Schrobenhausen
Die Liebe zum Lesen blieb

SZ TRIFFT Marga Hailer, die fast 30 Jahre lang einen Zeitschriftenladen betrieben hat

12.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:04 Uhr

Noch heute liest Martha Hailer täglich Bücher, am liebsten Romane über Australien. - Foto: Wöhrle

Schrobenhausen (SZ) Jeden Tag verbringt Marga Hailer viel Zeit mit Lesen – heute wie vor 60 Jahren. Die Zeitungslektüre gehört für sie noch immer genauso zu ihrem Alltag wie das Schmökern in einem ihrer vielen Bücher. Die 88-Jährige lebt seit Jahren zurückgezogen in ihrem Haus in der Kolpingsiedlung.

Die Beine mögen nicht mehr so recht, doch das Lesen klappt noch immer ohne Brille, sodass Marga Hailer ihre Lieblingsbeschäftigung bis ins hohe Alter beibehalten konnte.

Die Liebe zum Buch war es auch, die der Schrobenhausenerin einen Broterwerb bescherte. Ihr erster Mann Albert, der ebenfalls ein Bücherfreund war, brachte sie auf die Idee, eine Leihbücherei aufzumachen. Und so eröffnete sie 1954 im heimischen Wohnzimmer mit den eigenen Beständen eine Bibliothek, die schon bald gut ging. Als es daheim zu eng wurde, kam die Bücherei in einem Nebenzimmer des Gasthauses „Herzog Max“ unter.

Irgendwann dachte Marga Hailer, die damals noch Marga Rottenfusser hieß, daran, das Sortiment um Zeitungen und Zeitschriften zu erweitern, und so gründete sie 1959 ihr Schreibwarengeschäft in der Regensburger Straße 16. Später kamen Schreibwaren und Schulsachen und auch eine Lotto- und Toto-Annahmestelle hinzu. Der Laden lief gut. „Wir waren die ersten in Schrobenhausen, die Raketen verkauft haben“, erinnert sich Marga Hailer noch an die Zeit, als Silvesterartikel modern wurden.

Beim Führen ihres Schreibwarengeschäfts kam ihr zugute, dass sie in der Baywa den Beruf der Buchhalterin erlernt hatte. Der kleine Laden in der Regensburger Straße war ihr Lebensinhalt. „Ich bin nicht reich geworden, aber ich hatte mein Auskommen“, blickt sie zurück.

1968 starb ihr Mann Albert mit nur 36 Jahren an einem Herzinfarkt und sie musste allein zurechtkommen. Damals hat sie den Führerschein gemacht, um geschäftliche Dinge besser erledigen zu können. Fast 30 Jahre lang behielt sie ihr Geschäft, ehe es ihr Sohn übernahm.

1983 heiratete sie noch einmal. Mit ihrem zweiten Mann, dem Uhrmachermeister Anton Hailer, der schon zwei Jahre nach der Hochzeit verstarb, erlebte sie noch einmal eine schöne Zeit mit gemeinsamen Urlauben. Eine Reise würde Marga Hailer auch heute noch gerne machen. „Ich würde so gerne noch Australien sehen“, sagt sie. „Aber das wird wohl nicht mehr klappen.“