Eisenhut
Die lange Reise eines offenbar sehr begehrten Schnitzwerks

Die sogenannten "zwölf Apostel" von Eisenhut wurden zweimal gestohlen

13.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr

Ein besonderes Bildnis: Die sogenannten "zwölf Apostel" beziehungsweise der "Tod Mariens" - einst in St. Magdalena in Eisenhut. - Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München

Eisenhut (SZ) Am kommenden Sonntag findet in der Gerolsbacher Filialkirche St. Magdalena im Weiler Eisenhut das jährliche Pfarrfest statt. Dies gibt Gelegenheit, wieder ein Thema aus der langen Geschichte dieses Kirchleins aufzugreifen; nämlich die Sache mit den sogenannten "zwölf Aposteln".

Heute ist im Bereich der Pfarrei Gerolsbach kaum mehr bekannt, dass dieses Gotteshaus gleich zweimal wegen eines Kunstwerkes, das im Volksmund als die "zwölf Apostel" bezeichnet wird, ausgeraubt wurde. In der sakralen Kunstgeschichte wird dieses Werk als "Tod Mariens" bezeichnet.

Dieses farblich gefasste Holzrelief stammt aus der Zeit um 1500, also aus der Epoche der Gotik und zeigte die sterbende Gottesmutter im Bett liegend. Umgeben war sie von den zwölf Aposteln als Sterbebegleiter. Davon rührt auch die volkstümliche Bezeichnung "die zwölf Apostel" her.

Dieses Schnitzwerk war aus einem Stück Holz gefertigt, etwa 85 Zentimeter lang, zirka 45 Zentimeter hoch und es hatte ungefähr eine Dicke von 13 bis 14 Zentimetern. Aufgestellt war es ursprünglich auf dem rechten Seitenaltar der Eisenhuter Kirche. Das Jahr 1927 sollte erstmals schicksalhaft für die "zwölf Apostel" werden. Damals wurden sie nämlich aus der Kirche geraubt. Durch rasch eingeleitete polizeiliche Maßnahmen konnte das Relief noch im selben Jahr bei einem Münchner Kunsthändler sichergestellt werden. Er hatte es nach seinen Angaben von einem unbekannten Verkäufer für einige hundert Mark erworben. Der tatsächliche Wert wurde damals auf 3000 bis 5000 Mark geschätzt. Nach der Sicherstellung kam der "Tod Mariens" ins Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München, wo das Kunstwerk fachgerecht restauriert und dabei vor allem farblich neu gefasst wurde.

Den schlechten Zustand vor diesen Restaurationsarbeiten gibt die nachstehende Abbildung recht deutlich wieder. Anders als zu erwarten, kam das sakrale Stück anschließend aber nicht nach Eisenhut zurück, sondern wurde nach dem Willen des damaligen Ortsgeistlichen, Pfarrer Josef Heim, aus Sicherheitsgründen in der Pfarrkirche von Gerolsbach aufgestellt. Mit dieser Lösung konnten sich die Gerenzhauser und Eisenhuter nicht so recht anfreunden. Sie wollten ihre "zwölf Apostel" doch wieder in Eisenhut haben. Schließlich gab Pfarrer Heim nach, und das Kunstwerk kam zurück an seinen angestammten Platz. Leider sollte das Sprichwort "gut gemeint ist nicht immer gut" auch für die "zwölf Apostel" auf tragische Weise zutreffen. Denn allzu lange durfte das zurückgekehrte Kunstwerk St. Magdalena nicht zieren, denn eines Tages war es erneut verschwunden. Der genauere Zeitraum des zweiten Diebstahls konnte bisher nicht ermittelt werden.

Seit diesem zweiten Kunstraub ist St. Magdalena um sein angeblich wertvollstes sakrales Kunstwerk ärmer. Trotzdem hat das Kirchlein noch sehr viel Sehens- und Bewundernswertes, wovon sich die Besucher/innen am kommenden Sonntag beim Pfarrfest in Eisenhut ausgiebig überzeugen können.

Für den vorliegenden Beitrag hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München Unterlagen einschließlich der Abbildung dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.