Ingolstadt
Die Radler holen auf

Prüfungskommission bewertet die bisherigen städtischen Aktivitäten positiv

27.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr
Vor der entscheidenden Etappe: Nach der Theorie am Vormittag schwangen sich gestern Nachmittag die Mitglieder einer Prüfungskommission in den Sattel, um sich von der Fahrradfreundlichkeit Ingolstadts zu überzeugen. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Stadt darf bald ganz offiziell den Titel "fahrradfreundliche Kommune" tragen. Dafür hat sich gestern eine Kommission der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK) ausgesprochen. Die Zertifizierung soll im Herbst folgen.

Publikumswirksame Aktionen wie das Stadtradeln sind das eine. Die Fahrradfreundlichkeit im Alltag ist das andere. Nicht jeder ist schon so weit wie Susanne Lender-Cassens, die gestern im Sitzungssaal des Neuen Rathauses die Teilnehmer begrüßte: "Ich bin Alltagsradlerin, ich benutze in meinem täglichen Leben nie ein Auto." Die Bürgermeisterin und Umweltreferentin der Stadt Erlangen versteht sich als Botschafterin des umweltfreundlichen Verkehrsmittels und appellierte an die Runde: "Lasst uns alle mehr Fahrrad fahren!"

Am Vormittag ging es darum, ob die Stadt Ingolstadt sich inzwischen das Prädikat einer fahrradfreundlichen Kommune verdient und ihre Hausaufgaben seit dem ersten Prüfungstermin 2014 gemacht hat. "Für uns als automobilgeprägter Standort ist das eine besondere Herausforderung", schickte OB Christian Lösel voraus, um dann Volkmar Wagner vom Tiefbauamt das Feld zu überlassen.

Der berichtete ausführlich, "was wir alles in letzter Zeit gemacht haben". Nach einer Zählung vom Oktober 2015 ist der Anteil des Fahrrads am gesamten Verkehr in Ingolstadt (Modal Split) auf derzeit etwa 21 Prozent gestiegen. Erlangen habe 28 Prozent, München 17 und Nürnberg 20 Prozent. Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle ergänzte, dass dieser Wert noch einmal aktualisiert werden soll, danach werde der Stadtrat ein Ziel für den künftigen Modal Split vorgeben.

Wagner listete die überarbeitete Fahrradabstellsatzung auf, einen neuen Stadtplan, den die Radler kostenlos in der Touristeninfo bekommen oder im Internet herunterladen können, das städtische Baustellenmanagement, bei dem der Radverkehr mehr berücksichtigt werden soll. Seit November gibt es einen ständigen Arbeitskreis Radverkehr, den Baureferent Alexander Ring leitet und von dem Empfehlungen kommen sollen. Auf ihrer Homepage, so Wagner weiter, hat die Stadt einen Internetauftritt zum Thema Fahrrad eingerichtet, auf dem Donauradwanderweg als Musterstrecke wurde ein Beschilderungskonzept umgesetzt. Dessen Fortführung sei eine "Riesenaufgabe", meinte der Mitarbeiter des Tiefbauamtes und kündigte an, dass sich dieses Projekt noch zehn Jahre hinziehen könnte. "Das erscheint mir etwas lang", wandte Kommissionsmitglied Johannes Ziegler (Oberste Baubehörde) ein. Er wies auch darauf hin, dass die Aufhebung der umstrittenen Benutzungspflicht für Radwege die Radler keineswegs auf die Straßen zwinge. "Der Radweg ist noch da und kann benutzt werden."

Walter Radtke (ADFC) vermisste eine Reaktion der Stadt auf die "klassischen Abbiegeunfälle". Die Führung der Radwege könnte eine der Ursachen sein. "Da fehlen mir die konkreten Maßnahmen."

Konrad Eckmann, der Fahrradbeauftragte der Stadt, machte auf ein anderes Problem aufmerksam: Der Fachhandel würde Räder verkaufen, die für den Verkehr gar nicht zugelassen seien. Ziegler erklärte, dass an diesem Thema "der Gesetzgeber dran" sei.