Ingolstadt
Die Polizei sieht mit

Innenminister Joachim Herrmann gab am Freitag den offiziellen Startschuss für mehr Videoüberwachung

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Aus dem Probe- wird der Regelbetrieb: An sieben Haltestellen der INVG nehmen 14 hochmoderne Kameras das Geschehen ins Visier. Zur Verfolgung von Straftaten oder zur Gefahrenabwehr kann sich die Polizei draufschalten. Innenminister Joachim Herrmann lobte das Engagement als "mustergültig".

Auch wenn es viele Ingolstädter noch immer nicht mitbekommen haben werden. Aber seit einigen Wochen schon stehen an Bushaltestellen die weißen viereckigen Augen, die hochauflösende (Live-)Bilder und dazu einen herausragenden Zoom ermöglichen. Seit Januar laufen die Kameras zur Probe. Wie Polizeipräsident Günther Gietl berichtete, hat sich die Ingolstädter Polizei mehrfach in die Livebilder eingeschaltet und für Ermittlungen schon rund ein Dutzend Mal auch Aufzeichnungen der INVG ausgewertet - diese werden übrigens sonst vom Busunternehmen nach sieben Tagen gelöscht. Die polizeiliche Erfolgsbilanz aus dem Testlauf umfasst laut Gietl unter anderem einen Raub, einen Diebstahl, eine Handtaschenunterschlagung oder auch eine größere Schlägerei auf dem Rathausplatz, bei denen durch die Kamerabilder auch Tatverdächtige ermittelt werden konnten. Ebenso konnte man den 29-Jährigen, der kürzlich in der Donau ertrank, mit Bildern aus der Innenstadt identifizieren und seine Spur bis zum Viktualienmarkt zurückverfolgen. Gietl zeigte sich sehr zufrieden. Die Kameras seien "ein weiterer wichtiger Baustein zur Aufrechterhaltung der Sicherheit", so der Präsident. Die Zusammenarbeit mit der INVG, die sich ihr Kamerasystem rund 250 000 Euro hat kosten lassen, nannte er "vorbildlich".

Auch Innenminister Joachim Herrmann stand mit einem "mustergültig" in nichts nach. Mit seinem Besuch in Ingolstadt wollte er "unterstreichen, wie wichtig die Videoüberwachung in unserer bayerischen Sicherheitspolitik ist". Sie soll in erster Linie das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung hochhalten. Aber auch ganz praktisch bei der Aufklärung von Straftaten helfen. Wobei Herrmann schon einschränkte, was man sich so vorstelle: Von einer lückenlosen Kamerakette, wie sie in britischen Städten der Alltag ist, hält er wenig. "Das ist nicht unser Ziel, das macht auch keinen Sinn." Nicht flächendeckend irgendwo, sondern ganz gezielt an den sicherheitsrelevanten Orten, wie Kriminalitätsschwerpunkte.

Minister, Polizeipräsident und auch OB Christian Lösel beeilten sich am Freitag schon zu versichern, Ingolstadt sei natürlich sehr sicher. Aber die sieben Bushaltestellen der INVG sind nicht grundlos, sondern als Hauptfrequenzpunkte des öffentlichen Nahverkehrs ausgewählt worden. Die Kameras können zwar ordentlich zoomen, haben aber einen fest verankerten Winkel. Das heißt, sie sind nicht schwenkbar.

Das führte Herrmann zu einer nicht ganz unwichtigen Nachricht, die Zweifler am Kameraprojekt sicherlich gerne gehört haben: "Videoüberwachung ist kein Ersatz für polizeiliche Präsenz", betonte der Minister mehrfach. Nur die Kombination aus beidem würde eben "Sinn machen", wie der Minister bekräftigte. Denn wenn nicht sofort die Polizei auch zu einem Zwischenfall, den man zum Beispiel mit der Kamera entdeckt, eilen kann und eilt, "macht das eben keinen Sinn".

In diesem Zusammenhang bedankte sich OB Lösel noch einmal bei seinem Parteikollegen, dass dieser "das Versprechen" von einer Regionalkonferenz kürzlich in Manching eingehalten hatte: Wie berichtet, hat die Ingolstädter Polizeiinspektion 20 Sollstellen zugeschoben bekommen. Weiteres Personal ist allerdings dringend nötig.

Herrmann kündigte auch wieder an, die Videoüberwachung im Freistaat systematisch weiter ausbauen zu wollen. Der Ingolstädter Polizeivizepräsident Herbert Wenzl sei Leiter einer Expertengruppe, die gerade ein Konzept erstellt. Das will Herrmann, wie er sagte, "in den nächsten Wochen vorstellen".