in Nikomedia, dem heutigen Ízmit in der Türkei oder einer anderen Überlieferung nach in Heliopolis, dem heutigen Baalbek im Libanon geboren. Ihr Vater wird in den verschiedenen Versionen als König oder zumindest reicher Kaufmann oder als Angehöriger der kaiserlichen Leibgarde bezeichnet. Die Legende berichtet von einer schönen Tochter namens Barbara, der ihr Vater Dioskuros alles angedeihen ließ, was ein wohlhabender Kaufmann seinem Kind bieten konnte. Ein schönes Zuhause, eine gute Ausbildung und die Erfüllung vieler Wünsche. Dies alles unternahm der heidnische Vater, um zu verhindern, dass seine Tochter Christin wurde oder sich zu einer Heirat verleiten lies, die gegen seine Absicht war. So durfte das Mädchen in einem Turm ihre Wohnung einrichten. Dort ließ sie ein drittes Fenster als Symbol der Dreifaltigkeit einbauen.
Der Legende nach ließ sich die Hl. Barbara während der Christenverfolgung taufen und wurde Christin. Sie widersprach den Wünschen ihres Vaters, den Glauben zu verleugnen und weigerte sich einen heidnischen Ehemann zu nehmen. Sie wurde nach der Anzeige des eigenen Vaters durch den römischen Stadthalter Marcianus zum Tod verurteilt. Nach brutalsten Misshandlungen enthauptete der Vater seine Tochter Barbara schließlich selbst. Er wurde auf dem Rückweg von der Hinrichtungsstätte vom Blitz getroffen und verbrannte. Barbara starb den Märtyrertod im Jahr 306 zur Zeit Kaiser Maximinus Daia.
Die Legende erzählt, dass sich auf dem Weg zum Gefängnis ein Kirschzweig in Barbaras Kleid verfing. Sie stellte ihn in einen Krug mit Wasser. An dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde, blühte der Zweig auf.
Seit dem 18. Jahrhundert belegt ist der Brauch, an ihrem Gedenktag Barbarazweige zu schneiden. In einem warmen hellen Raum in eine Vase gestellt, treiben die Zweige bis Weihnachten Knospen, Blüten und Blätter. Sie symbolisieren das neue Leben, das uns mit der Geburt des Christkinds gegeben wurde, erinnern uns aber auch an den Spross aus der "Wurzel Jesse", wie es aus den Verheißungen des Propheten Jesaja zu entnehmen ist. Zweige von Kirsch-, Apfel- und Birnbäumen sind dazu besonders geeignet. Und wer am Barbaratag seine Obstbäume mit Stroh umwickelt, schützt sie damit gegen "böse Geister", wenn im Vorfrühling die neuen Säfte einschießen.
Zusammen mit den Märtyrerinnen und Nothelfern Katharina und Margareta zählt sie zu den "Drei heiligen Madl". Der Volksmund sagt: "Margareta mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, sind die drei heiligen Madl". Sie gelten als die Beschützerinnen des "Nähr-, Lehr- und Wehrstandes". Zusammen mit der Heiligen Dorothea sind sie die vier "Virginescapitales", "die wichtigsten Jungfrauen". Die heilige Barbara ist eine volkstümliche Heilige, die im religiösen Glauben einst als eine der mächtigsten und bekanntesten Fürbitter unter den "Vierzehn Nothelfern" angesehen wurde.
Sie wird angerufen gegen jähen Tod, um eine gute Sterbestunde, gegen Fieber, gegen Gewitter und Feuersgefahr.

Als Nothelferin ist sie Schutzpatronin des Bergbaus, der Bergleute und Sprengmeister, der Geologen, Architekten, Bauarbeiter, Maurer, Steinhauer, Zimmerleute und Elektriker, aber auch der Mädchen, Gefangenen, Krankenpfleger, Metzger, Köche und Frisöre.

Zum Barbaratag bildeten sich auch einige Bauern- oder Wetterregeln heraus: "Gibt Sankt Barbara Regen, bringt der Sommer wenig Segen", oder "Nach Barbara geht's frosten an, kommt's früher, ist nicht wohlgetan" und "Geht Barbara im Klee, kommt's Christkind im Schnee" und weiter: "Barbara im weißen Kleid, verkündet gute Sommerzeit".

Hans Hammer