Riedenburg
Die Region in Habtachtstellung

Gemeinsam wollen Jäger und Landwirte der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest vorbeugen

25.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr
Die Afrikanische Schweinepest bereitet auch den Landwirten in der Großgemeinde Riedenburg Sorgen. Während sie durch gesteigerte Hygiene- und Schutzmaßnahmen einer Infizierung ihrer Tiere vorbeugen können, gestaltet sich die Situation bei den Wildtierpopulationen schwieriger. −Foto: Mirgeler/dpa

Riedenburg (DK) Die Jäger und Landwirte im Landkreis Kelheim sind Alarmbereitschaft. Auch ihnen bereitet die Afrikanische Schweinepest Sorgen, wie Robert Schels aus Frauenberghausen, Vize-Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, erklärt.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) lässt sich auch nach Meinung von Experten wohl kaum an der deutschen Grenze aufhalten. Alleine in diesem Jahr wurden in Polen drei Fälle bei Hausschweinen und 191 Fälle bei Wildschweinen bekannt, in der Tschechischen Republik wurden zwölf infizierte Wildschweine gemeldet. Für Menschen ist diese Tierseuche nach Auskunft von Medizinern absolut ungefährlich, Schweine allerdings verenden innerhalb weniger Tage an diesem Virus.

Natürlich ist da die Angst bei den Schweinemästern im Landkreis Kelheim wie auch in der Großgemeinde Riedenburg groß, dass ein Seuchenzug durch die Region ihren wirtschaftlichen Ruin bedeuten würde. Der stellvertretende Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Robert Schels aus Frauenberghausen, bewirtschaftet selber einen Schweinemastbetrieb. "Neben der Sorge um die Tiere sind die Landwirte mit Blick auf die Zukunft stark verunsichert", berichtet er von der aktuellen Situation.

"Eine Einschleppung der Seuche in die Wildtierpopulation ist eine große Gefahr."

Vize-BBV-Kreisobmann Robert Schels

 

Zwar seien sie alle Pflichtmitglieder in einer Tierseuchenversicherung und auch eine Ertragsschadensversicherung haben die meisten von ihnen abgeschlossen. Aber keiner wisse, wie lange so ein Seuchenzug anhält und ob der Hof, die Existenzgrundlage für die eigene Familie, das überstehen könne. "Wir Landwirte können eine Infizierung der Schweine in unseren Ställen vielleicht durch nochmals gesteigerte Hygiene- und Schutzmaßnahmen verhindern, aber eine Einschleppung der Seuche in die Wildtierpopulation ist eine große Gefahr", unterstreicht Schels und fordert eine Reduktion der Wildschweinbestände um 70 Prozent.

Allerdings weiß auch er, dass die schnellen und weiten Seuchensprünge vom Baltikum bis Tschechien nicht von Wildschweinen, sondern vermutlich von unachtsamen Menschen verursacht wurden. Denn der Virus kann in Wurst- und Fleischwaren ebenso wie in Blutpartikeln auf Autoreifen oder sonst an Fahrzeugen transportiert werden. Selbst Jagdtouristen, die im Litauen oder Polen einen dicken Keiler schießen und mit ihrer nicht infizierten Jagdausrüstung nach Deutschland zurückkommen, können den Virus mitbringen.

Auch Sabine Bichlmaier weiß als Leiterin des Forstbetriebs Kelheim und Chefin über die Staatswälder in der Region um die Gefahr für die Wildschweine als mögliche Träger des Virus. Doch plakative Forderungen bewertet sie skeptisch. "Wovon bitte 70 Prozent? Niemand kennt auch nur annähernd die Zahl der Wildschweine, die in den staatlichen und privaten Revieren umherziehen", verweist sie auf die Realität. Seit Langem schon werden Wildschweine im Staatswald mit revierübergreifenden Drückjagden und im Einzelansitz intensiv bejagt. "Bis gestern wurden bei uns 433 Wildschweine erlegt, doppelt so viele wie im Vorjahr", berichtet sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Zahlen belegen nach ihrer Erfahrung nur, dass die Population sehr stark schwankt, ein Rückschluss auf den tatsächlichen zahlenmäßigen Bestand lasse sich aber daraus nicht ableiten.

"Wir versuchen, so scharf zu bejagen, wie es geht. Wo möglich, sollen auch nicht mehr laktierende Bachen geschossen werden", ist die Order an ihre Förster und Jagdgäste unter Beachtung des Tierschutzes. Zudem unterstützt sie die Anträge von den im Staatswald jagenden Privatjägern auf Genehmigung von Nachtzielgeräten für die Saujagd. Förster und die private Jägerschaft arbeiten in Sorge vor der ASP ohnehin bereits eng zusammen. Erst jüngst wurde im Arbeitskreis Schwarzwild ein strategisches Vorgehen formuliert. So soll der Bachenabschuss im kommenden Jagdjahr um mindestens fünf Prozent erhöht werden, die Schonzeit für Keiler kann auf Antrag der Revierinhaber ausgesetzt werden und die ausgebrachte Kirr- oder Futtermenge für Wildschweine ist in den Revieren deutlich zu reduzieren.

In Staatsrevieren gilt ohnehin ein strenges Kirrkonzept. Wie der Jagdverbandsvorsitzende im Landkreis, Andreas Wasner, weiter mitteilt, sollen auch Landwirte bei der Schwarzwildreduzierung mithelfen und in Absprache mit den Jägern Schussschneisen in Maisäckern anlegen. Zudem wünschen sich die Jäger, dass ihnen Landwirte mehr erlegte Wildschweine abkaufen und den Wildbretmarkt damit stützen. "Die Jägerschaft mit den Staatsforsten und dem Bauernverband versucht alles Mögliche, um der ASP keine Chance in Kelheim zu geben", versichert Wasner.