Titting
Die letzten Arbeiten im Herbst

Die Mahd der Wiesen ist abgeschlossen - Jetzt folgt die Aussaat des Brauweizens

16.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:20 Uhr
Die Aussaat von Winterweizen ist eine der letzten Aufgaben, wenn sich der Herbst mit großen Schritten nähert. Doch Jakob Bösl muss auch noch einige der kleinen Flächen auf dem Pfleimberg pflügen, damit dort Ackerwildkräuter aufgehen können. −Foto: Bader

Titting - Der Herbst naht mit großen Schritten.

Jetzt gilt es für Jakob Bösl, die letzten Wiesen zu mähen und die letzten Saaten auszubringen. Je nach Witterung bleibt ihm dafür aber immer weniger Zeit.

Ende September war bei den letzten trockenen und sonnigen Tagen gerade noch die Zeit, die Wiesen zu mähen. Die letzte davon hat sich Jakob Bösl in Emsing vorgenommen. Während er in den vergangenen Jahren aus der gesamten Mahd Siloballen gepresst hat, hat er sich heuer zum ersten Mal entschlossen, die Ernte in die Trocknung zu fahren. "Da der Mais heuer recht schön war, gehe ich davon aus, dass ich die Siloballen nicht so schnell verkaufen kann", sagt Bösl. Zwar könne man die Ballen einige Zeit lagern, doch eben bei Weitem nicht so lange wie die in der Trocknung gepressten Grascobs.

Abnehmer hat Bösl bereits für einen Teil des Heus: "Ich liefere jedes Jahr an eine Pferdeklinik in Röttenbach - auch wenn ich mit dem Schlepper dorthin immerhin eine Stunde unterwegs bin. " Einen weiteren, wenn auch deutlich kleineren Teil braucht er für seine eigenen zwei Pferde und zwei Ponys. Ob sich die Entscheidung, die ganze Ernte dieses Jahr trocknen zu lassen, rechnet, wird sich allerdings erst nächstes Jahr zeigen.

Auf dem Pfleimberg, auf dem Bösl viele ökologisch wertvolle kleinere Ackerflächen nach den Vorgaben der Kulturlandstiftung Bayern bewirtschaftet, hat er inzwischen Roggen angesät. In den nächsten Tagen folgt Emmer. Er ist immerhin eine der ältesten kultivierten Getreidearten, wird aber inzwischen wegen des deutlich geringeren Ertrags kaum noch angesät. Doch der Ertrag ist auf dem Pfleimberg zweitrangig: Hier wird eh sehr dünn gesät, damit Ackerwildkräuter Licht und Luft zum Wachsen haben.

Auf dem Pfleimberg muss Bösl noch einige Flächen pflügen, damit der oft seit vielen Jahren tief in der Erde liegende Kräutersamen nach oben kommt und aufgeht. Auf einem Teil davon wird er bereits im März Sommergerste ansäen, im April folgt dann ein schmaler Streifen mit Kartoffeln.

Noch ist nicht klar, wie er der auf einigen Äckern stark wuchernden Quecke Herr werden soll. Jegliche Art von Unkrautbekämpfung ist auf den Äckern am Pfleimberg verboten.

Eine Lösung könnte laut Uwe Sachser von der Unteren Naturschutzbehörde in Eichstätt sein, auf den Flächen für mindestens zwei Jahre Klee anzusäen.

Sachser, der mit Bösl abspricht, welche Flächen am Pfleimberg für welche Kulturen genutzt werden sollen, erhofft sich von dem Kleeanbau eine deutliche Reduzierung des Unkrauts. Doch die Quecke ist ausdauernd und zäh, bildet lange unterirdische Rhizome, die selbst neue Wurzeln bilden können. "Ich gehe nicht davon aus, dass durch Klee die Quecke wirklich weniger wird", sagt Bösl. Er verspricht sich mehr davon, die Flächen tief umzupflügen, um die Wurzeln ganz nach oben zu fördern, wo sie vertrocknen. Erst in den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob Klee oder Pflügen einen größeren Erfolg zeitigt.

Jetzt ist außerdem die Zeit, die Flächen, die nächstes Jahr als Brache bleiben sollen, ebenfalls zu bearbeiten. "Hier darf ich im Frühjahr des nächsten Jahres nichts mehr machen. " Ob er pflügen, oder nur grubbern wird, was deutlich weniger ins Erdreich hineingeht, weiß er allerdings derzeit noch nicht. Grubbern hätte zudem den Vorteil, dass eine wesentlich einheitlichere Ackeroberfläche entsteht, auf der durch Wind und Wetter weniger der am Pfleimberg sowieso schon sehr dünnen Humusschicht abgetragen wird. "Wenn ich pflüge, werde ich deshalb auf alle Fälle noch einmal drübergehen, um den Boden etwas einzuebnen. "

Der Raps, den Bösl Mitte August gesät hat, hat sich indes schon gut entwickelt. "Hier bin ich recht zufrieden", sagt Bösl. Allein die Schnecken machen ihm Probleme, die besonders bei feuchter Witterung vermehrt kommen. Schneckenkorn, was hier Abhilfe schafft, verwendet Bösl allerdings sehr sparsam. "Ich habe hier mit dem Düngerstreuer am Ackerrand gerade einmal acht Kilogramm pro Hektar gestreut", sagt er. Rund einen Meter weit haben die Schnecken deshalb den Raps zum Großteil vertilgt. "Hier hätte ich das Schneckenkorn besser mit der Hand streuen sollen", so der 51-Jährige.

