Ingolstadt
"Die Menschen wollen Arbeit"

IG Metall warnt vor Beschäftigungsabbau und Rechtspopulismus

30.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:34 Uhr
Seine wohl letzte Rede bei einer Delegiertenversammlung hat Johann Horn in seiner Funktion als Erster Bevollmächtigter der Ingolstädter IG Metall gehalten. Er dürfte am 9. Oktober zum bayerischen Bezirksleiter der Gewerkschaft gewählt werden. −Foto: Brandl

Ingolstadt (mbl) Die politische Situation in Deutschland und in Ingolstadt sowie die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Gewerkschaft waren ein Schwerpunktthema bei der Delegiertenversammlung der IG Metall Ingolstadt am Samstag im Gewerkschaftshaus.

In seinem Geschäftsbericht appellierte der Erste Bevollmächtigte Johann Horn an die Mitglieder, sich klar von rechtspopulistischen und antidemokratischen Tendenzen zu distanzieren. "Jeder, der AfD wählt, weiß nicht, was er tut", sagte er vor rund 150 Teilnehmern.

Die Gewerkschaft hätte eine Wächterrolle für die Demokratie, die die wichtigste Grundlage für künftige Aushandlungsprozesse sei. Schweigen und Zuschauen werde ein "böses Erwachen" nach sich ziehen, so Horn angesichts der aktuellen politischen Entwicklung. Man müsse aber auch der Versuchung widerstehen, Rechtspopulisten in bestehende Systeme einzubinden. "Das hat noch nie funktioniert", sagte er. Zugleich müsse darauf geachtet werden, dass der Konkurrent nicht zum Feind werde, dem man nach Verhandlungen nicht mehr in die Augen schauen könne. Dies gelte auch im Umgang mit Kollegen, die in der AfD seien, sagte der Gewerkschafter.

Bereits zuvor warnte Horn vor einem Arbeitsplatzabbau im Zuge des derzeit stattfindenden industriellen Wandels (Industrie 4.0). Die Sicherung der Arbeitsplätze sei eine weitere große Herausforderung für die Gewerkschaften. Eine Alimentierung lehnt Horn ab. "Damit wäre die Industrie ihre Verantwortung für entlassene Arbeitnehmer los. Die Menschen wollen aber Arbeit", sagte er.

Horn hob außerdem die "historische Bedeutung" des Tarifabschlusses im Februar hervor, der von großer Unterstützung in den Betrieben mitgetragen worden sei. Der Abschluss (4,3 Prozent mehr Lohn in der Metall- und Elektroindustrie) habe nicht nur materiell ein perfektes Ergebnis gebracht, sondern auch bezüglich der Arbeitszeit.

Die Mitgliederentwicklung bei der IG Metall bleibt laut Ingolstadts oberstem Metaller stabil, die Zuwächse seien 2018 jedoch geringer ausgefallen. Er führte das unter anderem darauf zurück, dass aufgrund von Kurzarbeit in der Autozulieferer-Branche keine Neueinstellungen stattgefunden hätten. Im September verzeichneten die Metaller rund 50700 Mitglieder. Die Ortskasse wies zum selben Zeitpunkt fast 3,5 Millionen Euro aus - etwas weniger als im Jahr zuvor.

Zum Ende seines Berichts informierte Horn darüber, dass er für die Neubesetzung des Bezirksleiterpostens der IG Metall Bayern im Gespräch sei. Eine endgültige Entscheidung darüber falle am 9. Oktober. Der 60-jährige Horn würde dann nach fast 19 Jahren von Ingolstadt nach München auf den Chefsessel wechseln. Wie bereits im Juli bekannt wurde, will der noch amtierende Bezirksleiter Jürgen Wechsler (62) seine Funktion aus Altersgründen im Oktober abgeben.