Abenberg
Die Magie der Loreena McKennitt

Bezaubernden Gastspiel der Kanadierin krönt die 2019er-Festivalserie auf Burg Abenberg

15.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:30 Uhr
Klänge zum Dahinschmelzen, zum Genießen, zum Zuhören: Wellness für die Seele bietet Loreena McKennitt. −Foto: Hertlein

Abenberg (mht) Sehr bescheidener Abgang einer großartigen Künstlerin: Mit einem sanften Dankeschön und zwei Zugaben hat sich die kanadische Ausnahmekünstlerin Loreena McKennitt Sonntagnacht von ihren Fans verabschiedet und letztendlich mit ihrem grandiosen Auftritt samt vorzüglicher Band die Konzertserie 2019 auf der Burg Abenberg gekrönt.

Keine Applaus-Orgien, eher respektvoll ausgetragene Begeisterung im Publikum, die 62-Jährige scheint magische Kräfte zu besitzen, immerhin hält sie die drohenden dunklen Wolken in Schach - vorsorglich sind aber am Bierstand für alle Fälle Plastik-Regenponchos für zwei Euro im Angebot und Ohrenstöpsel für einen Euro vorrätig. Letztlich zwei überflüssige Angebote, der Sound ist prima abgemischt. Und wie schon gesagt: Loreena stoppt den Regen.

Eine halbe Europatour - von Griechenland ausgehend über die Türkei und Spanien - liegt hinter dem Sextett, jetzt stehen einige Open-Air-Auftritte an, dabei hat sich Abenberg zwischen Athen, Ankara, Madrid, Barcelona, San Sebastian, München, Berlin, Mailand, Rom. . . als fester Auftrittsort in der europäischen Tourszene etabliert. Viele Konzertwege führen zur Burg, auch die der jüngsten Abenberger Turmschreiberin, Schriftstellerin und Filmemacherin Tanja Kinkel, denn auch die gebürtige Bambergerin genießt Loreenas Auftritt.

"Der Prozess, ein neues Album zu erstellen, fühlt sich erst dann komplett an, wenn man die Chance hat, es mit den Menschen live zu teilen", sagte McKennitt im Vorfeld des fränkischen Gastspiels, "es sollte sich so anfühlen, als wenn man mit Freunden zusammensitzt. " So ähnlich kommt es einem auch vor. Loreena führt mit atemberaubender, klarer Stimme durch den Abend. Sie beginnt am Keyboard und wechselt dann zwischen Harfe, Bandoneon und Klavier hin und her, alles scheinbar mit der Leichtigkeit einer Feder und voller Würde.

Getragen, gestützt von exzellenten Mitstreitern. Präzise und fein abgestimmt, zudem erhalten Brian Hughes (Gitarre, Oud, Bouzouki), Hugh Marsh (Violine), Dudley Philips (Bass), Robert Brian (Schlagzeug) sowie Caroline Lavelle (Gesang, Cello, Flöte) genügend Spielraum. Die Rädchen greifen mühelos ineinander. Mittendrin souverän: Loreena, der Team-Player. Sie lässt gelegentlich die Blicke zum Burgturm schweifen, lächelt genüsslich dazu schwärmt von der "amazing" Atmosphäre und Location.

Es macht auch ihr Spaß, zweifelsohne. Weltmusik, Folklore, gemixt mit Pop. Keltisch-orientalische Klänge zum Dahinschmelzen, zum Genießen, zum Zuhören. Wellness für die Seele, egal welches der einzelnen Lieder - 20 an der Zahl. Die Violine, die Gitarre, das Cello fügen sich nahtlos ein, die Bouzouki duelliert sich mit den Klaviertasten, das Schlagzeug, nicht aufdringlich, bildet das Korsett. Kein elektronischer Schnickschnack, auch eine angenehme Seite des Abends.

Loreena berauscht, fesselt die Fans. Auf der meist in blauviolettes Licht getaucht en Bühne erzählt sie von ihren inspirierenden Entdeckungsreisen. Mit "The Mystic's Dream" steigt Loreena in den außergewöhnlichen Abend ein, irgendwann präsentiert sie eine bezaubernde Klang-Hommage an den Wallfahrtsort Santiago de Compostela und beschließt den offiziellen Teil mit dem Titelstück ihres jüngsten Werkes "Lost Souls". Ein verträumtes Stück, in dem die ganze Band nochmals brilliert. Von wegen verlorene Seelen, stattdessen dann doch der Hauch von Standing Ovations und natürlich entspannte Gesichter. . .