Eichstätt
"Die Partnerschaft ist mir sehr wichtig"

Jean-Marie Kazitonda aus Gitega übernimmt derzeit die Urlaubsvertretung für den Eichstätter Dompfarrer

21.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:46 Uhr

Stein auf Stein wächst das Pastoralzentrum in die Höhe. Weil die finanziellen Mittel knapp sind, wird es aber wohl bis 2015 dauern, bis alles fertig ist - Foto: Frey

Eichstätt (EK) Ein schwarzafrikanischer Pfarrer, der in der Predigt „Kein schöner Land“ anstimmt? Die Gottesdienstbesucher im Eichstätter Dom bekommen derzeit ungewöhnliche Predigten zu hören: Jean-Marie Kazitonda hat die Urlaubsvertretung von Dompfarrer Josef Blomenhofer übernommen.

Der 39-jährige Priester aus der Eichstätter Partnerdiözese Gitega in Burundi ist in Eichstätt kein Unbekannter: Er hat hier studiert und ist ein Motor der Partnerschaft. In seiner Heimat ist er ein viel beschäftigter Mann: Nach dem Ende des schrecklichen Bürgerkriegs in seinem Heimatland 2005 hat er mitgeholfen, die Pfarreien und besonders die Schulen in seinem Land wieder aufzubauen – der Staat war damit hoffnungslos überfordert und hat der katholischen Kirche die Aufgabe übertragen.

Im Bistum Gitega wurden inzwischen 32 Gymnasien und 132 Grundschulen etabliert, alle burundischen Diözesen unterhalten derzeit rund 500 Schulen – und Kazitonda ist der maßgebliche Mann für das ganze Land dafür. Und Schulen sind in diesem krisengeschüttelten und bitterarmen Land viel mehr als nur reine Bildungsstätten: „Bei uns geht es um Bildung, um Erziehung und um Versöhnung, das ist immer ganz wichtig“, sagt Kazitonda. Denn das Land muss von Grund auf neu aufgebaut werden, die Menschen brauchen eine Zukunftsperspektive. Die Narben des Bürgerkriegs sind noch lange nicht verheilt, das Land ist schwer traumatisiert. Auch das neue Pastoralzentrum in Bugendana (siehe eigenen Beitrag) soll viel mehr als nur ein Pfarrzentrum werden: Das Schwesternhaus werden Ordensfrauen des dortigen Versöhnungswerks beziehen, deren Seelsorger Kazitonda ist. „Das Pastoralzentrum soll nicht nur Kirche und Schulen bieten. Es wird unseren Leuten berufliche Perspektiven bieten und auch ein Werk der Versöhnung werden.“ Er ist außerdem der Projektsprecher für das Pastoralzentrum.

Und das ist durchaus sinnvoll, denn Kazitonda spricht neben den Landessprachen Kirundi und Französisch auch sehr gut Deutsch – und das Pastoralzentrum wird zudem mit deutscher Hilfe erbaut. Zum einen natürlich mit tatkräftiger Unterstützung aus dem Bistum Eichstätt, zum andern durch Menschen wie Franziska und Paul Hussmann und ihrem „Freundeskreis Burundi“; Burundi war zur Kaiserzeit auch eine deutsche Kolonie.

„Die Partnerschaft ist mir sehr wichtig“, sagt Kazitonda. Das ist auch der Hauptgrund, warum er seinen eigenen Urlaub als Urlaubsvertretung in Eichstätt verbringt. Er sitzt noch bis zum 4. September im Dompfarramt und macht „alles, was ein Dompfarrer so macht“, erzählt er lachend: „Frauendreißiger, Fatimawallfahrt, Gottesdienste, Beerdigungen, ich habe auch eine Taufe und“, so meint er zusammenfassend: „Ich bete mit der Gemeinde“. Kazitonda gilt in seiner Heimat als mitreißender Prediger. Dort spricht er auch immer frei. „Mein Deutsch ist aber noch nicht so gut, deshalb schreibe ich hier meine Predigten auf.“ Vorigen Sonntag hatte er über „Frieden“ gepredigt, den Sonntag davor über den Begriff „Heimat“. Und beide Male waren die Gläubigen sichtlich bewegt davon. Wenn er die Menschen erreicht, so freut ihn das. „Eine Predigt ist ja mehr als nur eine Rede. Es geht um mein Leben als Christ und als Priester aus dem Evangelium heraus, um die Frage, was hat das mit meinem Alltag zu tun, ich versuche dabei immer zu sagen, was ich auf dem Herzen habe.“ Und das kann durchaus mit Humor geschehen – oder eben mit einem deutschen Volkslied.

Die deutsche Sprache und Literatur hat es Jean-Marie Kazitonda sowieso angetan: „Das ist ein großer Schatz, den ihr da habt.“ Diesen Schatz legte er den Gläubigen im Dom während seiner „Heimat“-Predigt ans Herz, und diesen Schatz will er auch in Burundi wahren und vermehren.

Deshalb hat er in seiner Heimat ein neues Projekt ins Leben gerufen und dafür auch einen inzwischen staatlich anerkannten Verein gegründet, der die Freundschaft weiter vertiefen soll und die deutsche Kulturgeschichte und Deutsch als Fremdsprache fördern soll. „Ich würde mir sehr wünschen, dass deutsche Lehrer vielleicht zu einem Sommerkurs nach Burundi kommen – den Besuch würde ich gerne organisieren.“ Deutschlehrer und Germanisten sind ihm jederzeit willkommen.