Ingolstadt
Die Lichtbildhauer

So manche Kunst am Bau in Ingolstadt wird erst bei Dunkelheit sichtbar

04.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:11 Uhr

Das gesamte Farbspektrum nutzt die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft für ihre Lichtkunst am Bau. Dabei geht es auch darum, den Gebäuden in der Nacht einen etwas anderen Charakter zu verleihen als am Tag. An der Richard-Wagner-Straße erstrahlen die beiden Europan-Gebäude nächtens in Blau und Grün (siehe auch rechts unten). - Fotos: Hauser

Ingolstadt (DK) Auch nachts könnte sich ein Spaziergang zu den Bauten der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft lohnen. Vielen Gebäuden verleiht die GWG mit ausgeklügelten Lichtinstallationen einen besonderen Charakter. Manchmal muss man genau hinsehen und ist dann umso überraschter.

Stahl und Beton sind die gängigen Materialen, wenn Häuser konstruiert werden. Manchmal bauen Planer und Architekten aber auch mit Licht. Vor allem bei der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) wird mit sogenannter Lichtarchitektur immer wieder Kunst am Bau geschaffen.

Dabei werden Leuchtelemente ganz unterschiedlich eingesetzt: Mal werden architektonische Akzente betont, an anderer Stelle eine fast mythische Stimmung erzeugt oder markante Hingucker geschaffen. "Damit soll in der Nacht ein neuer Ort geschaffen werden - mehr als nur eine beleuchtete Tagwelt. Für kurze Zeit soll etwas Besonderes, eine Illusion, eine Märchenwelt entstehen", sagt Landschaftsarchitekt Paul Melia, der für die GWG etliche solcher Projekte begleitet und selbst entworfen hat.

So mancher Bau bekommt nachts eine "eigene Persönlichkeit", heißt es bei der GWG. Etwa die beiden sogenannten Europan-Gebäude an der Richard-Wagner-Straße. Am Tag gleichen sie sich, nachts erstrahlt eines in Grün, das andere in Blau. Bei den Bewohnern der Häuser kommt das Farbkonzept gut an. Es steigert die "Identifizierung mit ihrer Wohnanlage", ist man bei der GWG überzeugt. Die beleuchteten Laubengänge verleihen den Bauten einen "großstädtischen Charakter". Der Entwurf des Architekturbüros Blauwerk aus München unterstreicht außerdem die Dynamik der vielbefahrenen Straße vor den Wohnanlagen, erklärt Melia.

Andere Lichtkonzepte sind weniger eindeutig. So schimmert seit Juli die Dachkante des Hochhauses im Minucciweg 2 in Blau. Von der Ferne aus gesehen - etwa von der Theodor-Heuss-Brücke - scheint das Lichtband über der Stadt zu schweben. "Ein Streifen ohne erkennbare Form", sagt Melia. Manch einer fragt sich wohl, was der Streifen bedeuten soll? Und damit ist eine Idee des Projektes schon verwirklicht: Das Licht bietet Gesprächsstoff.

In der Wohnanlage "An der Donau" im Konradviertel wird Licht eingesetzt, um eine angenehme Atmosphäre im Innenhof zu schaffen. Leuchtkugeln und Stäbe erhellen den Raum zwischen den Gebäuden. Auch der Wohnanlage an der Nürnberger Straße verleihen besondere Lampen einen eigenen Charakter. Sie bilden einen "Wald aus Kerzen", wie Melia sagt.

Fast unscheinbar - zumindest erst auf den zweiten Blick zu erkennen - ist eine Installation am Hochaus Weningstraße 35. Vor der Treppe zum Eingang liegen drei Buchstaben im Beet: K, I und M. Sie erinnern an den einstigen Namen des Gebäudes - KIM-Haus. In der Nacht leuchtet ein Streifen am Vordach über dem Eingang des Gebäudes. Wer bis unter den Vorbau geht und den Kopf in den Nacken legt, kann im Leuchtband den neuen Namen des Hochhauses lesen: Green House.

In der Goethestraße gibt es eine Lichtinstallation, die auch nicht auf den ersten Blick auffällt, obwohl sie an prominenter Stelle prangt. Über der Fahrbahn des ab 2007 neu gestalteten "Goetheplatzes" bilden mehrere Leuchten einen Sternenhimmel. Straßenlaternen gibt es in dem Abschnitt nicht. Wer von Osten her in die Stadt fährt, gleitet seit dem unter dem Sternhimmel hindurch in die Schanz.