Allersberg
Die Mauer bleibt

ABF-Fraktion will Abbruch durchsetzen, steht aber allein auf weiter Flur

24.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:52 Uhr

Sehr schmal: Gerhard Schneider demonstriert auf dem Weg zur Sitzung die Gehsteigbreite. - Foto: Mücke

Allersberg (HK) Regelrecht abgeschmettert hat der Marktgemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend einen Antrag der ABF-Fraktion, die Mauer an der Ostseite des Gilardiareals zur Gilardistraße hin abzubrechen und sie versetzt weiter im Innenhof wieder zu errichten.

Walter Penkert (ABF) hatte sein Anliegen schon mündlich in einer vorangegangenen Sitzung formuliert, jetzt den Antrag eingereicht und in der Sitzung am Montag sein Anliegen nochmals untermauert. Anlass sei das Gespräch mit einem Allersberger gewesen, so Penkert, der dort mit dem Schirm unterwegs war als ein Bus kam und ihn dermaßen bedrängte, dass der Schirm kaputt ging und er Angst bekam. Aus Sicherheitsgründen, so folgerte er, solle deshalb die Mauer abgebrochen werden und im Hof so errichtet werden, dass ein rund zwei Meter breiter Gehweg entstehe.

Der Gehweg sei notwendig für die spätere Nutzung des Gilardiareals und man solle vorbeugen, bevor etwas passiere, sagte Penkert. Das Anwesen würde damit auch aufgewertet, die Kosten für die Restauration der Mauer und deren Neubau würden sich seiner Einschätzung zufolge in etwa die Waage halten. „Sicherheit vor Denkmalschutz\", ergänzte er noch und betonte, dass der Charakter erhalten bliebe.

Mit dieser Einschätzung stand er aber allein. Denn schon Oskar Schöll (SPD) fand den Antrag nur „reif für die Papiertonne“. Seine Vorstellung ging dahin, Fahrbahn und Gehweg höhengleich einmal zu gestalten und die Straße zwischen Apotheke und Abzweigung Kolpingstraße zu beruhigen. Ulrich Karl (FW) sah die Mauer als einen Teil des Denkmals Gilardianwesen. Das hatte Architekt Michael Kühnlein auch vorweg abgeklärt. „Die Mauer ist historisch wichtig“, fasste er zusammen und sah einen Neubau auch kostenmäßig teurer.

Die Mauer sei auch Teil der beantragten Förderung, ein Abbruch mit Neubau sei nicht zuschussfähig, so Kühnlein. Die Mauer sei zwar nicht schön, gestand der Architekt ein, sei aber der Abschluss des Innenhofs nach Osten und werde für die spätere Nutzung gebraucht. Kühnlein hatte aber auch den Verkehr in Allersberg schon mehrfach beobachtet und dabei den Eindruck gewonnen: „Durch den Ort wird gebrettert, das ist ein heller Wahnsinn.“ Der Markt sei gut beraten, so seine Empfehlung, ein Verkehrskonzept zu erstellen und dabei auch die Rollen von Fahrverkehr und Passanten neu zu ordnen.

Der Denkmalschutz, so Kühnlein weiter, gelte für den gesamten Komplex als Gebäudeensemble. Dieser gebe vor, den barocken Kernbestand des Areals zu schützen. Die Mauer an der Ostseite des Gilardiareals sei der Rest eines kompletten Gebäudes, das im Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut worden ist. Im Rahmen der jetzigen Sanierung würden dort Garagen und Nebengebäude abgebrochen, weil diese nicht denkmalgeschützt sind und so im Innenbereich des Hofes eine Zone zum Verweilen geschaffen.

Kühnlein zeigte auch die im Zuge der Sanierung entstehenden Durchgangsmöglichkeiten im Gilardianwesen auf, unter anderem ein Durchgang vom Marktplatz in Richtung Süden. Und der Architekt sah es mit Bürgermeister Bernhard Böckeler als eine bessere Lösung an, später die Gilardistra-ße, die derzeit noch den Querschnitt einer Staatsstraße mit 6,5 Metern Breite hat, lieber zurückzubauen und eventuell sogar mit einem Baum eine künstliche Verschmälerung zu schaffen, um den Verkehr deutlich abzubremsen.

Das Landratsamt als Untere Denkmalschutzbehörde verlange, so bekräftigte Böckeler, dass die Mauer erhalten werde, weil sie zum barocken Kernbestand gehöre. Die Wiedereinsetzung von früher dort vorhandenen Fenster erfolge im Rahmen der Sanierung, ergänzte Kühnlein. Die Mauer nach hinten zu versetzen, sei nicht nötig, weil im Straßenraum genügend Platz vorhanden sei, schlussfolgerte daraus Roger Bitsch (SPD) und riet Penkert, nicht nur nachzudenken, sondern auch zuzuhören.

Und wenn die Sicherheit im Vordergrund stehe, so müsste dieses Stück Gehweg sofort gesperrt werden, zog Bürgermeister Böckeler ein weiteres Fazit. Bei der Abstimmung sprachen sich lediglich die drei anwesenden ABF-Ratsmitglieder für ihren Antrag aus, der Rest des Gremiums stimmte geschlossen dagegen.