Pfaffenhofen
Die Musik der Natur

Auf der Suche nach Singvögeln führt Anton Schrimpf am Gerolsbach entlang

25.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Mit dem Fernglas lassen sich die kleinen Vögel auch aus der Ferne erspähen. Eine Gruppe war mit einem Kurs der vhs am Gerolsbach unterwegs und suchte dort nach Amsel, Singdrossel und anderen Tieren. - Fotos: Zurek

Pfaffenhofen (PK) Wer sich derzeit beim Radeln, Joggen oder Spazierengehen entlang des Gerolsbachs mit seinem Musikspieler "verstöpselt", dem entgeht einiges. Bei einem Vogelkonzert "unplugged" erlebten die Teilnehmer einer vhs-Exkursion mehr als 20 verschiedene Sänger live.

Eingeladen zu der Wanderung, die von Anton Schrimpf geleitet wurde, hatte die Volkshochschule. Gleich zur Begrüßung stimmte am Parkplatz des Schyren-Gymnasiums ein "Tenor" mit beachtlichem Volumen seine Arie an: die kleine Mönchsgrasmücke. Derart eingestimmt machte sich die kleine Gruppe am Gerolsbach entlang und durch von hüfthohen Brennnesseln auf den Weg Richtung Niederscheyern. Und was sie dabei entdeckten übertraf alle Erwartungen.

Nicht nur bekannte Sänger wie Amsel, Singdrossel, Blau- und Kohlmeise, Zilpzalp, Kleiber, Stieglitz oder Rotkehlchen setzten sich zwitschernd und tschilpend recht wenig scheu in Szene. Darüber hinaus gaben sich die Weltmeister der Imitation in einem Schilffeld die Ehre: Gleich mehrere Schilfrohrsänger stellten ihr bis zu 200 unterschiedliche andere Arten umfassendes Repertoire vor.

Dagegen konnten Gelspötter und Star, die sich am Bach als Parodisten versuchten, nicht punkten. Richtig Power bewies der Zaunkönig, der als Zehngramm-Federgewicht sogar den Autolärm übertönte. "Im Vergleich zur Körpergröße müssten wir schreien, dass man uns in Scheyern noch hört", verglich Schrimpf die Leistung. Nur ein eher eintöniges Teckern steuerte der Teichrohrsänger zum Gesamtklang bei.

Dass Natur über die Akustik hinaus "ganz schön spannend" sein kann, urteilte die fünfjährige Annika. Als jüngste Teilnehmerin beobachtete sie, wie ein Buchfink als gefiederter David eine aus seiner Warte sicher goliathgroße Krähe vertrieb. Und sie erfuhr, dass die vor ihren Augen im Gras hüpfend nach Futter pickenden Wacholderdrosseln buchstäblich den "Shitstorm" erfunden haben. Zwar versteht man unter diesem Namen eher ein Phänomen in sozialen Netzwerken: Beinahe lawinenartig tritt hierbei Kritik beispielsweise an einer Person auf. Die Krähen "interpretieren" den Begriff eher wörtlich: Sie überschütten ihre Feinde im Flug mit Exkrementen.

Ungläubig vernahmen auch die übrigen Zuhörer, dass die Mauersegler, die am Himmel ihre Wendemanöver vom Insektenfressen übers Trinken von Regentropfen bis zum Schlafen (mit wechselseitig einer abgeschalteten Hirnhälfte) alles im Fliegen erledigen.

Elterntiere sind derzeit allerorten eifrig mit der Aufzucht von Nachwuchskünstlern beschäftigt. Der Storch auf dem Kamin des Gymnasiums brachte vor Annikas Augen eine Ladung Nistmaterial herbei, ein Teichhuhn verschwand im Nest am Ufer und eine Gebirgsstelze sammelte allerlei Gewürm im Schnabel.

Dank des erfahrenen Führers vom Landesbund für Vogelschutz entdeckte die Gruppe auch einen Grünspecht und einen Baumläufer. Sogar eine hier eher selten zu erblickende Schwanzmeise bekam man vor die Linse. Den weißen Bauchfleck der Wasseramsel konnte indes an diesem Tag keiner sicher ausmachen. Die gegen den Strom nach Nahrung tauchende Art hielt sich versteckt.