Ingolstadt
Die Plagegeister der Dämmerung

Mücken: Viele Menschen in Ingolstadt und Umgebung sind so zerstochen, dass sie zum Arzt müssen

24.06.2013 | Stand 02.12.2020, 23:59 Uhr |

 

Ingolstadt (DK) Mückensprays sind in den Apotheken derzeit gefragt wie nie. Das Hochwasser und die Hitze der vergangenen Tage haben den Plagegeistern beste Bedingungen verschafft – auch im Raum Ingolstadt. Viele Menschen sind so zerstochen, dass sie zum Arzt müssen.

So mancher Ingolstädter, der in den vergangenen Tagen abends draußen saß, kämpft jetzt mit den juckenden Nachwirkungen. Von einem Tag auf den anderen sind die Mücken heuer ausgeschwärmt. Mit der Dämmerung kommt der Angriff der Blutsauger. Die Mücken sind heuer besonders aggressiv, hat der Ingolstädter Allgemeinmediziner Kurt Baumgartner beobachtet. Einige Patienten kämen mit Stichen, die sich stark entzündet haben: „Das ist zurzeit ganz massiv“, sagt er. Viele haben an Armen und Beinen „richtige Beulen“. Es seien jedoch keine Allergien, sondern verstärkte Lokalreaktionen auf Mückenstiche. Das Gegenmittel: Kühlen und abschwellende Gele – je nach Intensität des Stichs mit Kortisonzusatz. Nach einigen Tagen geht die Schwellung zurück.

Solche Entzündungen können mehrere Ursachen haben, erklärt die Leiterin des städtischen Gesundheitsamtes, Elisabeth Schneider. So kann die Mücke, bevor sie zustach, auf etwas frisch Gespritztem oder Gedüngtem gesessen sein, meistens jedoch entzünde sich ein Stich durchs Kratzen. Hat man nach einem Mückenstich starken Druckschmerz oder verdickte Lymphknoten, „dann wird es allerhöchste Zeit, zum Arzt zu gehen“, so Schneider. Ihr Tipp – auch wenn’s schwerfällt: Sich mit dem Kratzen beherrschen, denn dies sei „die Haupteintrittspforte für Keime“. Wichtig sei auch, seinen Tetanusschutz zu überprüfen.

Weltweit gibt es etwa 3000 verschiedene Stechmückenarten. Während sich die männliche Mücke von Nektar ernährt, ist die weibliche für die Produktion der Eier auf eine Blutmahlzeit angewiesen. Die meisten Mücken, die hierzulande die Menschen heimsuchen, sind nervig, aber nicht wirklich gefährlich. Doch langsam rücken auch die Gelbfiebermücke und die Asiatische Tigermücke, die das Denguefieber übertragen, nach Deutschland vor.

In den Apotheken in Ingolstadt und in jenen Nachbargemeinden, die jüngst vom Hochwasser betroffen waren, ist die Nachfrage nach Mückensprays hoch. „Im Garten kann man überhaupt nicht mehr sitzen“, klagt ein Ingolstädter. Angst, dass die Mückenmittel bald ausverkauft sind, braucht man derzeit aber nicht zu haben. „Es ist genügend da“, heißt es in vielen Apotheken. „Die Nachfrage ist der Saison angepasst“, sagt Christian Pacher, der Sprecher der Ingolstädter Apotheker. Vor allem in letzter Zeit kämen vermehrt Leute mit massiven Schwellungen. Bei einigen seien sie so stark gewesen, „dass ich sie in die Notfallambulanz geschickt habe“, so Pacher.

Welche der vielen Mückenmittel, die auf dem Markt sind, wirklich gegen die Plagegeister wirken? Die Weltgesundheitsorganisation – und die Leiterin des Gesundheitsamtes – empfehlen Mittel mit dem Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET) oder Icaridin. Auch mit natürlichen Mitteln auf Basis ätherischer Öle habe man gute Erfahrungen gemacht, sagt Anton Brandl von der Oberen Apotheke in der Ingolstädter Innenstadt.

Mancherorts rückt man den Plagegeistern großflächig mit anderen Mitteln zu Leibe. So hat Pförring vor zwei Jahren mit BTI, einem speziellen Bakterium, gute Erfahrungen gemacht. Es wird in Gewässern ausgebracht und verstopft bei Mückenlarven die Verdauungsorgane, bevor sie verpuppen. Gefährlich ist es nur für die Mücke, für den Menschen oder andere Tiere im Wasser ist es unschädlich. Der Markt Pförring hat sich diese Art des Mückenschutzes laut Bürgermeister Bernhard Sammiller 2011 rund 10 000 Euro kosten lassen. Heuer hätte das Mittel erneut zum Einsatz kommen sollen. Doch die Population war bereits zu weit fortgeschritten, so Sammiller.

 

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