Ingolstadt
Die Mär vom schwarzen Panther

Der Sänger Fancy lebte einige Jahre in Pobenhausen und wurde durch seine Großkatzen bekannt

05.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:19 Uhr
Ein Mann mit vielen Facetten: Der Sänger und Komponist Fancy mit zwei Tigerbabys und in Tigerjacke. An der Seite von Pamela Anderson war er 2013 in "Promi Big Brother" zu sehen. −Foto: Mathis Beutel/privat

Ingolstadt/Pobenhausen (DK) Bebauungsplan Nr.

41 Pobenhausen-Schreineranwesen hieß es ganz lapidar in der Tagesordnung des Gemeinderats Karlskron. Vier neue Häuser sollen jetzt am Rand dieses kleinen Ortsteils entstehen, und nachdem ein Gutachter eine Geruchsbelästigung durch einen dahinter liegenden Schweinemastbetrieb verneint hat, steht dem Vorhaben nichts im Wege. Der Wind wehe nämlich von Südwest, heißt es.

Alles in allem also nichts Besonderes - so könnte man meinen. Bis im Gespräch mit Karlskrons Bürgermeister Stefan Kumpf eigentlich mehr so nebenbei ein Satz fällt, der aufhorchen lässt. "Da ist ja früher mal das Fancy-Haus gestanden", sagt der Rathauschef. Fancy. Irgendwo ganz hinten im Gedächtnis ist der Name abgespeichert. "War das der mit dem Panther? " Ja genau, der Schlagersänger mit den exotischen Tieren war das. Der wohnte nämlich früher in Pobenhausen und hat nicht nur mit seinen Liedern, seinen großen Brillen und einer gewissen Vorliebe für Ami-Boliden auf sich aufmerksam gemacht. Sondern auch mit seinem etwas ungewöhnlichen Lebensstil. Manfred Alois Segieth alias Fancy wurde am 7. Juli 1946 in München geboren. Schon als Gymnasiast an Musik interessiert, wirkte er ab 1970 als Musiker, Sänger, Komponist und Produzent, aber auch als Parodist und Zauberkünstler sowie als Designer von Diskotheken. Früh knüpfte er Kontakte in die Musikwelt, um die ihn so mancher heute beneidet: Nach den Angaben auf seiner Homepage waren ein Frühstück mit Jimi Hendrix in München (1967) und in Berlin eine Studio-Session mit Giorgio Moroder (1969) seine Schlüsselbegegnungen. Im Jahr 1984 gelang ihm mit der Single "Slice Me Nice" der kommerzielle Durchbruch in der internationalen Dance-Szene. Die Erfolgswelle hielt bis Ende der 80er-Jahre an, veröffentlicht und produziert hat er aber noch bis vor wenigen Jahren. Fancy leistet außerdem nach eigenem Bekunden humanitäre Hilfe für Straßenkinder in Transsilvanien und hat in der Slowakei ein Freigehege für Großkatzen errichtet, die in der Zivilisation geboren wurden.

Womit wir beim Thema wären. Denn Tiger, Löwen, Geparden, Panther und so weiter haben es Fancy offenbar angetan. Ende der 90er-Jahre war er für einige Jahre nach Pobenhausen gezogen, wo er am Ortsrand in einem eher unscheinbaren, mittlerweile abgerissenen Haus lebte, das innen komplett weiß gewesen sein soll, damit die goldenen Schallplatten besser zur Geltung kamen. Das Areal war umzäunt und ständig beleuchtet und gab natürlich Anlass für zahlreiche Spekulationen, wie sich Rathauschef Kumpf heute noch erinnert. Nach seinen Worten hat Fancy übrigens auch die erste Kirchturmbeleuchtung in Pobenhausen gezahlt. Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zu den Großkatzen, die den Musiker im Jahr 2000, als er im deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest knapp Stefan Raab unterlegen war, bundesweit in die Schlagzeilen brachten. Fancy hatte seinerzeit vorübergehend tatsächlich ein paar Großkatzenbabys auf seinem Grundstück gehalten und ließ sich immer wieder mit diesen Tieren fotografieren; am Gartenzaun prangte ein Schild mit der Aufschrift "Vorsicht Raubkatzen". Kein Wunder, dass er eines schönen Tages Besuch von der Polizei erhielt. Ein schwarzer Panther war angeblich bei Freinhausen, einem Ortsteil von Hohenwart, gesichtet worden. Und eine Vermutung ging dahin, dass das Tier ihm entlaufen sei, war er doch seinerzeit gut mit den weltbekannten Magiern Siegfried und Roy bekannt. Doch das Gerücht entsprach nicht den Tatsachen, wie sich herausstellte.

Der vermeintliche Panther zog freilich munter durch die Lande. Die Raubkatze wurde in diesem Sommer immer wieder mal gesichtet. Zeugen waren sich "absolut sicher", einen Panther gesehen zu haben und nicht etwa vielleicht doch einen großen schwarzen Hund. Selbst die Polizei startete nach Sichtungen glaubwürdig erscheinender Zeugen diverse Suchaktionen in den Wäldern bei Ebenhausen-Werk. Nur der Panther wurde nie gefunden. Kein Wunder, dass immer neue Gerüchte die Runde machten. Und was stimmt jetzt? Wie Insider erzählen, soll ein Jäger die Mär von dem Panther in die Welt gesetzt haben. Der Mann, so heißt es, war sauer über die vielen Menschen, die ihn und die Tiere in seinem Revier gewaltig störten. Um die fernzuhalten, soll er die Geschichte vom schwarzen Panther erfunden haben. . .

Bernhard Pehl