Greding
Die Lösung heißt Ligapokal

BFV will mit neuem Wettbewerbsformat spielfreie Zeit füllen - und Aufstiegsplätze für die Saison 2021/22 verteilen

15.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:10 Uhr
Von einem möglichen Ligapokal-Wettbewerb profitieren könnte beispielsweise der SV Marienstein (blaue Trikots, hier im Spiel gegen den TSV Greding), der dadurch eine weitere Chance auf den Klassenerhalt bekommt. Das Tabellen-Schlusslicht der Bezirksliga Süd ist mit erst drei Zählern aus 18 Partien so gut wie abgestiegen. −Foto: Traub (Archiv)

Greding/Hilpoltstein - Die Fortsetzung der Fußballsaison 2019/20 im Bereich des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) ist beschlossene Sache.

 

Von der Bayern- bis zur Kreisliga sollen die ausstehenden Spiele etwa zur Hälfte noch in diesem Jahr, die andere Hälfte im kommenden Jahr ausgespielt werden. Aufgrund der fehlenden Spieltermine wird die Saison 2020/21 dann wie berichtet ausfallen, da im Sommer 2021 regulär mit der Spielzeit 2021/22 begonnen werden soll.

Die Anzahl der ausstehenden Spiele lässt indes erahnen, dass im Frühjahr ein Vakuum für die Vereine entsteht, weshalb der Verband in Lösungs-Arbeitsgruppen (LAGs) für die Bayern-, Landes- und Bezirksligen zu dem Schluss kam, einen Ligapokal ins Leben zu rufen. Für die Kreisebene ist in den kommenden Tagen eine ähnliche Lösung zu erwarten.

Ausgearbeitet hat der BFV ein Konzept für einen Pokal mit Vor-, Zwischen und Finalrunde (flexible Gestaltung je nach Pandemie-Verlauf möglich), der während der spielfreien Zeiten des Ligaspielbetriebs ausgetragen wird und zusätzliche sportliche Anreize bieten soll. In jedem Bezirk spielen die jeweiligen Ligapokal-Sieger zudem einen Bezirkssieger aus, der im Anschluss mit den sechs weiteren Bezirkssiegern in einer Relegationsrunde um insgesamt fünf direkte Aufstiegsplätze in die Landesliga kämpft.

Auf die Ergebnisse der regulären Saison hat der Zusatzwettbewerb keinen Einfluss. Sollte eine Mannschaft über den Ligapokal den Aufstieg schaffen, die bereits über die Liga den Sprung in die Landesliga erreicht hat, greift ein Nachrücker-Prinzip. Geht eine Mannschaft, die über die Liga absteigen würde, als Aufsteiger aus dem Ligapokal-Wettbewerb hervor, steigt diese nicht in die Landesliga auf, sondern hält als Belohnung die Klasse. "Wir wollen einen Wettbewerb mit hohem sportlichem Wert und vielen Spielen mit Derbycharakter, der sich zugleich flexibel gestalten lässt. All das bietet der Ligapokal. Natürlich ist der Wettbewerb kein vollständiger Ersatz für eine reguläre Saison, das ist uns bewusst. Wir befinden uns aber in einer außergewöhnlichen Situation - und aus dieser müssen wir das Beste machen", erklärte Michael Tittmann, der als Mitglied im Verbands-Spielausschuss die Arbeitsgruppe leitete.

Mit am Konzept beteiligt war auch der Spielleiter des Bezirks Mittelfranken, Thomas Jäger. "Uns war wichtig, dass wir den Vereinen dabei einen sportlichen Anreiz bieten. Man kann keinen Wettbewerb aufziehen, in dem es um die goldene Ananas geht. So können die Vereine aus meiner Sicht nur gewinnen. " Angestoßen wurde die Idee laut Jäger übrigens vom Bezirk Niederbayern. "Während Vereine in unseren Bezirksligen teilweise noch bis zu 14 Spiele zu absolvieren haben, sind es dort nur noch 8. Sollte sich die Lage wie erhofft entspannen, könnte die Saison in Niederbayern also schon früh zu Ende sein und dann hätten die Fußballer dort sehr viel Leerlauf, bis die neue Spielzeit los geht", sagt Jäger. Weil in den Bezirken noch unterschiedlich viele Spieltage zu absolvieren seien und man beispielsweise in Unterfranken witterungsbedingt noch länger spielen könne als in Niederbayern, könne jeder Bezirk für sich selbst entscheiden, wie er den Pokal genau ausgestalte. "Alles hängt selbstverständlich von den gesetzlichen Vorgaben ab und insbesondere davon, ob wir am 1. September die restliche Saison fortsetzen können oder nicht. " Erst danach könne der Bezirk detaillierter in die Planung einsteigen. Jäger ist aber optimistisch: " Ich denke, dass wir Anfang Juli Bescheid wissen, wie es konkret weiter geht. Der Bayerische Innenminister Joachim Hermann hatte zuletzt darüber geredet, dass ab Herbst vielleicht wieder Zuschauer in den Stadien zugelassen sind, von daher bin ich optimistisch, dass sich auch für die Amateurfußballer Lockerungen ergeben. "

