Karlshuld
"Die Menschen sollen vernünftig bleiben"

Karlshulder Geschäftsleute berichten, wie sie durch die Krise gekommen sind - Kurzarbeit und Soforthilfen

21.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:40 Uhr
Sie haben gut zu tun: Friseurin Tanja Kropp beim Haarschneiden im Salon Czapko in Karlshuld. Hoffnung darüber, dass der Abverkauf bei EP Priller so bleibt wie zurzeit, drücken die Inhaber Andrea und Christian Schlicker aus. Auf einer riesigen Verkaufsfläche bietet der Bambini-Babyfachmarkt alles an, was Eltern für ihren Nachwuchs brauchen. −Foto: Preckel

Karlshuld - Die Karlshulder Geschäftswelt hat die erste Corona-Welle überstanden.

 

Doch nun droht ein neuerlicher Anstieg der Fallzahlen und womöglich sogar ein erneutes Herunterfahren des öffentlichen Lebens. Wir haben uns in der Moosgemeinde in den Läden und Geschäften umgehört.

 

"Ich fürchte, es wird noch was kommen", sagt Christian Schlicker von EP Priller. Der Elektronik-Fachmarkt in der Hauptstraße war früher unter gleichem Namen in der Augsburger Straße im Ort beheimatet, wird aber seit 2014 von Christian Schlicker und seiner Frau Andrea geführt. Ab dem 20. März mussten auch sie wegen der Corona-Krise die Türen geschlossen halten. "Die Werkstatt jedoch lief weiter", erzählt Schlicker, der eigenen Worten zufolge nach den ersten Anzeichen der Pandemie schon damit gerechnet hatte, dass auch sein Geschäft in Mitleidenschaft gezogen wird. 14 Tage lang sei dann erst einmal alles wie tot gewesen, sagt der Inhaber, der drei seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken musste. Auch der Kundendienst sei davon betroffen gewesen, so Schlicker, denn die Kunden hätten nicht gewollt, dass bei Störungen an einem Gerät Techniker in ihr Haus kommen. "Allein die Angst, sich zum Beispiel von der Fernbedienung eines Fernsehers anstecken zu können, war zu groß", berichtet er. Später aber seien es die angenehmsten Kontakte gewesen, die er jemals gehabt habe. "Unsere Kunden waren einfach dankbar darüber, wenn jemand kam, etwa um eine Waschmaschine zu reparieren", sagt er. Auch noch nicht erlebt habe er eine Zeit wie nach dem Lockdown. Denn: "Die Kunden mussten wegen des Ansturms teilweise draußen warten," sagt Schlicker und hofft, dass es keinen erneuten Rückfall gibt. "Wenn es so bleibt, wäre es superschön. "

 

Von dieser Hoffnung spricht auch Patrick Seißler vom Babyfachmarkt Bambini. Seit dem Jahr 2014 wird dort in Karlshuld auf einer rund 1000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche alles angeboten, was Eltern eben für ihren Nachwuchs so brauchen. Schon vorher, nämlich seit 1994, verkaufte der Babyfachmarkt vor seinem Umzug ins Donaumoos seine Waren in Klingsmoos und in Neuburg. Seißler macht im Gespräch mit unserer Zeitung auf ein weiteres Problem aufmerksam. "Wir leben im Audi-Land", sagt er und meint damit das Beschäftigungsaufkommen beim Autobauer. "Wenn es denen nicht gut geht, kann es auch uns nicht gut gehen", erklärt er mit Blick auf seine Kundschaft aus der ganzen Region. In der schlimmsten Zeit habe der Fachmarkt sechs Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen, "aber das Gehalt wurde weiterbezahlt", fügt er an. Nach der Wiedereröffnung sei auf alle Fälle im Geschäft mehr los gewesen, so Seißler weiter. Daher blickt er positiv in die Zukunft. "Wir haben etliche Vorbestellungen", so Seißler. "Allein mit dem Verkauf von Kinderwagen sind wir bis Ende des Jahres sehr zufrieden."

Gleich am Anfang der Corona-Krise, als viele Betriebe schon dicht machen mussten, durften die Friseure zunächst geöffnet bleiben. "Da war auch nichts mit Mundschutz und so", erinnert sich Kai Czapko vom gleichnamigen Friseurgeschäft in Karlshuld. Die Friseur- und Kosmetikinnung Neuburg-Schrobenhausen habe aber schnell reagiert und ihren angeschlossenen Betrieben die Empfehlung gegeben, den Betrieb ebenfalls einzustellen. Aus Verantwortung gegenüber Kunden und Mitarbeitern, so Czapko weiter, sei er dem umgehend nachgekommen. "Wir dachten noch, Ende März wäre alles vorüber", sagt Czapko. Als Ministerpräsident Markus Söder aber am 30. März verkündete, dass Friseur-Betriebe zunächst bis 19. April keine Dienstleistungen erbringen dürften, sei guter Rat teuer gewesen. Er habe einen Antrag auf Soforthilfe gestellt und kurz darauf den Genehmigungsbescheid erhalten. Seine sechs Mitarbeiter seien dann in Urlaub gegangen, sagt er weiter. Der Ladenschluss habe dann jedoch bis zum 4. Mai angedauert. In der Zwischenzeit sei ihm aufgefallen, dass viele Kunden wohl selbst zur Schere gegriffen hatten und betrachtete das als Fachmann als "grausam". "Nach der Wiedereröffnung sind natürlich sämtliche Hygienevorschriften eingehalten", so Czapko. Dazu gehöre bis heute, dass keine Trockenhaarschnitte erfolgen dürfen. "Nach dem Ansturm in den ersten 14 Tagen hatten wir dann eine Sechs-Tage-Woche", so der Inhaber, der davon ausgeht, dass sich die Gesamtsituation bis Ende des Jahres wohl nicht ändern wird.

"Als systemrelevanter Betrieb sind wir von einer Schließung verschont geblieben", sagt Karola Distl von der Donaumoos-Apotheke in der Ingolstädter Straße in Karlshuld. Ein großes Problem sei anfangs aber die Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln und Masken gewesen. "Ab 15. März galt ja überall Maskenpflicht, aber Lieferungen sind noch ausgeblieben. " Eine Mitarbeiterin sei deshalb auf die Idee gekommen, selbst Masken anzufertigen und habe sich dann auch pausenlos an die Nähmaschine gesetzt. Erst nach Wochen, so Distl, habe sich die Situation langsam entspannt, so dass heute von einem Engpass bei Desinfektionsmitteln und Masken keine Rede mehr sein könne. Probleme seien jedoch oftmals bei verschriebenen Medikamenten aufgetreten. Hier sprach die Apothekerin Lieferengpässe der Pharmaunternehmen an, die bei einigen Präparaten noch heute andauere. Durch gelockerte Verträge mit den Krankenkassen sei die Versorgung der Patienten aber sichergestellt, sagt Distl. Ihrer Einschätzung nach glaubt sie nicht an einen zweiten Lockdown, warnte aber: "Ich wünsche mir, dass die Menschen vernünftig bleiben und Corona nicht auf die leichte Schulter nehmen. "

DK

Günter Preckel