Pfaffenhofen
Die "Pollerisierung" kann kommen

Skepsis weicht der Euphorie: Stadtrat beschließt Ausweitung der Fußgängerzone am Hauptplatz

17.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:16 Uhr
So richtig rund geht es auf Pfaffenhofens Straßen. So mancher genervte Autofahrer wäre sicher heilfroh, wenn ihm ein himmlischer Wegweiser wie der verstorbene Stadtrat Franz Schmuttermayr zur Seite stehen würde. Von den aktuellen Behinderungen durch Baustellen ganz abgesehen: Um zu verhindern, dass es in der Innenstadt allmählich zum Verkehrskollaps kommt, will die Stadt eine Reihe von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen umsetzen. Am Donnerstagabend befasste sich der Stadtrat mit diesem Thema. −Foto: Karikatur: Hermann Singer.

Pfaffenhofen (PK) Der erste Schritt weg von einem durch Autos dominierten Hauptplatz hin zu einem Eldorado für shoppende Fußgänger ist getan. Einstimmig hat der Stadtrat beschlossen, den Verkehrsentwicklungsplan anzugehen.

Die einen schwärmten, die anderen gaben sich noch bewusst zurückhaltend. Unter dem Strich gab es aber weder hitzige Wortgefechte noch Gegenstimmen, sodass sich das Gremium vollkommen einig war, die schrittweise Abschaffung des Durchgangsverkehrs am Pfaffenhofener Hauptplatz in Angriff zu nehmen. "Das ist weit mehr als ich noch vor wenigen Jahren zu hoffen gewagt hätte", äußerte sich Reinhard Haiplik (ÖDP) fast schon euphorisch. "Fußgänger, Radfahrer, mediterranes Flair - und ich bin überzeugt, da kommt noch mehr", reimte er. Haiplik zeigte sich beeindruckt davon, wie positiv der ganze Stadtrat die Vorhaben sah, um "das Herz der Stadt den Bürgern endlich wieder zurückzugeben".

Haipliks Euphorie - sie erwies sich später bei der Abstimmung als goldrichtig - wirkte anfangs eher verfrüht. Denn Martin Rohrmann (CSU) hatte bei der ersten Wortmeldung die Maßnahmen noch angegriffen und lieber einen verkehrsberuhigten Bereich gefordert. Das würde die Bürger "besser mitnehmen" als die unattraktiven Poller und der Wegfall der Stellplätze. Allerdings ließen sich im Lauf der Debatte auch die an sich oppositionellen CSU-Räte von der Aufbruchstimmung im Saal anstecken. Letzten Endes war es Hans Prechter (CSU), der "nicht zerreden, sondern umsetzen" forderte - und der Bürgermeister Thomas Herker (SPD) lobte, weil dieser "die Kunst des Kompromisses gelernt" habe. "Obwohl ihm das sicher nicht leicht gefallen ist", wie der Amtsvorgänger des Bürgermeisters anfügte. Und der auch Florian Schranz dazu brachte, für die Maßnahmen zu votieren. "Auch wenn mir die Pollerisierung nicht gefällt, weil sie die Ästhetik des Hauptplatzes kaputt macht", wie Schranz moserte, ehe er trotzdem die Hand hob. So gab Rohrmann am Ende die Abstimmung für die CSU-ler frei. Und alle stimmten mit der Bunten Koalition für den Startschuss der vorbereitenden Maßnahmen, um den Hauptplatz womöglich irgendwann autofrei zu bekommen. Die mahnenden Stimmen kamen von anderen. Haiplik und Franz Niedermayr (FDP) wollten den Ausbau des Asphalts und das Pflastern der Fahrbahn lieber noch bis 2020 aufgeschoben sehen.

Herker selbst relativierte die Kritik an den Pollern. "Lieber Stahlträger als Stahlgefährte", sagte er. Zuvor hatte er noch erklärt, dass eine Spielstraße am Hauptplatz nicht durchsetzbar sei, weil 6000 passierende Autos pro Tag dafür viel zu dominierend seien. Dem Wunsch von Manfred "Mensch" Mayer (GfG) nach blühenden Hochbeeten in der Fußgängerzone konnte die Verwaltung auch nicht entsprechen. Stadtbaumeister Gerald Baumann sprach von "vielen Leitungen im Boden", weshalb die Zahl der Bäume auf vier Stück beim Buswartehäuschen begrenzt wurde. "Aber die Fläche ist frei bespielbar und damit variabel", entgegnete er.

Zuvor hatte Baumann die Maßnahmen detailliert vorgestellt. Herausnehmbare Poller separieren künftig den südlichen Teil des Oberen Hauptplatzes vom Maibaum bis hinab zum Spielplatz. Nur der Zulieferverkehr läuft dann noch durch die Sonnenstraße. Insgesamt fallen durch die 130000 Euro teuren Maßnahmen, die noch heuer über die Bühne gehen sollen, nur 15 Stellplätze weg. Die Straße wird frühestens nächstes Jahr gepflastert, wobei die "Herausnahme des Asphaltbandes", wie es offiziell genannt wird, im Herbst erst noch vom Rat beschlossen werden muss.

Die CSU in Person von Martin Rohrmann wollte den "vorläufigen Charakter" dieser Testphase betont wissen. "Der eine oder andere Poller wird anfangs sicher umgefahren", räumte Herker ein, dass die Anlaufphase schwierig werden könnte. Aber Pfaffenhofen werde sich an die Veränderungen gewöhnen, fügte er an. Prechter meinte, das anfangs gewiss gemeckert werde. Aber letzten Endes würden die Menschen den neuen Hauptplatz garantiert mögen.

Das Parken im Zentrum wird teurer

- Das neue Parkraumbewirtschaftungskonzept wurde einstimmig vom Stadtrat verabschiedet. Kostenfreie Parkplätze in der Innenstadt gehören somit schon bald der Vergangenheit an. Das Parken an den Straßen wird konsequent auf zwei Stunden begrenzt und deutlich teurer.
- Kostenloses Dauerparken ist nur noch am Volksfestplatz und auf der Hirschbergerwiese möglich.
- Auf den Straßen wird das Parken stufenweise von innen nach außen teurer. Am und um den Hauptplatz herum kostet die Stunde künftig 1,50 Euro. Die Gebührenpflicht wird auf den Riederweg, die Schulstraße und die Ingolstädter Straße ausgeweitet. Nur die Kellerstraße bleibt ausgespart. Entlang des Altstadtrings wird ein Euro, in der Tiefgarage bei der Post 70 Cent pro Stunde verlangt. Dort bleibt die Fünf-Stunden-Regelung zudem bestehen. Sobald Schranken angebracht sind, kann es auch eine Tagespauschale geben.
- Die Semmeltaste bleibt den Autofahrern erhalten. Falls es der Stadt nichts kostet, soll die Gebühr künftig auch per Handyparken bezahlt werden können.
Flankiert wird die Entscheidung durch verschiedene Verkehrsberuhigungsmaßnahmen (Bericht folgt).pat

Patrick Ermert