Ingolstadt
Die Nadelprobe

Am Samstag waren viele Christbaumkäufer unterwegs mit ganz unterschiedlichen Auswahlmethoden

18.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Frischer geht's nicht: Hermann Dorfner (oben) hat gerade eine Nordmanntanne aus seinem Feld am Rand von Dünzlau herausgeschnitten. Oliver Tironica (unten, links) trifft per Smartphone eine Vorauswahl, Reinhold Gruber und sein Sohn Timo sind auf Christbaumtour. - Fotos: Hauser

Ingolstadt (DK) Den Christbaum selbst schneiden, ihn per Smartphone-Bild aussuchen oder ganz klassisch eine Tour zu mehreren Verkäufern machen - für den Christbaumkauf bieten sich viele Möglichkeiten. Am vierten Adventswochenende wurden diese von den Käufern auch fleißig genutzt.

Die geparkten Autos auf dem landwirtschaftlichen Anwesen am Rande von Dünzlau, wo Hermann Dorfner Christbäume verkauft, zeugen schon aus einiger Entfernung davon, dass viele diesen Samstagvormittag nutzen, um sich den passenden Baum fürs Wohnzimmer auszusuchen. Oder ihn sogar selbst aus dem kleinen Wäldchen neben dem Anwesen zu schneiden beziehungsweise schneiden zu lassen. Denn das ist bei Dorfner auch möglich.

Mit einer Kettensäge ausgerüstet, ist er allzeit bereit, den Käufern ihr Lieblingsstück zu fällen. Einige Stammkunden wie Monika und Johann Schiller aus Haunwöhr haben sich ihr Lieblingsexemplar deshalb schon vorab reserviert. Johann Schiller war mit seiner Tochter schon vor einigen Tagen in Dünzlau und hat mit ihr den Baum ausgesucht, der jetzt abgeholt und laut seiner Frau anschließend auf der Terrasse aufgestellt und erst einmal nur mit einer Lichterkette geschmückt wird. Das soll die Schillers schon einmal in Weihnachtsstimmung bringen, ehe der Baum - immer noch frisch - dann kurz vor Heiligabend ins Haus gestellt und fertig geschmückt wird, und zwar ganz traditionell mit Strohsternen und roten und silbernen Kugeln, wie Monika Schiller betont: "Nur nichts Blinkendes."

Aber auch bei Dorfner suchen sich die meisten Kunden ihr persönliches Exemplar aus den schon bereitgestellten Bäumen aus. Nur etwa zehn Prozent der Käufer, schätzt er, lassen sich den Baum erst bei ihrem Kauf abschneiden. Denn gerade seine Stammkunden wissen, dass sie auch so bei ihm frische Ware bekommen. Erst am zweiten Advent beginnt Dorfner mit dem Schneiden der von ihm hochgezogenen Bäume, denn die meisten Kunden kommen am dritten und vierten Adventswochenende zu ihm. 9 bis 13 Jahre Standzeit haben bei ihm die Bäume, die er als kleine Pflänzchen von Baumschulen kauft. Seit Jahren machen ihm zufolge die Nordmanntannen konstant knapp zwei Drittel der verkauften Bäume aus, rund 30 Prozent sind Blaufichten - "die stacheligen Kameraden mit den stabilen Ästen" -, der Rest Exoten wie die Große Küstentanne, die laut Dorfner am besten riecht, aber sehr weiche Äste hat, weswegen man nichts Schweres dranhängen kann.

Auch bei Erwin Vief aus Karlshuld-Grasheim, der seine Bäume ganz in der Nähe des Audi-Kreisels anbietet, schauen sich potenzielle Käufer um. So etwa Reinhold Gruber und sein zehnjähriger Sohn Timo aus Buxheim. Sie haben den Christbaumkauf zur "Männersache" erklärt und wollen dabei nichts dem Zufall überlassen. Der Baum "soll ein Gesicht haben", sagt Reinhold Gruber, zudem soll er schön gewachsen und nicht zu teuer sein. Für Timo muss vor allem die Spitze passen. Damit sie das alles unter einen Hut bringen, schauen sich die beiden auf ihrer "Christbaumtour" bei knapp einem Dutzend Verkäufer um. Wenn sie dann einen gefunden und heimgebracht haben, ist das Schmücken des Baums allerdings "Familiensache", da helfen dann auch Frau und Tochter mit.

Mit moderner Technik arbeitet unterdessen Oliver Tironica. Er hat bei Vief eine Vorauswahl von fünf etwa 1,70 Meter hohen Bäumen getroffen, sie mit seinem Smartphone abfotografiert und die Bilder seiner Frau geschickt, die krank zu Hause bleiben musste. Und es dauert nur ein paar Minuten, da hat sich seine Frau entschieden und er den Baum gekauft. Jetzt muss er nur noch nach Hause gebracht und geschmückt werden . . .