Neuburg
Die Lotsen haben den Überblick

Neuer Tower für 13 Millionen Euro auf Neuburger Natoflugplatz eröffnet

27.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr
Tower Neuburg −Foto: Frank, Klaus Peter, Hohenwart

Neuburg (DK) Die Maschinen auf dem Natoflugplatz in Zell werden ab jetzt von einem neuen Tower aus gelenkt. Gestern wurde das 13 Millionen Euro teure Gebäude in Anwesenheit zahlreicher geladener Gäste offiziell eröffnet.

Während vor dem großen Gebäude in Schiffsoptik Reden gehalten und von den Geistlichen Gunther Wiendl und Petro Stanko der kirchliche Segen erteilt wurde, wachten knapp 20 Meter höher die beiden Fluglotsen Patrick Hiemeyer und Steffen Zimmermann über den Flugverkehr. Eine Transall kam von Osten bei bewölktem Himmel herein, berührte kurz die Landebahn und hob dann mit sattem Brummen wieder ab. Reine Routine für die Besatzung im nagelneuen Tower. Der alte, auf den man vom Kontrollraum gut herunterschauen kann, war bereits in die Jahre gekommen, baufällig und obendrein zu nahe an der Startbahn. Jetzt beträgt die Distanz etwa 300 Meter, was der Sicherheit dient.

Im September 2013 war unter Regie des staatlichen Bauamtes Ingolstadt das neue Gebäude in Angriff genommen worden. Dann kam die Verzögerung: Im Bauwasser wurden Schadstoffe festgestellt, eine Filteranlage musste installiert werden. Die Arbeiten wurden dadurch um ein halbes Jahr zurückgeworfen. Diesen April war das Werk schließlich baulich vollendet, der Probebetrieb konnte beginnen. 25 Meter hoch, 2200 Quadratmeter Nutzfläche, die Flugbetriebsstaffel hat nun ein neues Zuhause. Voraussichtlich im kommenden Jahr werde der alte Tower zumindest teilweise abgetragen, kündigte Baudirektorin Barbara Thiel-Lintner vom staatlichen Bauamt Ingolstadt in ihrem Grußwort an.

Kommodore Holger Neumann fand: „Unser neuer Tower passt mit seinem außergewöhnlichen und markanten Erscheinungsbild sehr gut zu unserem außergewöhnlichen Verband. Seine Silhouette fügt sich sehr harmonisch in den modernsten Teil unseres Fliegerhorstes ein.“ Der Kontrollturm sei das Ergebnis einer exzellenten Zusammenarbeit verschiedener interner und externer Stellen über Wochen, Monate und Jahre, sagte Neumann, verbunden mit dem Dank an alle Verantwortlichen.

Doch die Lotsen in der Kanzel allein würden nicht ausreichen, die Eurofighter sicher in den Himmel zu schicken und bei fast jedem Wetter wieder landen zu lassen. Damit alles klappt, braucht man auch die Radarlotsen, die im Erdgeschoss untergebracht sind, und die Flugberatung, die Flugpläne entgegennimmt und die Piloten über den Zustand des Platzes und den sämtlicher Anlagen informiert. „Auch ganz wichtig für den Flugbetrieb sind unsere Wetterbeobachter“, erklärte Oberstleutnant Swen Jacob, der Kommandeur der Fliegenden Gruppe den Besuchern.

Die Wetterfrösche sitzen direkt unter der Kanzel. Nicht zuletzt gibt es noch den technischen Zug, der sich um Funk- und Radartechnik kümmert. „Sie sehen also: Das neue Towergebäude ist ein Gesamtwerk, nicht nur optisch, sondern auch funktional“, versicherte Jacob. Besonderes Lob und Anerkennung sprach Oberstleutnant Udo Weißflog, Chef der Flugbetriebsstaffel, seinen Kameraden aus, die sich mächtig ins Zeug gelegt haben, um zum Erfolg des Projektes beizutragen. Weißflog bedankte sich aber auch bei den Planern, die Ideen und Anregungen aufgriffen und umsetzten. „Nun stellt dieser Tower die Ausgangsbasis für mögliche zukünftige Verbesserungen der militärischen Flugsicherung dar“, sagte Weißflog, bevor das blaue Band durchschnitten und das Gebäude damit offiziell in Betrieb genommen wurde.

Für die zahlreichen Gäste, unter denen sich Militärs und politische Vertreter befanden, gab es im Anschluss Kaffee und Kuchen. Wer wollte, durfte auch einen Blick in die Kanzel des Towers werfen, die eine weite Sicht auf das Flugplatzgelände und die Umgebung gestattet.