„Die Liebe zur alten Heimat ist es, die uns immer wieder kommen lässt“

22.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr
Eine Luftbildaufnahme von Schwarzwasser aus dem Jahr 1953 hat die Familie Rubick mitgebracht. Von links: Brunhilde Rubick, Ewald Seifert, Wilhelm Rubick, Zdenek Betak und Dolmetscher Peter Schöppel. −Foto: Rubick

Hilpoltstein/Roth (HK) „Ein herzliches Willkommen unseren Freuden aus Deutschland.“ Mit diesen Worten hat der Bürgermeister von Cerna Voda (Schwarzwasser), Zdenek Betak, eine Gruppe Heimatvertriebener empfangen.

Die Ortsbetreuerfamilie Brunhilde und Wilhelm Rubick aus Thalmässing führte 50 ehemalige Bewohner und Nachgeborene heim in ihre alte Heimat um den Altvater (Pradet). Mitreisende kamen aus dem Raum Süd- und Mitteldeutschland, insbesondere aus Mittelfranken und dem Kreis Roth-Schwabach.

Zunächst ging die Fahrt in die Ramsau (Ramzova). Während ein Teil zum Roten Bergsattel wanderte, fuhr der andere in den Bergwerksort Goldstein (Brunna). Helmut Gruner aus Hilpoltstein, dessen Vater aus Goldstein stammt, führte die Gruppe durch den gepflegten Ort mit einer sehenswerten Kirche und dem renovierten Schloss. Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung der Wallfahrtskirche „Zur Himmelfahrt der heiligen Jungfrau“, gelegen auf deinem Hügel bei Grulich (Kraliky).

Der nächste Tag begann mit einer Wanderung von Jauernig (Javornik) über die Kapelle St. Antonia zur Georgshalle im Krebsgrund. Die Georgshalle war früher ein Ausflugs- und Tanzlokal und wurde erst vor ein paar Jahren vor dem Verfall gerettet. Der weitere Weg führte nach Polen. Über die Ottmachau, Neisse und Ziegenhals ging der Weg wieder zurück in die Tschechei nach Niklasdorf (Mikulovice). Dann ging es den Weg zur Muna (frühere Munitionsfabrik), den die meisten Bewohner des Kreises Freiwaldau während der Vertreibung 1946 gehen mussten. In 48 Zugtransporten mit jeweils 40 Viehwaggons wurden ab dem 9. Februar 1946 insgesamt 51 499 Sudetendeutsche aus dem Kreis Freiwaldau aus ihrer angestammten Heimat verfrachtet.

Bei der abendlichen Diskussion im Schlesischen Haus kam die Beschaffung von Transportlisten zur Sprache. Alfred Winkler aus Öttingen berichtete vom Archiv in Freiwaldau. Er habe schon viel gestöbert und bereits eine Einwohnerliste von 1921 von Schwarzwasser erstellt. Viel schwieriger und umfangreicher sei die Einsicht in die Transportlisten. Alleine von einem Transport seien Tausende von Blättern zu sichten. Diese müssten fotografiert erfasst und am Computer bearbeitet werden. Dies würde sehr viel Geld kosten, berichtete Winkler. Aber da hapert es: „Weder für diese Aufgabe, noch für unser wichtiges Ziel, den Beitrag zur Völkerverständigung, stellen die Sudetendeutschen Institutionen Gelder zur Verfügung“, klagte Ortsbetreuer Rubick.

Nach dem sonntäglichen Gottesdienst in Schwarzwasser und zahlreichen Gesprächen ging die Fahrt den Ortsteil Schroppengrund (Rokling). Das denkmalgeschützte Kirchlein, Eigentum der Gemeinde Cerna Voda, wird dort nun auf Anregung der Landsleute in nächster Zeit vollständig renoviert. Trotz Zuschüssen kommen auf die Gemeinde hohe Kosten zu. Ortsbetreuer Rubick konnte berichten, das die Landsleute zur Renovierung der Kirche 3000 Euro gespendet haben.

Ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung war anschließend das gemeinsame Essen. Es sei ihm ein besonderes Anliegen, die Freundschaft und gute und angenehme Zusammenarbeit mit den Sudetendeutschen Landsleuten zu erwähnen, sagte Bürgermeister Zdenek Betak. Ein wichtiger und mittlerweile zur Tradition gewordener Teil im Jahresprogramm sei dieses Deutsch-Tschechische Treffen. „Heute sind Partnerschaften normal, das war nicht immer so.“

Man komme nicht, um Unruhe und Unfrieden zu stiften, oder jemanden etwas wegzunehmen, sagte Wilhelm Rubick. „Die Liebe zur alten Heimat ist es, die uns immer wieder nach Schwarzwasser kommen lässt.“ Anschließend übergab die Ortsbetreuung eine Luftbildaufnahme von 1953 von Schwarzwasser mit eingetragenen Hausnummern und die dazugehörigen Einwohnerlisten, an die Gemeinde.

Die nächste Heimfahrt nach Schwarzwasser ist vom 9. bis 13. August 2018 geplant.