Eine der letzte Arbeiten in diesem Herbst ist die Aussaat des Brauweizens. Der unterscheidet sich erst einmal in nichts vom normalen Winterweizen, erfordert aber eine deutlich andere Pflege: "Der Brauweizen bekommt wesentlich weniger Stickstoff, damit sich auch weniger Eiweiß entwickelt", sagt Bösl. Außerdem darf auf den Flächen, auf denen später Brauweizen angebaut werden soll, vorher kein Mais angebaut werden. Dieser begünstigt nämlich die Entwicklung von Fussarien, also Schlauchpilzen, die nicht ins Bier kommen sollen.

Der Weizen wird bei der Anlieferung bei der örtlichen Brauerei Gutmann einer genauen Kontrolle auf diese Pilze unterzogen. "Hier werden Proben genommen, um zu sehen, wie viele Fussarien sich in dem Erntegut befinden", sagt Bösl. Beim Säen des Winterweizens muss aber nicht nur er sehr genau auf den guten Anbau seines Weizens achten, sondern auch die anderen Mitglieder der Erzeugergemeinschaft, die die Brauerei beliefern. "Nur wenn wir saubere Ware abliefern, bekommen wir auch unser Geld. "

Sollte die Fussarienbelastung höher sein, wird es schwierig. "Was wir anliefern, ist durchmischt, man kann also die Teillieferungen, die nicht so sauber sind, im Nachhinein nicht ausfiltern. Wir haben zwar von jeder Fuhre eine Probe, so dass wir nachvollziehen könnten, von welchem Acker es kommt, aber das ist teuer und aufwendig. " Deshalb gelte es, auf allen Äckern, auf die Brauweizen gesät wird, vorher nur Raps, Klee oder Erbsen anzusäen.

Hier müssen alle Landwirte der rund 20 Betriebe in der Erzeugergemeinschaft gut zusammenarbeiten. Dafür haben sie dann aber auch den Vorteil, dass die Brauerei ihnen die komplette Ernte abnimmt. Bösl glaubt allerdings nicht, dass der Weizen der Erzeugergemeinschaft ausreicht, um den Bedarf der Brauerei zu decken. "Hier müssen sie wahrscheinlich etwas zukaufen. "

Das bestätigt Brauereichef Michael Gutmann. "Wir bekommen einen großen Teil von der Erzeugergemeinschaft und von unserer eigenen Landwirtschaft. Einiges davon können wir in unserer Mälzerei verarbeiten. Wenn wir dann mehr Malz brauchen, kaufen wir es zu, schauen aber darauf, dass es aus der Region ist. " Wenig anders ist es bei der Braugerste: Hier reicht die Braugerste der Erzeugergemeinschaft zusammen mit der Ernte aus der eigenen Landwirtschaft der Brauerei meist aus.

Michael Gutmann erklärt auch gleich, warum insbesondere der Brauweizen mit weniger Stickstoff auskommt: "Die Bäckerei braucht mehr Eiweiß, damit der Teig besser aufgeht, beim Brauen ist das richtige Verhältnis von Eiweiß und Stärke wichtig", sagt Gutmann. "Nur so bekommen wir eine schöne Schaumkrone und das Bier ist vollmundig. " Der positive Nebeneffekt der Stickstoffreduzierung: "Es kommt eben viel weniger in den Boden. "

Die Erzeugergemeinschaft hat sich bereits seit Längerem für Nachhaltigkeit zertifizieren lassen. Und hier ist Bösl froh, dass die Brauerei bei sogenannten Nachhaltigkeitstagen die Referenten stellt. "So eine Veranstaltung bringt einem wirklich etwas", sagt er. Zusätzlich zu diesen Nachhaltigkeitstagen gibt es für die Landwirte bei einer Feldbegehung auch immer wieder Tipps vom Amt für Landwirtschaft. "Da lernen wir, wie man einen Pilzbefall bei Raps schnell erkennt, oder erfahren etwas über den Kalkbedarf des Bodens, was für die Wasseraufnahme wichtig ist. "

Obwohl Bösl und seine Kollegen selbst seit vielen Jahren Experten auf ihrem Gebiet sind, sieht Bösl solche Veranstaltungen rundum positiv: "Wir sind schließlich alle schon 20 Jahre aus der Schule raus - und nur so können wir auch mit der Zeit gehen, was für die Landwirtschaft sehr wichtig ist. "

EK