Pfaffenhofen
Die musikalische Seele der Stadt

Das ganze Jahr ist heuer für die Musikanten in Pfaffenhofen ein Fest: Die Stadtkapelle gibt es seit 95 Jahren, den Spielmannszug seit 40 Jahren und auch das Bezirksmusikfest findet heuer an der Ilm statt.

06.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:21 Uhr

Blick ins Archiv: Im Mai 1977 marschierten Stadtkapelle und Spielmannszug für ein Standkonzert zum Rathaus (oben). In Berlin war der Spielmannszug 1988 beim Laienorchesterwettbewerb (links), Auwi Geyer war als Taferlbua dabei (Mitte). Zwischendurch muss auch Zeit für Pause sein (rechts).

Pfaffenhofen (PK) Eigentlich hätte Auwi Geyer ja nicht mitfahren dürfen. Der damalige Dirigent der Stadtkapelle sollte - genauso wie der Rest dieser Gruppe - in Pfaffenhofen bleiben, während der Spielmannszug in Berlin zum Laienorchesterwettbewerb fuhr. Doch die Musiker ließen sich einen listigen Dreh einfallen: Der Dirigent wurde 1988 kurzerhand zum Taferlbua und konnte so mit dem Spielmannszug in die Deutschlandhalle einziehen. "Das war damals ja auch alles gar nicht so einfach - da war Deutschland ja noch geteilt", erinnert sich die heutige Vorsitzende Kornelia Walter. Die Musiker reisten aber nicht nur nach Berlin, auch beim Prager Winter (1985) waren sie dabei oder bei der Benedikt-Parade 2007 in Rom. "Vor allem in den 80er und 90er Jahren sind wir im Ausland richtig rumgekommen", freut sich Walter. Heuer holen die Musiker den musikalischen Glanz nach Pfaffenhofen: Die Stadtkapelle feiert ihr 95-jähriges Bestehen, den Spielmannszug gibt es seit 40 Jahren.

Die Stadtkapelle hat sich in diesem knappen Jahrhundert von anfänglich einem guten Dutzend Musiker zu mehr als 100 Mitgliedern gemausert. Der Vorgänger war die Kapelle Alois Finsterer: "Mit dem Ableben des Führers der Privatmusikkapelle Finsterer übernahm aus freiem Ermessen und mit Rücksicht auf den Niedergang der hiesigen Streich- und Blasmusik deren Führung unser Musiklehrer", steht in den Aufzeichnungen im Stadtarchiv. Auf Anton Schöttl folgte schließlich der eingefleischte Kirchenmusiker Max Weinberger, der die Musikgruppe auch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufbaute - und der sich 1977 einen lang gehegten Wunsch erfüllte: Er gründete einen Spielmannszug. "Das war sein Steckenpferd", sagt Walter. "Er war sehr engagiert, um einen Nachwuchs heranzuziehen." Der erste Auftritt des Spielmannszugs war am 26. Mai 1977: Weinberger marschierte mit den Musikern samt der Stadtkapelle zum Rathaus und gab dort ein Standkonzert - der Stadtrat unterbrach dafür sogar seine Sitzung.

Auch die heutige Vorsitzende fing ihre Laufbahn in der Stadtkapelle beim Spielmannszug an: "Die Madl lernten Pfeiferl, die Buam Fanfare oder Trommel", erinnert sie sich auch an ihre eigene Anfangszeit. "Da hatten wir alle Zeit der Welt, ein Instrument zu lernen." Davor hatte Walter Blockflöte gespielt, bei Schwester Rosina. "Aber das war eigentlich nur ein Schulorchester - wenn man nicht mehr zur Schule ging, war man auch nicht mehr im Orchester." Gemeinsam mit ihrer Schwester Angelika wechselte sie also in den Spielmannszug - und griff ganz traditionell zum Pfeifferl. "Das spiele ich auch heute noch", sagt Walter. Dazu kamen im Lauf der Jahre noch Querflöte und Piccolo - Walters Begeisterung für den Spielmannszug, die Stadtkapelle und die Blasmusik ist stets geblieben. Leider, so erzählt Walter, hat der Spielmannszug inzwischen ein Nachwuchsproblem. "Die Kinder sind heute schlecht zu begeistern dafür, einen Schritt zurückzugehen." Denn in den Bläserklassen an den Schulen lernen sie bereits andere Instrumente, das einfache Spielmannszugpfeiferl reiche ihnen nicht mehr. Mit Mühe und Not 15 bis 20 Musiker zählt die Gruppe, während die jungen Musiker eben direkt in die Stadtkapelle einsteigen. "Dabei ist es viel leichter, über den Spielmannszug in die Stadtkapelle hineinzuwachsen." Und einmal Mitglied dieser Gruppe, stehen spannende Termine an: Trachten- und Schützenzug beim Oktoberfest, Fahnenweihe, Konzerte, Festzüge, das Pfaffenhofener Volksfest, die Schäfflerzeit, heuer das Bezirksmusikfest (siehe Kasten) und viele andere. "Da wächst man zusammen", sagt Walter.