Geisenfeld
Die lächelnde Majorin

Kathrin Kuchler hat bei den Gardemädels die Hosen an – mit sanfter Stimme und sehr viel Charme

20.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:45 Uhr

 

Geisenfeld (GZ) Im Fasching ist alles ein wenig anders. Da strahlt ein Befehlshaber nicht militärische Strenge, sondern charmanten Glamour aus. So wie Gardemajor Kathrin Kuchler von der Geisenfelder Faschingsgesellschaft, deren Lächeln seit zwei Jahren ein Markenzeichen der Truppe ist.

Auch was die Statur betrifft, entspricht die 21-Jährige nicht dem gängigen Bild. Zierlich, ja fast zerbrechlich wirkt sie. Und dieses Persönchen mit der sanften Stimme hat die Befehlsgewalt über 22 Tänzerinnen und Tänzer? „So ist es“, meint die Gefragte lachend. In ihren dunklen Augen blitzt der Schalk auf. Sie hat Humor. Vielleicht ist er ja das Geheimnis, wenn man eine närrische Truppe durch die fünfte Jahreszeit führen möchte.

Natürlich braucht es zudem jede Menge Erfahrung. Und die hat „Frontfrau Kathi“ auf alle Fälle. Schließlich begann sie ihre Karriere bereits mit elf Jahren bei der TV-Kindergarde. Kaum erwachsen, wechselte das einstige Gardemädchen zur GFG, wo sie nach einer Amtszeit als Prinzessin (mit „Gemahl“ Maximilian) nun seit zwei Jahren in besagter Rolle als Gardemajorin und Tanztrainerin aktiv ist.

Was genau bedeutet dieser Job? „Man steht in der ersten Reihe und gibt den Takt an“, sagt die Vorzeigefrau, die immer vorausmarschiert, wenn ein Auftritt angesagt ist. Und das in der Saison an Wochenenden oft mehrfach am Tag. Allein für den glamourösen Look – „der sonst gar nicht mein Ding ist“, wie sie gesteht – braucht es für die routinierte Maske rund eine halbe Stunde. Bis die Wimpern kleben und der Glitzer sitzt. Hinter ihrem derart in Szene gesetzten Strahlen verbirgt sich „oft eine gewisse Angst, ob auch alles klappt“, verrät die junge Frau, dass sie nie frei von Lampenfieber ist.

Und das, obwohl sie mit „ihren“ Mädels und Burschen – unterstützt von einem externen Trainer für die Hebefiguren – eifrig übt. Die Choreografie stammt jeweils von einem Profi, sie selber sorgt für das Verfestigen der Schritte und Abläufe. „Wobei die Synchronisation der vielen Beine einer der Knackpunkte ist“, meint sie mit einem verständigen Lächeln. Wer selber mittanzt, weiß eben, dass manches nicht so leicht ist, wie es aussieht. „Was beim steten Wiederholen hilft, ist das supergute Klima, das wir untereinander haben“, verweist sie auf den Motivationsfaktor Nummer eins bei der GFG.

Zu den Aufgaben der gelernten Kauffrau für Bürokommunikation zählen noch etliche andere, zeitraubende Pflichten: Als Trainerin organisiert sie die Übungsräume (beim Graf oder in der TV-Halle), als Schriftführerin des Vereins führt sie das Protokoll und bei einem karnevalistischen Heimspiel wie dem Galaball heißt es „Ärmel hochkrempeln“ und schuften wie jeder andere im Team. Manchmal muss sie bei kleineren Verletzungen oder Problemen „erste Hilfe leisten“ und „Zickereien schlichten“. Was, wie sie betont, doch eher selten vorkommt und meist der Aufregung vor einem Auftritt geschuldet ist. Ach ja, und dann gehört noch „das Nerven von Simon“ zu ihrem Alltag. Das nämlich ist ihr Freund, der die Kasse der GFG verwaltet. Und da sei sie diejenige, die mit den größten Rechnungen antanzt. Denn zu ihrem Job gehört „ganz nebenbei“ der Bereich Kostüme. Mit dem professionellen Schneider-Duo Josephine und Katharina Raith gemeinsam entwerfe sie neue oder verschönere die alten Modelle, erklärt sie.

Viel Stress, für den sie als Lohn „den Zusammenhalt in der Truppe und das Lob des Publikums nach der Vorstellung“ genießt. Etwa wenn das Ingolstädter Fernsehen nach der Nacht der Garden im Stadttheater über die Geisenfelder Garde sagt: „Sie kamen, sahen und siegten.“ Das tut gut.

Manches könnte sie nicht leisten, wenn ihr Papa nicht ihr größter Fan wäre. Der ist nämlich zugleich ihr Arbeitgeber. Als solcher lässt er sie schon mal früher aus dem Büro im familieneigenen Gartenbaufachbetrieb huschen, wenn’s der Fasching nötig macht.

Zu den Höhepunkten der Saison zählt für Kathrin neben den vereinseigenen Bällen und dem Lichtmess-Markt-Auftritt der Schützenball in Niederlauterbach. „Da ist die Stimmung einfach immer super.“ Als nächstes steht neben etlichen Gastvorstellungen bei befreundeten Garden das große Gardetreffen in der Anton-Wolf-Halle an. Am 25. Januar ist dort ab 12 Uhr nicht nur die Geisenfelder Narrenzunft nebst regionaler Garden zu sehen (siehe nebenstehenden Bericht).

Gibt es da noch Raum für sonstige Hobbys? „Nein“, meint die passionierte Tänzerin und ergänzt: „Nach der Saison ist vor der Saison.“ Dabei denkt sie an Aufgaben wie „Lager bei Mama in der Birkenheide aufräumen, Kostüme auf Vordermann bringen und Ideen sammeln fürs nächste Jahr“. Und wenn mal grad nichts los ist, dann tut Faulenzen und Rumhängen auch mal gut. Sagt’s und hat dieses Strahlen um die Augen. Ganz ohne Glitzer, aber so richtig von innen heraus.