Lampertshofen
Die Möglichkeiten der Heimatforschung

Heinrich Probst erläuterte in einem Vortrag, wie Karten aus dem Netz ausgewertet werden

11.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:19 Uhr

Über 50 Familien- und Heimatforscher lauschten dem Vortrag von Heinrich Propst aus Autenzell (Foto l.). Peter Modlmeier hatte einen Ausdruck seines persönlichen Stammbaums mitgebracht, der über mehrere Tische reichte (Foto r.). - Fotos: Kielsmeier

Lampertshofen (SZ) Der jeden zweiten Monat stattfindende Stammtisch der Familien- und Heimatforscher Schrobenhausener Land lockte am vergangenen Freitag über 50 Besucher nach Lampertshofen.

Das wachsende Interesse an dem Stammtisch liegt wohl auch in der Auswahl an Vorträgen begründet. Diesmal verfolgten die Zuhörer gespannt Heinrich Probsts Vorführung über die Möglichkeiten der Heimatforschung mittels aus dem Netz bereitgestellter Kartenmaterialien. Der aus Autenzell stammende Referent stellte sich als Mitarbeiter des Landesvermessungsamtes vor, auch wenn seine Dienststelle mittlerweile in „Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung“ umbenannt wurde. Sehr anschaulich präsentierte er die vielfältigen Möglichkeiten, die der Bayern-Atlas (www.geoportal.bayern,de/bayernatlas), ein Service des Bayerischen Staatsministeriums für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat, zur Verfügung stellt. Neben einer Auswahl verschiedenster Kartenmaterialien, wie zum Beispiel amtlichen Karten, Luftbildaufnahmen und historischen Kartenmaterialien, stehen dem Nutzer sieben Themenbereiche zur Auswahl. Im Bereich „Freizeit in Bayern“ lassen sich unter anderem kinderleicht Rad- und Wanderwege, Freilichtmuseen und andere Sehenswürdigkeiten anzeigen.

Sogenannte WMS-Dienste (Web Map Service) bieten zusätzlich Daten von Behörden und Organisationen, die ebenfalls als weitere Layer im Bayern-Atlas angezeigt oder überlagert werden können. Wem diese frei zugänglichen Kombinationsmöglichkeiten nicht ausreichen, sollte die kostenpflichtige Bayern-Atlas-Plus Version aufrufen.

„Wie häufig wird denn unsere Gegend beflogen“, wollte ein Zuhörer wissen. „Momentan“, antwortete Probst, „werden wir in einem Turnus von drei Jahren beflogen.“ Das jeweilige Kartenmaterial wird dementsprechend erneuert.

Besonders spannend wurde es für die Heimatforscher, als Probst zeigte, wie man historische Karten mit aktuellen Luftbildern vergleichen kann. „Die Autenzeller Urkarte ist etwa 1813 entstanden“, sagte Probst, „damals wurde natürlich noch unter freiem Himmel auf dem Messtisch gezeichnet.“

So sind es längst nicht mehr nur alte, staubige, fast zerfallene Bücher und dunkle Archive, in denen die Familien- und Heimatforscher stöbern, um an Informationen zu gelangen. Über Internetforen und diverse Listen hat schon manch ein Forscher verschollen geglaubte Verwandte oder Gemeindemitglieder wiedergefunden.

Selbstverständlich beteiligt sich der Stammtisch der Familien- und Heimatforscher Schrobenhausener Land auch an dem bayerischen Sterbebildprojekt. Hierzu werden Sterbebilder eingescannt und digitalisiert. Nach der Registrierung stehen sie Mitgliedern des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde für Nachforschungen zur Verfügung.

Und welche Ausmaße Nachforschen annehmen können, demonstrierte Peter Modlmeier. Er breitete einen Ausdruck seines persönlichen Stammbaums über mehrere Tische im Gasthaus aus. Nach über zwei Jahren intensiver Recherche blickte er nun stolz auf seinen zwei mal 4,60 Meter großen „Stammbaum“. Fast 700 Jahre konnte Modlmeier seine Familie zurückverfolgen. Das Schönste aber sei, so verkündete er mit leuchtenden Augen, dass sich hinter jedem Namen und jeder Zahl eine eigene Geschichte verberge. So manch ein Stammtischfreund bemühte sich gleich, eventuell Überschneidungen zu seinen eigenen Forschungen zu finden.

Wie es sich für einen Stammtisch gehört, stand neben den traditionellen Vorträgen selbstverständlich der Austausch untereinander im Mittelpunkt. Jederzeit sind Interessenten willkommen. Das nächste Treffen findet am 3. Juli mit einem Vortrag zum Thema „Kindersterblichkeit“ im Gasthaus Felbermaier statt. Im September feiert der Stammtisch bereits sein 15-jähriges Jubiläum.