Unabhängig davon sei der BFV-Bezirk Mittelfranken bezüglich des Pokal-Wettbewerbs total flexibel. "Es muss ja nicht zwingend ein Pokal mit Gruppenphase sein, notfalls tragen wir den Wettbewerb im K. O. -System aus, dann sind es nur vier Spiele, bis der mittelfränkische Sieger feststeht", sagt Jäger. "Und sollten wir doch erst im neuen Jahr mit der Restsaison 2019/20 beginnen können, fällt der Pokal eben ganz flach. Denn dann würden wir mit Hängen und Würgen gerade so die Bezirksligasaison 2019/2020 durchbringen. "

Entfallen könnte der Wettbewerb auch, wenn die Bezirksligisten dem Lösungsvorschlag nicht zustimmen. Die Vereine aus der Region werden sich wohl erst bei dem Webinar an diesem Dienstag (siehe grauer Kasten), genauere Infos einholen, und danach eine Entscheidung treffen.

Fabian Schäll, Trainer des TV Hilpoltstein, etwa wurde durch die Anfrage des HK am Montag das erste Mal mit den Gedankenspielen des BFV konfrontiert. "Ich muss sagen, dass ich schon etwas überrascht bin von den neuesten Plänen. Es spricht ja auch nichts dagegen, wenn Überlegungen zur Bewältigung der voraussichtlich sehr langen Saison stattfinden. Letztendlich laufen zwei Wettbewerbe nebeneinander, es bleibt die Frage, wie das alles zu handhaben ist. Ich hätte da schon gerne einen konkreten Plan. Wann, was und wie sind die Faktoren, die für mich zählen, So fehlt mir einfach der Überblick. " Auch wenn im Frühjahr kein Pokalwettbewerb mehr stattfinden sollte, befürchtet Schäll nicht, dass bis zum 30. Juni 2021 Spieler wegen des langen Zeitraums die Lust am Kick verlieren würden. "Für uns trifft das nicht zu, denn alle sind sportlich ambitioniert und brennen auf den ersten Anstoß, wann auch immer der sein mag. "

Gredings Trainer Jürgen Schmid muss sich die Mitteilung des BFV erst noch einmal in Ruhe zu Gemüte führen. "Zuerst wurde uns eröffnet, dass die Saison unendlich lang wird, jetzt kommt ein Bezirkspokal dazu. Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass der BFV uns bei Laune halten will. Ursprünglich wollte man die Saison 2019/2020 im Herbst in ein paar Wochen durchpeitschen, nun will man neben der Meisterschaft noch eine Pokalrunde einführen. Wann soll das Ganze über die Bühne gehen? Wie sieht das in der Praxis aus? Ist das sportlich, wenn ein hoffnungslos zurückliegender Verein mit dem Gewinn des Bezirkspokals nicht absteigen muss? Das verstehe ich ja überhaupt nicht", sagt Schmid. "Ich befürchte zudem, dass der 30. Juni 2021 bei einigen schon älteren Spielern den Gedanken aufkommen lässt, die Karriere zu beenden. "

Am Lösungsvorschlag für die Bezirksligisten mitgearbeitet haben neben BFV-Funktionären auch Vertreter von sieben bayerischen Vereinen. Dies waren Alois Wittenzellner (SpVgg Ruhmannsfelden, Niederbayern), Oliver Dotterweich (FC Oberhaid, Oberfranken), Hans Gietl (ESV Freilassing, Oberbayern), Klaus Assum (TSV Gersthofen, Schwaben), Maximilian Biehler (SC Luhe-Wildenau, Oberpfalz), Fabian Lämmermann (FC Hersbruck, Mittelfranken) und Heike Stephan (TSV Forst, Unterfranken). "Uns war wichtig, dass aus jedem Bezirk jemand dabei ist", sagt Jäger. "Die Vereine konnten sich entweder selbst bei uns melden und sagen, dass sie gerne daran mitarbeiten würden, andernfalls gab es die Möglichkeit, über die Ligasprecher jemanden zu finden. "

Vorstellbar sei laut Jäger im übrigen auch ein Ligapokal für die Teams auf Kreisebene. "Hier gestaltet sich die Umsetzung allerdings etwas komplexer, weil wir beispielsweise im Kreis Neumarkt/Jura insgesamt 22 Staffeln haben und auch sehr viele zweite Mannschaften dabei sind. Wir werden an diesem Dienstag auf dem Webinar zunächst die Kreisligisten darüber informieren. "

HK

Gerhard Hilllebrand