Pförring
Die Männer im Hintergrund

Stefan Pollinger und seine Bühnencrew sorgen für reibungslosen Wechsel der Bands beim Open Air

17.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr
Damit beim Auftritt einer Band deren komplette Ausrüstung rechtzeitig am richtigen Platz ist, arbeitet die vierköpfige Bühnencrew um Stefan Pollinger beim Open Air in Pförring auf Hochtouren – heuer am 21. und 22. Juli. −Foto: Kügel

Pförring (DK) Stefan Pollinger arbeitet zusammen mit drei Lustigen Kumpels (fast) im Verborgenen. Aber ohne ihn und die anderen Mitglieder der Bühnencrew würde beim Pförringer Open Air etwas Wichtiges fehlen: die Instrumente und die übrige Ausrüstung der Musiker, die bei dem Festival auftreten.

Seit 14 Jahren macht Pollinger (kleines Bild, Foto: Wölfl) den Job als „Bindeglied zwischen Bühnentechnikern und Musikern“, die letzten elf Jahre davon als „Cheforganisator“ des Backstage-Trupps, auch wenn der 35-Jährige gleich dazusagt: „Bei uns gibt es keinen Chef.“

Dass das Viererteam eine eingespielte Mannschaft ist, kommt Pollinger und den anderen dabei sehr zugute. Denn zum einen ist im Vorfeld der Bandauftritte schon ein gerüttelt Maß an Organisation notwendig, damit alles reibungslos abläuft. Und zum anderen ist zwischen den Auftritten von zwei Bands mindestens ebenso minuziöses und auch exaktes Arbeiten gefragt.

Während die Fans vor der Bühne einer Band zujubeln, wird – für die Zuhörer nicht sichtbar – auf derselben Bühne, allerdings hinter einem großen schwarzen Vorhang, mindestens ebenso hart gearbeitet wie von den Musikern vor dem Vorhang. „Es ist immer das komplette Equipment von zwei Bands auf der Bühne“, sagt Pollinger. „Aber auch nie von mehr.“ Denn dann wäre die Gefahr, Instrumente oder andere Ausrüstungsgegenstände zu vertauschen, einfach zu groß. Und wenn das Equipment nur einer Band auf der Bühne wäre, würden die Umbaupausen viel zu lange dauern. „So aber halten wir zu 98 Prozent die angepeilte Umbaupause von einer halben Stunde ein“, sagt Pollinger. Wobei ohnehin der Großteil dieser Zeit von den Bühnentechnikern für das „Anstöpseln“ und für den Soundcheck gebraucht wird.

Denn beispielsweise für den Aufbau des Schlagzeugs, der für die Bühnencrew der Lustigen Kumpels am zeitaufwendigsten ist, benutzen sie einen sogenannten Reiser, eine fahrbare Bühne, auf der sie das Drum-Set schon vorbereiten und es dann nur noch nach vorne schieben müssen.

Wenn dann eine Band mit ihrem Auftritt begonnen hat, das Equipment der Vorgänger aufgeräumt und das der nachfolgenden Gruppe aufgebaut ist, findet auch Pollinger Zeit, einer Band zumindest teilweise wie ein normaler Fan auf dem großen Festivalgelände zuzuhören oder auch zuzujubeln. Aber natürlich nur eingeschränkt. Denn einer aus der Bühnencrew muss immer ansprechbar sein. Und manchmal sind sie auch in das Programm eingebunden, wenn etwa einem Gitarristen ein Barhocker für ein Akustikstück gebracht werden muss. „Wir sind die Ersten, die draußen arbeiten, und die Letzten, die draußen arbeiten – wenn auch mit Pausen“, sagt Pollinger deshalb. Meist am Festivalfreitag von 13 bis 2 Uhr, am Samstag dann von 13 bis 3.30 Uhr. Denn die Headliner machen ihren Soundcheck oft schon nachmittags. Das kann dann schon auch mal ausufern.

Abba Again beispielsweise sei so begeistert von der familiären Atmosphäre in Pförring gewesen, dass sie aus dem Soundcheck quasi ein Privatkonzert fast in voller Länge für die anwesenden 20 bis 30 Lustigen Kumpels gemacht hätten, erinnert sich der 35-Jährige noch genau. Er habe daraufhin sogar eine WhatsApp-Anfrage aus dem benachbarten Münchsmünster bekommen, ob das Festival diesmal früher begonnen habe.

Oder die Band Fiddler’s Green, die schon einige Male in Pförring aufgetreten ist: Von den Bandmitgliedern hat die Bühnencrew sogar T-Shirts mit dem Aufdruck „Local Crew“ bekommen, weil sie sich bestens versorgt gefühlt hätten.

Vor allem die nicht so bekannten Bands sind laut Pollinger oftmals etwas perplex, was ihnen von den Lustigen Kumpels alles geboten wird. Denn: „Für uns ist jede Band gleich“, versichert er. Und für die Bühnencrew selbst seien Freude und Spaß am wichtigsten und gleichzeitig auch die Erfolgsfaktoren.

Diese Freude und diesen Spaß spüren offenbar auch die Musiker. Deshalb kann es durchaus vorkommen, dass es im Backstage-Zelt nach dem eigentlichen Ende des Festivaltags mal länger dauert. Ein Sänger – dessen Name Pollinger selbstverständlich nicht verrät – habe deshalb sogar mal seinen Flug verpasst und sei dann einfach wiedergekommen, erzählt er.

Pollingers Lieblingsband in Pförring? Der 35-Jährige, der bei Audi im Werkzeugbau arbeitet und auch noch Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Pförring ist, muss nicht lange überlegen: Liquido. Aber am meisten überrascht habe ihn Guildo Horn, der wie wild auf der Bühne herumgeturnt sei und dann während des Auftritts sich einen Weg quer durch die Zuschauermassen gebahnt habe, um ein Bier zu holen. Das Sicherheitspersonal ist fast ausgeflippt, fügt Pollinger lächelnd an. Aber Horn habe auch danach noch ohne Starallüren mit allen gesprochen und auch „die Pförringer Nussecken gelobt“.

KEINE  TASCHEN  UND  RUCKSÄCKE

Um eine größtmögliche Sicherheit auf dem Festivalgelände zu gewährleisten, haben die Lustigen Kumpels zusammen mit den zuständigen Behörden und Organisationen ihr Sicherheitskonzept überarbeitet. Wichtigste Änderung: Es sind keine Taschen und Rucksäcke mehr auf dem Gelände erlaubt.

Bernd Wölfl, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Lustigen Kumpels, verweist zudem angesichts nicht volljähriger Besucher, die ohne Eltern kommen, auf die Formulare „Vereinbarung zur Übertragung der Erziehungsberechtigung“ für Jugendliche unter 16 Jahren beziehungsweise auf das „Teilnahmeerlaubnis“-Formular für Jugendliche zwischen 16 und 18, die von den Minderjährigen ebenso wie ein Ausweis mitgebracht werden müssen.

Die entsprechenden Formulare gibt es wie auch weitere Infos etwa zu Park- oder Camping-Möglichkeiten unter www.oa-p.de. | nos