Neuburg
Die Neuburger Tafel ist ihr Lebenswerk

Heidrun und Karlheinz Wunderlich feiern abseits des Trubels ihre Goldene Hochzeit in Berlin

29.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Und wieder wird eine Geburtsdecke für eine junge Frau in Bolivien fertig. Viele solcher Pakete haben Heidrun und Karlheinz Wunderlich schon verschickt, die heute Goldene Hochzeit feiern. - Foto: lm

Neuburg (lm) Obwohl, um das gleich dazuzusagen, ihr unendlicher Einsatz für die Tafel in Neuburg noch nicht mal das einzige soziale Engagement ist, haben Heidrun und Karlheinz Wunderlich noch ein Leben jenseits des Ehrenamts. Fernab all des zu solchem Anlass zumeist unvermeidlichen Trubels und in Berlin verweilend, feiert das Paar heute seine Goldene Hochzeit.

Ein bisschen mehr Zeit dazu haben die Zwei jetzt schon als beim Kennenlernen. Damals in der Carina-Bar in Pinneberg; jetzt darf man die Lokalität ja dazusagen, nachdem Jung-Heidrun ihrem Herrn Papa nachträglich davon ja gebeichtet hat, die vermeintliche Geburtsfeier bei der Freundin außertourlich noch etwas ausgedehnt zu haben. Und da war in dem Tanzetablissement auch eine Gruppe junger Soldaten. Und während die Freundinnen längst zum Tanzen aufgefordert waren, unterhielten sich das Lehrerstöchterlein und der Rekrut in Grundausbildung immer noch. Es war letztendlich genau ein einziger Tanz - ein Tanz zu viel, um das Leben zweier junger Menschen nicht gründlich verändert zu haben.

Jung wurde geheiratet, rasch gab's ersten Familiennachwuchs, dem noch ein zweiter Sohn dann folgte. Mit der alten Familien-Tradition, auch Lehrerin zu werden, war's das bei Heidrun Wunderlich, die eine Ausbildung zur medizinischen Fußpflegerin machte.

Nun wollen die Wunderlich ernsthaft kürzertreten. Um der Ankündigung auch Taten folgen zu lassen, wurde ein neues Wohnmobil angeschafft. "Es gibt für uns auch in Deutschland noch so viel zu entdecken", hat Karlheinz Wunderlich seine Absicht bislang nicht aufgegeben, im kommenden Jahr den Vorsitz bei der Tafel in jüngere Hände legen zu können, "aber da ist noch viel Überzeugungsarbeit erforderlich". Die Neuburger Tafel, das darf man ohne Übertreibung sagen, ist beider Lebenswerk. Wobei angefangen hatte es mit ihr. Ein paar Satzungsfragen zu klären, ging Karlheinz Wunderlich mit, hatte er von der Unteroffiziersgemeinschaft her dafür einschlägige Erfahrung. Rasch startete er vom Berater zum 1. Vorsitzenden durch, unter Karlheinz Wunderlich nahm das Unterfangen dann richtig Fahrt auf.

Woher rührt das starke soziale Engagement? Die Wunderlichs reagieren fast überrascht auf die Frage, als fragte man gerade nach dem Selbstverständlichsten im Leben. Und irgendwie ist es dies auch bei ihnen, sich engagieren, richtig hinzulangen, ohne viel Worte darum zu machen. Als bei der Auflösung des Brüder-Krankenhauses seinerzeit containerweise alte Ausstattung nach Bolivien ging, war Karlheinz Wunderlich schon als Packer dabei. Seitdem machten die Wunderlichs, beide Urgesteine auch beim Liederkranz, dreimal schon "Urlaub" in dem südamerikanischen Land, indem sie ehrenamtlich vier Wochen in dem Krankenhaus arbeiteten. Und regelmäßig schicken sie große Pakete dorthin, allein das Porto verschlingt jedes Mal rund einen Hunderter. Eigentlich ganzjährig ist Heidrun Wunderlich am Stricken und Häkeln. Jede junge Mutter, und die Wunderlichs kennen zwischenzeitlich viele Familien dort, bekommt bei der Geburt eines Kindes eine Decke von ihr.

Aus beider Erzählungen spürt man viel christliche Triebfeder für all das Tun, obwohl sie mit der Institution Kirche wenig im Sinn haben. Sie wollen ein bisschen zurückgeben von dem Glück, das beide fanden, privat schon in Pinneberg, beruflich in Neuburg, wohin Karlheinz Wunderlich 1963 versetzt wurde.