Burgheim
Die Meinungen gehen stark auseinander

B16-Umleitung: Viele sehen das Verkehrsaufkommen in den Dörfern als Belastung, andere Anwohner stört es dagegen kaum

17.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:29 Uhr
Ralf Schmitt
Bereits am Freitag ruhten die Arbeiten an der B16 wieder. Der Verkehr in Richtung Donauwörth war übersichtlich. −Foto: Schmitt

Burgheim/Oberhausen - Seit Anfang Dezember laufen die Arbeiten an der in die Jahre gekommenen Gabionenwand entlang der B16 südlich von Unterhausen.

 

Anfangs wurde dazu die Bundestraße auf einer Länge von zirka 600 Metern halbseitig gesperrt und der Verkehr durch Ampeln geregelt. Seit einer Woche wird der Verkehr aus Richtung Donauwörth kommend umgeleitet. Über die Ortschaften Straß, Leidling und Sinning wird ab der Anschlussstelle Oberhausen wieder auf die B 16 geleitet.

Rainer Bienert ist direkt von der Umleitung betroffen. Sein Hof liegt am nördlichen Ortsausgang von Sinning. Er verzeichnet ein enorm gesteigertes Verkehrsaufkommen, vor allem an Schwerlastverkehr. Ein Problem sieht Bienert an der nahen Bushaltestelle. "Hier überqueren Kinder die Straße, da muss etwas gemacht werden", so Bienert. In Gesprächen mit der Gemeinde hat man auch schon mögliche Lösungen erarbeitet. "Wir haben da an einen Schülerlotsen gedacht. Aber auch eine zeitweise Verlegung der Haltestelle ist angedacht", informiert er. In diesem Zusammenhang lobt er die hervorragende Zusammenarbeit mit Oberhausens Bürgermeister Fridolin Gößl (CSU). Das ganze Problem der Umleitung sieht Bienert sachlich: "Die Reparatur muss sein. Außerdem ist es ein absehbarer Zeitraum. Was sollen denn die Ober- und Unterhausener Bürger sagen? Da ging die B16 Jahrzehnte lang mitten durch. " Bienert findet sogar einen positiven Aspekt in der Sache. "Wir sind das letzte Haus am Ortsausgang. An die 50er-Begrenzung hält sich da niemand. Manchmal denke ich wir wohnen an einer Rennstrecke. Jetzt mit den ganzen Lastwagen fahren alle langsam", erzählt er lachend.

Nicht ganz so locker sieht es Norbert Zinsinger, Ortssprecher von Leidling. Die Art und Weise, wie auf die Umleitung hingewiesen wurde, erregt dabei seinen größten Unmut. "Ich habe es aus der Zeitung erfahren. Ein solcher Umgang mit den Bürgern ist für mich eine reine Frechheit", erbost sich Zinsinger, der auch als direkter Anlieger betroffen ist. Was er gar nicht begreifen kann, ist der Zeitansatz, der für diese Maßnahme zu Grunde gelegt wurde. Nach seiner Rechnung, bei der er Strecke mit Arbeitstagen dividiert, kommt er auf "lächerliche" sechs Meter Tagesleistung. Dass die momentane Streckenführung alternativlos ist, sieht Zinsinger realistisch. "Aber dann muss man sich auch Gedanken machen, wie die Bauzeit so kurz wie möglich gehalten werden kann. Das ist hier anscheinend in keiner Weise der Fall gewesen. "

Nach seiner Meinung ist eine verstärkte polizeiliche Verkehrsüberwachung dringend erforderlich. "Angeordnete Geschwindigkeitsbegrenzungen, Verbote und Beschränkungen werden nicht eingehalten", ist Zinsingers Begründung dazu. Seine eindringlichsten Forderungen sind eine Überquerungshilfe, sprich, ein Zebrastreifen für Leidling, und die Aufhebung der Umleitung an den Wochenenden.

Franz-Xaver Lautner ist ebenfalls ein direkt betroffener Anlieger. Sein Anwesen liegt in Straß am Kreuzungsbereich Neuburger Straße und Lenbachstraße. Hier wurde die Vorfahrtsregelung geändert. Für seine Dachrinne wurde es auch vor der Umleitung schon öfter einmal "eng". "Das Eck ist ein richtiger Flaschenhals. Wenn sich da zwei Lastwagen entgegenkommen, reicht der Platz nicht aus", weiß er. Lautner hat für die Zeit der Umleitung Leitbaken erbeten. Die sind mittlerweile aufgestellt.

Die Stimmung im Burgheimer Rathaus ist alles andere als gut. "Viele Beschwerden über die vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt festgelegte Maßnahme landen bei mir und blockieren mich in meinen eigentlichen Aufgaben", so der offensichtlich verärgerte Bürgermeister Michael Böhm (CSU/JBB). Der hat aber mit dieser Umleitung noch ganz andere Probleme, als nur die aufgebrachte Volksseele aufklärend zu beruhigen. Ein praktikables Einsatzkonzept der Feuerwehren bei einem Unfall auf der Umleitungsstrecke oder der B16 bereitet Böhm Kopfzerbrechen.

Wesentlich mehr beschäftigt ihn die anstehende Kanalbaumaßnahme in Leidling ab Anfang April. Hier kommen nach Meinung des Rathauschefs "berechtigte" Bedenken auf. "Eventuell durch den Schwerlastverkehr entstehende Schäden an der Straße, und die schließe ich nicht aus, würden im Anschluss an die Kanalbaumaßnahme finanziell zulasten der Bürger gehen", so Böhm. Deshalb wurden von ihm umgehende Beweissicherungsmaßnahmen vom zuständigen Bauamt Ingolstadt gefordert, welche den aktuellen Zustand der Straße dokumentieren sollen. "Die Antwort, die ich darauf bekam, war mehr als unbefriedigend", so der Bürgermeister erbost. "Ich wurde darauf verwiesen, dass die Rechtslage keinerlei Handlungsspielraum zulässt, um meine geforderte Beweissicherung durchzuführen", so Böhm. Der Rathauschef sieht sich dadurch gezwungen, Kosten und Zeit aufzuwenden, um sich Rechtsberatung zu suchen. "Ich will und muss damit etwaige spätere finanzielle Nachteile für unsere Kommune und folglich die Bürger abwenden", so Böhm kämpferisch.

Nach einer Befragung sieht sich das verantwortliche Bauamt an straßenverkehrsrechtliche Vorgaben gebunden. Mit dem Rückbau der Gabionenwand nebst Erdwall fehlen die geforderten Sicherheitsvorrichtungen vor allem zur parallel verlaufenden Bahnlinie. "Wir werden in schnellstmöglicher Zeit wieder zu einer Ampelregelung kommen. Das kann allerdings frühestens Ende April der Fall sein", bedauert Elena Merk, die zuständige Abteilungsleiterin in Ingolstadt.

Wie unterschiedlich die Meinungen und Aussagen zu diesem Thema auch sein mögen, das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen, beziehungsweise geschrieben zu sein.

DK

Ralf Schmitt